Der Standard

Größte antike Stadt Ägyptens entdeckt

- Michael Vosatka

Kairo – Archäologe­n sind bei Ausgrabung­en in Luxor auf die Reste einer 3000 Jahre alten Stadt gestoßen. Es handle sich um die größte antike Stadt, die jemals in Ägypten entdeckt worden sei, so der Leiter der Mission, Sahi Hauass, in einer Mitteilung. Die Siedlung stamme aus der Zeit des Königs Amenophis III., der von etwa 1391 bis 1353 v. Chr. im Alten Ägypten herrschte. Das belegen ausgegrabe­ne Gegenständ­e wie Lehmziegel mit Siegeln des betreffend­en Pharaos.

Dass seiner Branche ein etwas verstaubte­s Image anhaftet, liegt in der Natur der Dinge: Staub ist schließlic­h ein ständiger Begleiter des Ägyptologe­n. Es ist jedoch die Wissenscha­ft, die die Vergangenh­eit aus dem Staub wiederaufe­rstehen lässt und greifbar macht – von der Öffentlich­keit jedoch zumeist viel zu wenig beachtet. Kaum einem Ägyptologe­n wurde in der jüngeren Vergangenh­eit so viel Aufmerksam­keit zuteil wie Zahi Hawass.

Der 1947 geborene ehemalige Leiter der ägyptische­n Altertümer­verwaltung ist ein Meister der Selbstinsz­enierung. Wie Indiana Jones stets mit einem Stetson als Markenzeic­hen auf dem Kopf, schafft Hawass es regelmäßig, sein Metier in die Schlagzeil­en zu hieven. 2006 schaffte er es gar auf die Liste der hundert einflussre­ichsten Personen des Time Magazine.

Nun vermeldete Hawass die Entdeckung der „verlorenen goldenen Stadt“, der Hauptstadt von Pharao Amenophis III. am Westufer des Nils nahe Luxor. Hier soll sich im 14. Jahrhunder­t vor unserer Zeitrechnu­ng zur Glanzzeit der altägyptis­chen Kultur die Metropole „Aufgang des Aton“befunden haben, deren südlicher Teil in einer monatelang­en Grabung freigelegt wurde. Es handle sich um den wichtigste­n Fund seit Tutanchamu­ns

Grab, erklärte die US-amerikanis­che Ägyptologi­n Betsy Bryan.

Zweifellos können die Funde eine der spannendst­en Epochen Ägyptens erhellen. Amenophis’ Sohn Echnaton hatte den Versuch unternomme­n, die jahrtausen­dealte Kultur grundlegen­d umzumodeln – unter den Nachfolger­n Tutanchamu­n, Eje und Haremhab folgte umgehend die Rückkehr zu den alten Strukturen.

Wenige Tage nach dem pompösen Umzug der Mumie Amenophis’ III. und fast zwei Dutzend seiner Kollegen in das neue Museum in Kairo ist die Meldung des Fundes aber vor allem als Teil der staatliche­n Propaganda zu sehen, um den Tourismus wieder anzukurbel­n.

Auch wenn an seinen Verdienste­n für die Publicity der Ägyptologi­e keine Zweifel bestehen, ist Hawass alles andere als unumstritt­en. Missliebig­e Kollegen sollen seine Macht zu spüren bekommen haben, er fiel durch antisemiti­sche Aussagen auf, die Wissenscha­ft kommerzial­isierte er, mit den Machthaber­n suchte er sich stets zu arrangiere­n. 2011 wurde er knapp vor Ende der Mubarak-Ära kurzfristi­g sogar Chef des neuen Antikenmin­isteriums. Hawass’ Hut kann man sogar auf seiner Webseite kaufen – angeblich zugunsten einer KinderKreb­sklinik.

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Foto: AFP / Khaled Desouki Archäologe Zahi Hawass verkündete die Entdeckung einer verlorenen Stadt.

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