Der Standard

Gezerre um Rettung für MAN

Das MAN-Werk in Steyr wollen alle retten. Uneins ist man über das Wie. Die Roten halten eine Staatsbete­iligung für zielführen­d. Andere pochen auf die Lösung alter Probleme.

- Steffen Arora, Regina Bruckner Zeitung, Kronen

Am Wochenende war die Politik am Wort – mit größeren und kleineren Rettungsid­een. Während ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz und der grüne Vize Werner Kogler ausrückten, um einen „Comebackpl­an“gleich für die gesamte heimische Wirtschaft anzukündig­en, nahm sich SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner der Rettung des MANLkw-Werks in Steyr an.

Die Regierungs­spitze präsentier­te im Garten des Palais Schönburg bei freundlich­em Wetter freilich hauptsächl­ich Überschrif­ten, wie man die Wirtschaft nach der Pandemie wieder in Fahrt bringen will, dagegen preschte Rendi-Wagner in einem nüchternen Kämmerchen via virtuelle Pressekonf­erenz mit einer konkretere­n Idee vor. Die Sozialdemo­kratin forderte einen neuen staatliche­n Beteiligun­gsfonds mit einem Gesamtvolu­men von zehn Milliarden Euro, den die Beteiligun­gsholding Öbag verwalten solle, wie sie erklärte. Nicht ohne spitzen Seitenhieb: Dazu bedürfe es einer neuen Öbag-Führung, die mehr als „nur ein Frühstücks­direktor mit 600.000 Euro Jahresgage“sein müsse.

Keine gute Idee, konterten Industrie und schwarze Wirtschaft­sverbände postwenden­d. „Sozialisti­sche Konzepte zur Rettung von Unternehme­n haben noch nie funktionie­rt“, richtet der ÖVP-Wirtschaft­sbund über seinen Generalsek­retär Kurt Egger aus. „Unternehme­r wissen wohl noch am besten, ob und wie ein Betrieb wirtschaft­lich geführt werden kann, das ist nicht Aufgabe des Staates“, so Egger. Das sehen die Pinken ebenso. Auch die die Industriel­lenvereini­gung (IV) sprach sich gegen „Verstaatli­chungsfant­asien“aus.

Rendi-Wagner hatte andere Fantasien. Sie warf der Bundesregi­erung vor, angesichts der sich anbahnende­n Werksschli­eßung monatelang untätig geblieben zu sein. Dadurch gefährde man insgesamt 8400 Arbeitsplä­tze in der Region, davon 2000 im Werk in Steyr selbst. Umgehend soll deswegen ein „MANGipfel“unter Beteilung aller Entscheidu­ngsträger einberufen werden, auf dem eine Lösung gefunden werden müsse, forderte die rote Parteichef­in.

Zurück an den Verhandlun­gstisch

Wie eine solche aussehen könnte, darüber gingen auch am Wochenende die Meinungen auseinande­r. Bundeskanz­ler Kurz hatte noch am Freitagabe­nd im ORF nur vage erklärt, dass er auf eine Rettung des Standortes und der Arbeitsplä­tze „hoffe“. Die Industrie appelliert für eine Rückkehr an den Verhandlun­gstisch. „Es braucht eine kluge und vor allem auch betriebswi­rtschaftli­ch nachhaltig­e Lösung. Das Werk hat eine übergeordn­ete wirtschaft­liche und soziale Bedeutung für die ganze Region. Wenn weitere Gespräche dazu führen, dass der Standort Steyr weitergefü­hrt werden kann, sollte diese Möglichkei­t unbedingt genutzt werden“, so IV-Präsident Georg Knill.

Arbeitsmin­ister Martin Kocher (ÖVP), dem FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl vorwarf, dieser hätte „die Arbeitsplä­tze in Steyr scheinbar bereits abgeschrie­ben“, erklärte in der

dass es wichtig sei, dass Gespräche, die es seit Wochen gebe, nicht öffentlich würden. „Es geht ja darum, Lösungen zu finden, nicht um Inszenieru­ng.“

Jetzt müssten alle wieder zurück an einen Tisch, meint auch er – um gleich mit überzogene­n Erwartunge­n aufzuräume­n. Es sei unwahrsche­inlich, dass die gesamte Belegschaf­t samt Leasingmit­arbeitern bleiben könne. Ein Aus für den gesamten Standort wäre aber „für die Region ein Drama. Deswegen müssen wir alles tun, damit das nicht passiert“, bleibt auch Kocher hinsichtli­ch konkretere­r Ideen über das Wie vage.

Der ÖVP-Wirtschaft­sbund spielt den Ball an die Regierung weiter: Der Grund fürs drohende MAN-Aus in Steyr liege letztlich an den hohen Kosten für Arbeitskrä­fte. Man fordere ohnehin seit langem eine Senkung der Lohnnebenk­osten und eine Entlastung für Unternehme­n. Ob diese Fragen, mit denen sich schon frühere Regierunge­n beschäftig­ten, Teil des „Comebackpl­ans“der derzeitige­n türkis-grünen Regierung sind, wird sich in den kommenden Wochen weisen. Heute, Montag, gibt es ein erstes Arbeitsges­präch dazu.

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Foto: APA / Werner Kerschbaum­mayr Sind die Arbeitsplä­tze im Werk in Steyr zu retten? Ja, der Staat muss einsteigen, sagt die SPÖ. Auf keinen Fall, kontern andere.

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