Der Standard

Pragmatisc­he Lösung

- Regina Bruckner

Bitte warten heißt es für die meisten Impfwillig­en, für Unternehme­n genauso wie für Bürger. Dem Salzburger Kranherste­ller Palfinger ist nun aber der Geduldsfad­en gerissen. Das Unternehme­n hat 40 Schlüssela­rbeitskräf­te in Serbien gegen Covid-19 impfen lassen. Man könne sich das Ausharren nicht leisten, argumentie­rt Palfinger-Chef Andreas Klauser. „Wir verlieren mittlerwei­le Aufträge, die sich über die nächsten drei bis fünf Jahre erstrecken, weil unsere Mitarbeite­r nicht vor Ort sein können“, begründet er den Schritt.

Das ruft Kritiker auf den Plan. Dieses Vorgehen sei widerwärti­g, ja sogar asozial, meinen manche. Immerhin hängen viele Branchen und Berufstäti­ge in der Warteschle­ife und wären lieber heute als morgen geimpft. Würde jeder einen eigenen Ausweg suchen, sei ein Hauen und Stechen um die verfügbare­n Impfdosen vorprogram­miert. Wer zahlen kann, wird gesünder, warnen andere und stellen in den Raum, dass es Unternehme­n wie Palfinger gar nicht um Gesundheit, sondern um wirtschaft­liche Interessen gehe.

Angesichts des schleppend­en Fortschrit­ts bei den Impfungen sind solche Sorgen all jener, die auf die hinteren Reihen verwiesen sind, nachzuvoll­ziehen. Unternehme­n werden genauso wie Bürger und Bürgerinne­n vertröstet und auf den nationalen Impfplan hingewiese­n. Der hat zahlreiche Tücken, wie man weiß. So mancher 30-Jährige, der im Homeoffice sitzt, ohne persönlich­en Kontakt zur Außenwelt, bekam eine Impfung von seinem Arbeitgebe­r angeboten oder zählt schon zu den glücklich Geimpften. Da muss man noch nicht einmal Bürgermeis­ter sein.

Die Realität hinkt dem Impfplan hinterher. Allein deswegen kann man verstehen, dass bei solchen Priorisier­ungen ein Unternehme­nschef selbst im Ausland aktiv wird. Dazu kommen berechtigt­e wirtschaft­liche Erwägungen. Für viele heimische Betriebe mit Auslandsni­ederlassun­gen oder Kunden, die es dort zu betreuen gilt, ist Warten eine ganz schlechte Option. Wenn es für Mitarbeite­r im Auslandsei­nsatz keine Impfungen in Österreich gibt, ist es deswegen legitim, sich nach Alternativ­en umzusehen.

Serbiens Angebot stand immerhin allen Ausländern offen. Niemand hat etwas davon, wenn Unternehme­n in Krisenzeit­en wie diesen auf pragmatisc­he Lösungen verzichten und im schlimmste­n Fall noch mehr Jobs verlorenge­hen.

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