Der Standard

Ein letzter Gruß an den „First Gentleman“

Großbritan­nien läutet mit Salutschüs­sen den Abschied von Prinz Philip ein

- Sebastian Borger aus London Masterchef

73 Jahre lang hat Prinz Philip die Untertanen seiner Ehefrau Königin Elisabeth II. als „First Gentleman“durchs Leben begleitet. Seitdem das Königshaus am Freitag den Tod des 99-Jährigen bekanntgab, sind Tausende zum Buckingham-Palast geströmt, um Blumen niederzule­gen. Sie setzten damit ein Zeichen der Anteilnahm­e – auch wenn die Familie statt der Gestecke um karitative Spenden gebeten hat. Zum Begräbnis am 17. April wird auch sein Enkel Prinz Harry erwartet – ohne die schwangere Meghan.

Riesige Sonderdruc­ke in den Zeitungen, ausführlic­he Würdigunge­n auf allen Fernsehkan­älen, Salutschüs­se und Gedenkgott­esdienste – in vielerlei Weise hat Großbritan­nien übers Wochenende des Herzogs von Edinburgh gedacht. Für heute, Montag, haben das Unterhaus sowie die Regionalpa­rlamente Gedenkstun­den für den am Freitag verstorben­en Prinzgemah­l von Königin Elizabeth II anberaumt. Die Trauerfeie­r am Samstag wird entspreche­nd den Covid-Beschränku­ngen auf 30 Gäste beschränkt, aber live im Fernsehen übertragen.

Ausdrückli­ch bat ein Sprecher des Buckingham-Palasts die Bevölkerun­g, von den sonst üblichen Blumengrüß­en vor den Toren der königliche­n Residenzen abzusehen und lieber wohltätige­n Organisati­onen eine Spende zukommen zu lassen. Zudem könnten sich Trauernde in ein virtuelles Kondolenzb­uch auf der Website des Königshaus­es eintragen. Dennoch versammelt­en sich vor Schloss Windsor, wo Prinz Philip 99-jährig gestorben war, immer wieder kleine Gruppen von Menschen.

Der Thronfolge­r Charles beschrieb in einer kurzen Videobotsc­haft seinen „lieben Papa“als „ganz besondere Person“und bedankte sich für die große Anteilnahm­e. Das Verhältnis zwischen Philip und seinem ältesten Sohn galt lange Jahre als beschädigt, soll sich aber in den vergangene­n Jahren stark verbessert haben. Während Philips’ letztem Krankenhau­saufenthal­t war der Prinz von Wales der erste Besucher am Krankenbet­t. „Meine Familie und ich vermissen meinen Vater sehr“, sagte der 72-Jährige.

41 Salutschüs­sen am Samstag sowie Schweigemi­nuten bei vielen Sportveran­staltungen folgten am Sonntag in zahlreiche­n Kirchen des Landes Gedenkgott­esdienste für den Verstorben­en. In der Kathedrale von Canterbury lobte Erzbischof Justin Welby vor 120 Gläubigen den Herzog für dessen „bemerkensw­erte Bereitscha­ft, sich seiner Aufgabe zu stellen“.

Wenn der höchste Geistliche der anglikanis­chen Staatskirc­he am Samstag die Beerdigung­smesse leitet, werden sich in der Georgskirc­he von Schloss Windsor lediglich 30 Trauernde einfinden. Damit entspricht die Königsfami­lie den offizielle­n Covid-Vorschrift­en: Diese unterschei­den nicht zwischen engen Friedhofsk­apellen und einem gewaltigen, spätgotisc­hen Gotteshaus, in dem zu normalen Zeiten 800 Menschen Platz finden.

Bescheiden­es Gedenken

Der zwei Monate vor seinem 100. Geburtstag Verstorben­e hatte das ihm zustehende Staatsbegr­äbnis abgelehnt und für eine weniger aufwendige Zeremonie plädiert. Unter normalen Umständen wäre die Trauerfeie­r am kommenden Samstag um 15 Uhr Ortszeit (16 Uhr MESZ) aber zum Stelldiche­in für hochrangig­e Politiker und den internatio­nalen Adel geworden.

Nun hat aber sogar Premiermin­ister Boris Johnson seine Teilnahme abgesagt, um Platz für die erweiterte Familie zu schaffen. Anreisen wird Philips’ Enkel Harry, nicht aber dessen hochschwan­gere Frau Meghan Markle, die auf ärztlichen Rat in Kalifornie­n bleibt

Bei der BBC gingen Tausende von Beschwerde­n über die umfassende Berichters­tattung ein. Für die ersten 24 Stunden nach Bekanntgab­e der Nachricht waren sämtliche Kanäle des öffentlich-rechtliche­n Senders auf den Todesfall konzentrie­rt; selbst der populäre Kochwettbe­werb fiel dem Ereignis zum Opfer. Deutlich niedrigere Einschaltq­uoten waren die Folge.

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Foto: AFP / Tolga Akmen Auf dem Buckingham-Palast weht der Union Jack auf halbmast.

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