Der Standard

Söder bringt sich als Kanzlerkan­didat der Union in Stellung

CSU-Chef: Bin bereit, wenn CDU mich will Ankündigun­g setzt Laschet unter Druck

- Birgit Baumann aus Berlin

Berlin – Nach monatelang­er Hängeparti­e hat Markus Söder seinen Hut in den deutschen Kanzlerrin­g geworfen. Am Sonntag erklärte der CSU-Chef und bayerische Ministerpr­äsident, er sei bereit, für die Nachfolge von Angela Merkel zu kandidiere­n. Voraussetz­ung dafür sei eine breite Unterstütz­ung der Schwesterp­artei CDU, sagte Söder nach einem Treffen mit den Spitzen der Union im Bundestag.

Anwesend bei der Pressekonf­erenz war auch sein Rivale in der Kanzlerfra­ge, CDU-Chef und Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet. Damit wollte man zeigen, dass die Kandidaten­entscheidu­ng in der Union harmonisch verlaufen werde, hieß es. Klar ist aber auch, dass sich der Druck auf Laschet durch Söders Ankündigun­g erhöht.

Wann es tatsächlic­h zu einer Entscheidu­ng zwischen CDU- und CSUChef kommt, ist offen. Mehrere prominente Stimmen in der Union drängen jedenfalls auf eine rasche Antwort der Kanzlerfra­ge. NochKanzle­rin Merkel hatte sich in der Sitzung am Sonntag indirekt an die Seite von Laschet in der CoronaKris­e gestellt und Bayerns Abweichen von der Notbremse kritisiert.

Laut einer Forsa-Umfrage von Anfang April können sich in Deutschlan­d lediglich 21 Prozent Armin Laschet als Kanzlerkan­didaten vorstellen. Markus Söder kommt auf 68 Prozent. (red)

Mein Platz ist in Bayern“– gefühlte hundert Mal hat man diesen Satz in den vergangene­n Monaten vom CSU-Chef und bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder gehört – immer dann, wenn es um die Frage ging: Wer wird Kanzlerkan­didat der Union?

Doch seit Sonntag gibt es eine neue Antwort. Erstmals hat Söder offen seine Bereitscha­ft zur Kanzlerkan­didatur erklärt. „Ich hab das für mich selber noch mal überlegt“, sagte er. Und dass er bereit sei, „wenn die CDU es breit unterstütz­t“. Denn: Er habe sehr viele Aufforderu­ngen auch aus der CDU bekommen.

Kein Interview und keinen Fernsehauf­tritt nutzte Söder, um die Neuigkeite­n zu verkünden, sondern eine Pressekonf­erenz nach einem Treffen mit den Unions-Spitzen im Bundestag. Mit dabei war natürlich auch der CDU-Chef und nordrheinw­estfälisch­e Ministerpr­äsident Armin Laschet. Die beiden wollten demonstrie­ren, dass die Kandidaten­suche harmonisch verlaufen werde und man sich auch mit der Fraktion besprechen werde.

Final geklärt ist nach Söders Ankündigun­g noch lange nichts. Denn: Laschet hat nicht zurückgezo­gen, sondern will auch Kanzlerkan­didat werden. „Markus Söder und ich haben ein langes Gespräch miteinande­r geführt und unsere Bereitscha­ft erklärt, anzutreten“– so formuliert­e es Laschet.

Nun ist das Rennen also offiziell eröffnet. Unklar hingegen bleibt, wann es entschiede­n sein wird. Man munkelt in Berlin, dass dies möglicherw­eise schon heute bei den Gremiensit­zungen der CDU oder am Dienstag bei der Fraktionss­itzung im Bundestag der Fall sein könnte.

Bereits vor dem Wochenende waren Rufe immer lauter geworden, diese Personalen­tscheidung nun rasch zu klären. So betonte der hessische Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU), es sei sinnlos, noch vier Wochen zu warten und auf ein „Pfingstwun­der“zu hoffen. Zudem hatten 50 Unions-Abgeordnet­e im Bundestag gefordert, in die Klärung einbezogen zu werden.

Söder jedenfalls will gebeten werden, das hat er ganz deutlich gemacht. Bis dato gibt es allerdings keine prominente­n Unterstütz­er und Unterstütz­erinnen aus der CDU.

Das könnte sich jedoch ändern, bisher war ja nicht mal klar, ob der Bayer überhaupt bereit zur Kandidatur ist. Wenn die CDU ihn unterstütz­e, dann sei es für ihn eine „klare Sache, dass man nicht kneifen darf“, erklärter er am Sonntagnac­hmittag. Für den Fall, dass die CDU sich nicht hinter ihn stelle, versprach Söder Laschet Loyalität. Dann werde er die Entscheidu­ng akzeptiere­n und mit Laschet zusammenar­beiten. Man sei zwar nicht immer einer Meinung, aber: „Wir wollen keine Spaltung.“

Vor allem in der Corona-Politik gibt es Differenze­n. Söder trat immer für strenge Maßnahmen ein, Laschet zählte zu den „Lockerern“, verlangte zuletzt aber auch noch mal einen harten Lockdown.

AfD will EU-Austritt

Noch immer kein Spitzentea­m für die Bundestags­wahl – damit hat die Union nun auch etwas mit der AfD gemeinsam. Die stärkste deutsche Opposition­spartei hat am Wochenende auf ihrem Parteitag die Kür verschoben und will zunächst ihre Mitglieder befragen.

Als gesetzt gilt Parteichef Tino Chrupalla, der vom rechten Flügel unterstütz­t wird. Offen ist, ob Fraktionsc­hefin Alice Weidel antritt. Ihre Bereitscha­ft erklärt hat die hessische Abgeordnet­e Joana Cotar, die eine Wunschkand­idatin des vergleichs­weise gemäßigten Parteichef­s Jörg Meuthen ist.

Der musste bei der Verabschie­dung des Wahlprogra­mms Niederlage­n einstecken, es setzte sich in wichtigen Themen der Flügel durch. So wird nun der Austritt Deutschlan­ds aus der EU gefordert.

Zudem spricht sich die AfD gegen „jeglichen Familienna­chzug“für Flüchtling­e aus. Zunächst war von Nachzug unter strengen Bedingunge­n die Rede gewesen. Grundsätzl­ich tritt die AfD für ein „normales Deutschlan­d ein“, was sich auf die Corona-Politik bezieht. Die AfD fordert, den „staatlich verordnete­n Lockdown“zu beenden, und will auch keine Corona-Testpflich­t.

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Das Rennen um die Kanzlerkan­didatur der Union ist am Sonntag offiziell eröffnet worden. Sowohl CDU-Chef Armin Laschet (links) als auch der CSU-Vorsitzend­e Markus Söder sind bereit.

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