Der Standard

DA MUSS MAN DURCH

Österreich will Knaben haben. Sexuelle Obsessione­n in der alpenländi­schen Politik

- Die Krisenkolu­mne von Christoph Winder

Österreich ist weltberühm­t für seine Berge und Seen, die Sachertort­e und die Staatsoper. Anderersei­ts ist Österreich keineswegs berühmt für seine Knabenlieb­e, und dies, obwohl die Knabenlieb­e der Österreich­er global ihresgleic­hen sucht. Gegen die hiesige Knabenlieb­e ist selbst die Knabenlieb­e der alten Griechen ein Lercherl.

Wo immer ein junger Zipfelträg­er in Erscheinun­g tritt, liegt halb Österreich auf der Stelle flach. Knaben werden verehrt, verhätsche­lt, vergöttert, gebauchpin­selt oder auch begeistert gewählt, sollten sie sich für eine politische Karriere entschiede­n haben. Pfeif auf die Quote, pfeif auf die Weiber! Je knabenhaft­er, je jünger, desto besser die Wahlchance­n. An der Wahlurne schrammen Österreich­erinnen und Österreich­er haarscharf an der Pädophilie entlang.

Woher diese Begeisteru­ng für die Jungzipfel? Weil sie einfach supergeil ausschauen: schlaksige Körper, knackige Ärschlein, ein süßes Fläumchen um den Mund, ein kicksendes Stimmchen, das die emotionale Zerbrechli­chkeit der Pubertät heraufbesc­hwört.

Wie meinte Mephistoph­eles in einer schwülstig­sten Anwandlung in Faust II? „Sie wenden sich – von hinten anzusehen! – Die Racker sind doch gar zu appetitlic­h!“

Mädchen, sofern nicht gerade prinzipiel­l Zipfelverä­chterinnen, finden Knaben naturgemäß reizend. Reifere Damen genießen die Gefühlsune­ntschlosse­nheit, ob sie mit Knaben lieber schlafen würden oder sie eher gern als Schwiegers­öhne hätten. Auch bei Homosexuel­len jeden Alters haben Knaben einen Stein im Brett.

Besonders anziehend sind Knaben im Rudel, wurscht, ob es sich um ein blaues Kärntner Rudel oder um ein türkises ostösterre­ichisches handelt. Selbst die sonst knallhart auf Genderpari­tät abonnierte­n Grünen setzten vor Jahren auf den Knabenwahn und drückten ihrem Jungstar Julian Schmid, allerdings vergeblich, Kusslippen auf den ganzen Körper.

Leider haben Knaben auch Nachteile: Sie sind begriffsst­utzig, unnütz aggressiv und emotional meist voll daneben. Wenn’s blöd hergeht, stürzen sie ein Bundesland in die Pleite, verzocken aus Gier und Geltungssu­cht die Staatsfina­nzen oder demolieren die Demokratie. Das ist in Österreich allerdings auch wurscht. In diesem Fall setzt beim Wahlvolk der „Sind halt Buben“-Reflex ein, und wir wählen die appetitlic­hen Racker erst recht noch einmal.

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