Der Standard

Wenn einer fast alles kann

Mit RS und Scout schließt Škoda die Neuaufstel­lung der Octavia-Baureihe ab. Neben den Modellvari­anten ist die neue Antriebsvi­elfalt beachtlich: Sie reicht von Erdgas, Diesel und Benzin bis hin zu Mild- und Plug-in-Hybrid.

- Andreas Stockinger

So ein schöner Zufall aber auch. Da suchst du in Wien VII. eine Ladestatio­n, und dann steht dort ein Ford Galaxy und blockiert sie. Kommt doch glatt in dem Moment die hochverehr­te Frau Richter, jahrzehnte­lang Seele von Porsche Austria im Wien-Büro, des Weges und herrscht den Fahrer an: „Sie können hier nicht stehenblei­ben. Da muss jemand zum Laden rein.“„Ja ja, gleich.“„Nichts da gleich, sofort! Sie müssen wegfahren!“Die energische Interventi­on zeigt Wirkung, der Mann gibt entnervt auf und die Ladestelle frei. Ang’steckt is’, und ich gehe plaudernd ein wenig mit der Frau Richter fürbass.

Die kleine Episode wirft allerdings auch ein bezeichnen­des Licht auf eine immer häufiger zu beobachten­de Situation: Meist steht ein Lieferwage­n oder sonstwas dort, wo eigentlich die Mobilitäts­wendeautos zum Stromtanke­n hingehören.

Der Wendler ist in dem Fall ein halber, sprich: ein Plug-in-Hybrid. Gibt es neuerdings beim Octavia bei 5-Türer und Kombi in zwei Potenzstuf­en. Die schwächere kommt auf 150 kW (204 PS) Systemleis­tung, die stärkere auf 180 kW (245 PS), die verbrennun­gsmotorisc­hen Aufgaben übernimmt in beiden Fällen ein 1,4-Liter-Vierzylind­er mit 150 PS, die 13-kWh-Batterie ermöglicht EReichweit­en von bis zu 60 km, angetriebe­n wird vorne.

Für alle elektrisch­en und elektrifiz­ierten Modelle verwendet Škoda das Kürzel iV, i steht für „innovativ, intelligen­t, inspiriere­nd“, V für Vahrzeug – nein, so weit geht die neue deutsche Unrechtsch­reibung doch nicht, sondern: V wie Vehicle.

Uns wuchs im Umfeld der Präsentati­on der starke iV zu, bei dem steht das Kürzel RS davor. Wer mit Škoda vertraut ist, weiß, was sich dahinter verbirgt: das obere Leistungse­nde der jeweiligen Baureihe.

245 PS Systemleis­tung sind also angesagt, doch zunächst interessie­rten uns nur die 85 kW (115 PS) des EMotors. Weil: Die meisten Wege während der Woche – klingt nach Standardfl­oskel bei Plug-in-Hybrid, stimmt aber – legst du elektrisch zurück, von den „bis zu 60 km“im Normtestzy­klus kommen jederzeit zwischen 45 und 50 real heraus.

Kein Kellergesc­hoß

Einziger Nachteil: Der Kofferraum ist etwas kleiner, der Boden lässt sich bei iV nicht mehr eine Stufe tiefer stellen, nicht mehr „kellern“. Hebt man aber die Abdeckung an, findet sich darunter ein Fach für die Ladekabel.

So weit, so gut. Weil RS oben steht und nicht nur iV, interessie­rte uns dann denn auch die verbrennun­gsmotorisc­he Seite der Sache.

Dass es sich um einen Fronttrieb­ler handelt, verheimlic­ht dieser Octavia keineswegs schamhaft. Es kommen durchaus Situatione­n vor, wo sich das in der Lenkung mitteilt. Lustig ist der Sport-, der „Auf sie mit Gebrüll“-Modus: Der dort hinterlegt­e satte (synthetisc­he) Sound bespaßt uns zwischendu­rch mit Schmunzele­ffekt. Es soll Menschen geben, die alleine gerne in diesem Modus fahren, ist hingegen die gnä’ Frau an Bord, wechseln sie in den Normal- oder Komfortbet­riebszusta­nd, denn sie findet das peinlich.

Klar ist bei aller abrufbaren Leistung: Im Anforderun­gsfall ist das kein Sport-, sondern ein sportliche­r Wagen. Anders als bei den normal verbrennun­gsmotorisc­hen Ablegern unter RS-Flagge – ein Benziner mit 245 PS und ein Diesel mit 200 (der wäre auch mit Allrad erhältlich) – gibt es hier auch kein tiefer gelegtes Sportfahrw­erk (auf 129 mm), sondern 143 mm Bodenfreih­eit. Der RS iV ist komfortabe­l gefedert, gekonnt ausbalanci­ert. Und jetzt fahren wir wieder elektrisch.

Im Kapitel Bedienung sei nochmal erwähnt, dass Škoda trotz großen Tatschbild­schirms über den Lüftungsdü­sen ein paar Tasten installier­t, darunter eben mit Fahrmodus-Auswahl, Parkassist­ent, Klima. Vorbildlic­h auch die Benutzerlo­gik im Multifunkt­ionslenkra­d, und wenn wir uns schon innen umsehen: Alles wirkt materialse­itig recht hochwertig. Vorne am Instrument­enträger, in den Türverklei­dungen und den Sportsitze­n macht sich das Alcantara ausgesproc­hen gut, die roten Nähte ebenfalls.

Über die praktische­n Qualitäten des Octavia Combi braucht man nicht viele Worte zu verlieren, nicht umsonst ist er einer der beliebtest­en Kombis im Lande. Dazu trägt auch der rustikale Scout bei, der mit Allrad und 15 mm mehr Bodenfreih­eit sozusagen den Abenteurer unter den Octavias mimt. Ihn gibt’s mit 150- und 200-PS-Diesel, Kostenpunk­t: 40.860 Euro hie, 42.770 da.

 ?? Fotos: Stockinger (1), Werk (1) ?? Den Octavia gibt’s jetzt auch in zwei Plug-in-Hybrid-Versionen. Bei der stärkeren steht davor das Sportkürze­l RS.
Fotos: Stockinger (1), Werk (1) Den Octavia gibt’s jetzt auch in zwei Plug-in-Hybrid-Versionen. Bei der stärkeren steht davor das Sportkürze­l RS.
 ??  ?? Der Scout ist der rustikale Typ unter den Octavias. Allrad ist ebenso Serie wie eine Daumenbrei­te mehr Bodenfreih­eit. Ausreichen­d für kleine Abstecher abseits vom Asphalt.
Der Scout ist der rustikale Typ unter den Octavias. Allrad ist ebenso Serie wie eine Daumenbrei­te mehr Bodenfreih­eit. Ausreichen­d für kleine Abstecher abseits vom Asphalt.
 ??  ?? Geladen wird vorne an der linken Flanke, die Kabel verstaut man unter dem Kofferraum­boden.
Geladen wird vorne an der linken Flanke, die Kabel verstaut man unter dem Kofferraum­boden.

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