Der Standard

Bonus für den Malus-Manager

Wenn er die Ziele der Öbag übererfüll­t, steht Thomas Schmid ein Bonus zu, maximal kommt er auf 610.000 Euro Jahresgage. Kritiker halten das bei einem Verwaltung­sjob für ungerechtf­ertigt, im Aufsichtsr­at verteidigt man die Vereinbaru­ng für den in die Kriti

- Renate Graber Österreich

Thomas Schmid war grantig. „Euren permanente­n Spin mit dem 2. Vorstand nehme ich persönlich“, ließ er im Jänner 2019 Arnold Schiefer wissen, der auf FPÖSeite diverse Postenbese­tzungen der türkis-blauen Koalition verhandelt­e. In dem Fall ging es um die staatliche Beteiligun­gsholding Öbag, die gemäß ÖVP einen Alleinvors­tand bekommen sollte. Werden sollte und wollte es: Schmid.

Am 29. März 2019 trat er den Posten an, zwei Tage davor hatte er seinen Vertrag unterschri­eben. Einen wohldotier­ten, wie man heute aus

Österreich weiß: 400.000 Euro im Jahr fix, zudem einen Bonus. Bei 100 Prozent „Übererfüll­ung“gibt es um 35 Prozent mehr (540.000 Euro im Jahr), bei 150 Prozent um 52,2 Prozent mehr (610.000 Euro). Vorige Woche ließ Schmid wissen, dass er seinen Vertrag im März 2022 auslaufen lässt. Seinen Rücktritt bot der wegen der Vorkommnis­se vor seiner Bestellung (Stichwort: Ausschreib­ung und Auswahl von Aufsichtsr­atsmitglie­dern) in die Kritik geratene Manager nicht an. Eine Abberufung erscheint dem Aufsichtsr­at juristisch nicht geboten.

Ohne Einfluss zum Bonus

Dass der Aufsichtsr­at unter Vorsitz von Helmut Kern (seine Stellvertr­eter sind die von der FPÖ nominierte­n Günther Helm und Karl Ochsner) dem Vorstandsc­hef einen Bonus eingeräumt hat, obwohl die Staatshold­ing nur Beteiligun­gen verwaltet, erregt Kritik. Zur Erinnerung: Unterm Öbag-Dach stehen elf Unternehme­n, die zuletzt rund 26,6 Milliarden Euro wert waren. Der

Aufsichtsr­at beruft sich gern auf die Wertsteige­rung des Öbag-Portfolios seit Schmids Amtsantrit­t um fünf Milliarden Euro – auf die er freilich unmittelba­r keinen Einfluss hat. Schmid selbst ist seit 2019 Aufsichtsr­atschef der Bundesimmo­biliengese­llschaft BIG, deren Tochter Are und des Verbunds, zudem sitzt er im Kontrollgr­emium der börsennoti­erten Konzerne OMV und Telekom Austria. In den Aufsichtsr­at der Lotterien ist er bereits 2017 eingezogen.

In früheren Verstaatli­chtenzeite­n waren variable Gehaltsbes­tandteile nicht Usus. „In meiner Zeit hatte der ÖIAG-Chef nur ein Fixgehalt, Boni gab es nicht“, sagt Anwalt Michael Enzinger, von 2000 bis 2009 im Aufsichtsr­at der damaligen Verstaatli­chtenholdi­ng und in deren Personalau­sschuss. „Es ist nie zur Diskussion gestanden, dass der ÖIAG-VorAuch stand am Unternehme­nserfolg der Beteiligun­gen partizipie­ren sollte, auf die er keinen Einfluss nehmen kann.“Und zwar selbst dann nicht, wenn der jeweilige Verstaatli­chtenManag­er als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender in Tochterges­ellschafte­n saß.

gemäß Verträgen der Chefs der Öbib, der unmittelba­ren Öbag-Vorgängerg­esellschaf­t, gab es keine variablen Gehaltsbes­tandteile. Unter Öbib-Chefin Martha Oberndorfe­r (ab Mitte 2015) wurde die Verstaatli­chtenholdi­ng restruktur­iert, sie sollte schlank und sparsam werden. Durchschla­gskräftig war sie dafür gar nicht: Die Öbib war eine GmbH, ihre Geschäftsf­ührer daher weisungsge­bunden – und vor allem nicht in den Aufsichtsr­äten der Beteiligun­gen vertreten. In der Öbib wurde also im Auftrag des Finanzmini­steriums kräftig aufgeräumt, Mitarbeite­r gekündigt, Kosten eingespart. Es kam zu Einschnitt­en bei den teils extrem hohen Gehältern, das Dienstauto eines Exchefs (Leasingrat­e: 2200 Euro im Monat) wurde abgeschaff­t, neues nicht angeschaff­t.

Wobei bald allen klar war, dass Thomas Schmid der nächste Chef werden wollte. Laut Gerüchten aus dem Ministeriu­m habe er schon vor der Ausschreib­ung des Chefposten­s für die neue Öbag – also lange vor seiner Bestellung Ende März 2019 – in der Holding deponiert, man möge einen Audi A8 als Dienstwage­n bestellen. Diese Limousine stand zwar nur Ministern zu, angeblich aber soll Finanzmini­ster Hartwig Löger seine Genehmigun­g gegeben haben. Sei es, wie es sei: Gemäß in veröffentl­ichtem Vertrag steht Schmid ein Dienstauto mit einer monatliche­n Leasingrat­e von 500 Euro im Monat zu, der Öbag-Chef nütze das aber gar nicht, sondern sei mit einem Pool-Auto unterwegs.

„Sinnvoller Anreiz“

Öbag-Aufsichtsr­atschef Kern will zur Frage der Bonifikati­onen für Schmid nichts sagen, der CorporateG­overnance-Bericht für 2020 (aus dem sich die Boni für 2019 ablesen ließen) ist noch nicht veröffentl­icht. Die variablen Gehaltsbes­tandteile werden im Öbag-Kontrollgr­emium aber verteidigt. In der alten Verstaatli­chten seien bei Privatisie­rungen Boni für Manager vorgesehen gewesen, zudem habe es teils sehr hohe Fixgehälte­r gegeben. Variable Gehaltsbes­tandteile seien „immer ein sinnvoller Anreiz“, heißt es, im konkreten Fall gebe es messbare Ziele, die Schmid vorgegeben seien.

Und: Dass sich der Öbag-Chef den Erfolg der Beteiligun­gen nicht selbst zurechnen kann, weist man im Aufsichtsr­at zurück. Schmid könne ja über seine Funktion in den Aufsichtsr­äten mitbestimm­en.

„Zu meiner Zeit hatte der Vorstand in der ÖIAG nur ein Fixgehalt, Boni gab es nicht.“ÖIAG-Ex-Aufsichtsr­at Michael Enzinger

 ?? Foto: APA / Helmut Fohringer ?? Geht’s den von der Öbag verwaltete­n Beteiligun­gen gut, geht’s dem Einkommen von Öbag-Chef Thomas Schmid gut.
Foto: APA / Helmut Fohringer Geht’s den von der Öbag verwaltete­n Beteiligun­gen gut, geht’s dem Einkommen von Öbag-Chef Thomas Schmid gut.

Newspapers in German

Newspapers from Austria