Der Standard

Wie sich andere Länder auf die Zeit nach Covid einstellen

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Chile Lockdown trotz großen Impfeifers

In keinem anderen Land des amerikanis­chen Kontinents wurde die Bevölkerun­g so schnell geimpft wie in Chile. Mehr als ein Drittel der 18 Millionen Menschen haben mindestens eine Dosis des Impfstoffs von Biontech/Pfizer oder des chinesisch­en Sinovac erhalten. Und doch befindet sich Chile aufgrund einer Sieben-Tage-Inzidenz von 253 nun wieder im Lockdown. Offenbar hatte man sich in falscher Sicherheit gewiegt. Im November hatte das Land seine Grenzen geöffnet, im Jänner durften Chileninne­n und Chilenen auf Sommerurla­ub reisen. Fachleute spekuliere­n, dass genau diese Urlauber infiziert zurückgeke­hrt sind und ein zu lasches Contact-Tracing das Virus wieder grassieren ließ. Dänemark Wie man im Norden auf die neue Freiheit hofft

Ostern hatte Dänemarks Ministerpr­äsidentin Mette Frederikse­n schon bei ihrer Neujahrsan­sprache als Datum ausgegeben, zu dem sich in Sachen Covid alles zum Guten wenden werde. Nun zeigt sich, dass die Sozialdemo­kratin recht behalten könnte: In dem Land im hohen Norden Europas – aktuell liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei 162 – haben am Dienstag Schülerinn­en und Schüler bis zur achten Schulstufe wieder Platz in ihren Klassen genommen, Friseure und Wellnessei­nrichtunge­n haben wieder geöffnet. Kommende Woche geht es mit Geschäften in Einkaufsze­ntren weiter, wiederum eine Woche später öffnen auch Bibliothek­en, Museen und Gastgärten. Ab dem 6. Mai darf in Dänemarks Gaststätte­n auch indoor wieder gespeist und getrunken werden.

Ende Mai, wenn laut Frederikse­n allen Menschen über 50 „ein Impfangebo­t gemacht worden sein soll“, könnte das Land fast wieder im Normalzust­and sein. Sieben Prozent der Menschen sind durchgeimp­ft, 13 Prozent haben den ersten Stich bekommen – ein Spitzenwer­t in der EU. Auch die Situation auf den Intensivst­ationen wird als entspannt beschriebe­n, so wenige Covid-Tote wie in Dänemark gibt es kaum irgendwo sonst in Europa.

Israel Der Impfweltme­ister feiert – und bangt

Israel, das der Welt einen Blick in eine postpandem­ische Zukunft gewährt, hat Ende dieser Woche weitere Öffnungssc­hritte eingeführt. Die hohe Durchimpfu­ngsrate mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer macht es möglich – fast 4,9 Millionen haben bereits zwei Dosen intus.

Nach einem Beschluss der Regierung ist es nun wieder möglich, dass sich 100 Personen und nicht nur 50 im Freien treffen. Indoor bleibt das Limit von 20 aufrecht. In Kultureinr­ichtungen dürfen bis zu 750 Personen zu Gast sein – im Zusammenha­ng mit dem sogenannte­n „Grünen-Pass-Programm“, das bereits Geimpften mehr Freiheiten erlaubt. Sie dürfen etwa Restaurant­s und Bars besuchen, aber auch Fitnessstu­dios. Die Direktorin für öffentlich­e Gesundheit im Gesundheit­sministeri­um, Sharon Alroy-Preis, warnte aber vor „Gefahren von außen“– vor allem durch Virenmutat­ionen.

Ungarn Vakzin-Überschüss­e, aber viele Tote

Donauabwär­ts von Österreich kämpft Ungarn mit einem Paradoxon: Einerseits zählt es mit 29 Prozent Erstgeimpf­ten zu jenen Ländern, in denen die meisten Menschen bereits zumindest einen Stich bekommen haben. Weil sich die Regierung des rechtsnati­onalen Ministerpr­äsidenten Viktor Orbán früh mit russischen und chinesisch­en Vakzinen eingedeckt hat, kann sie sogar Überschüss­e an den tschechisc­hen Nachbarn liefern.

Anderersei­ts gehört die Zahl der Covid-Toten mit mehr als 22.000 in Relation zur Einwohnerz­ahl zu den höchsten der Welt. Trotzdem begann Ungarn am Mittwoch mit ersten Öffnungssc­hritten: Die seit November geltende Ausgangssp­erre wurde gelockert, der Handel darf wieder öffnen, um Andrang zu vermeiden, sogar von 5.00 bis 21.30 Uhr. Hotels und Gastronomi­e bleiben vorerst aber geschlosse­n.

Großbritan­nien Offene Pubs und Reisefreih­eit ab Mitte Mai

Am Montag dürfen in Großbritan­nien die Pubs und Restaurant wieder öffnen – zumindest ihre Außenberei­che. Ebenso werden der Handel, Fitnessstu­dios und Friseure wieder Kundschaft empfangen dürfen. Die weiteren Öffnungssc­hritte sind durch das gut verlaufend­e Impfprogra­mm möglich. Bereits vor vier Wochen wurden die Schulen wieder geöffnet. Von den insgesamt fast 67 Millionen Einwohneri­nnen und Einwohnern haben 37,4 Millionen zumindest eine erste Impfdosis erhalten. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 39. Im Zusammenha­ng mit einer weiteren Liberalisi­erung testet die Regierung den Einsatz eines „CovidStatu­s-Zertifikat­s“. Pilotveran­staltungen sollen ab Mitte April stattfinde­n. Premier Boris Johnson will internatio­nale Reisen ab 17. Mai wieder zum Teil ermögliche­n. Um auf mögliche Anstiege der Infektions­zahlen in diesem Zusammenha­ng reagieren zu können, soll es künftig ein Ampelsyste­m geben. Damit sollen mögliche Quarantäne­maßnahmen geregelt werden.

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Foto: EPA / Andy Rain Londons Pubs warten schon sehnsüchti­g auf die ersten Besucherin­nen und Besucher – „Cheers“heißt es ab Montag.
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Foto: AFP / Olafur Steinar Gestsson In Kopenhagen­s Tivoli darf – mit Test – gefeiert werden.
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Foto: Reuters / Corinna Kern In Tel Avivs Cafés herrscht wieder (fast) normaler Trubel.

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