LESERSTIMMEN
Plausibler Gedanke
Betrifft: Türkise Chats
Im Zuge der aufgeflogenen ChatProtokolle zu unverhältnismäßigen Steuerprivilegien seitens der Kirche finde ich, dass dieser eigentlich linke Gedanke plausibel ist. Meiner Meinung ist es sogar zwingend überfällig und auch richtig, dass auch der Klerus wie alle Bürger beispielsweise Grundsteuer entrichtet.
Der wahre Skandal liegt viel mehr darin, dass die Kurz-Türkisen dies nur als Drohgebärde nahmen, um die Kirche bei einem unpopulären Thema mundtot zu machen und auf Regierungslinie zu bringen.
Alexander Bauer, 4040 Linz
Plausible Befürchtung
So ungeheuerlich die bekanntgewordenen Chats der türkisen Führungsriege und ihrer Vorstellung der Republik als Selbstbedienungsladen auch sein mögen, es sollte uns Bürger eigentlich viel mehr Sorge bereiten, was direkt besprochen wird und wurde.
Wir kennen nur die sorglos verschriftlichte Spitze des Eisbergs. Was dealen die erwachsenen Profis, die sich vielleicht in der zweiten, dritten Reihe vor der Öffentlichkeit verstecken, abseits von infantilen Emojis unmittelbar in Hinterzimmern und Büros aus? Wer die neue ÖVP auf die oberflächlichen Wunschschwiegersöhne und Hochglanzpolitikerdarsteller reduziert, unterschätzt sie maßlos. Robert Pöpperl per Mail
Unplausible Gestalten
Betrifft: MAN-Übernahme
Wo ist eigentlich die Super-Wirtschaftsministerin? Ach ja, die bastelt wieder am Kaufhaus Österreich! Wo ist der Superman Mahrer? Ach ja, der zählt seine lukrativen Nebenjobs! Da hat man für einen der wichtigsten Betriebe in Oberösterreich natürlich keine Zeit. Das nennt man dann moderne Industriepolitik. Womit haben wir uns solche Gestalten verdient? Walter Grabmair per Mail
Plausible Argumente
Zum einen gibt es einen Vertrag, den MAN einhalten muss. Hier wartet man wieder einmal auf Stellungnahmen der Regierung. Zum anderen ist klar, dass in Zeiten von Corona, aber auch des Umweltschutzes der Bedarf an Diesel-Lkws sinkt. Der Ansatz von Siegfried Wolf, hier auf neue Technologien zu setzen und das Werk darauf umzurüsten, war sicher gut. Dass sein Geschäftsmodell einen Stellenabbau und Lohnkürzungen zur Folge gehabt hätte, kann man als Außenstehender kaum beurteilen, aber ich fürchte, dass jede Umstellung auf neue Fertigungen zum selben Ergebnis führt. Moderne Elektroantriebe benötigen einfach viel weniger Komponenten und können viel einfacher automatisiert hergestellt werden. Bei MAN hatte man ja nur den (scheinbaren)
Vorteil, dass auf sehr altmodische Art gefertigt wurde, und jeder, der sich damit beschäftigt, hätte schon vor Jahren erkennen müssen, dass dieses Werk nicht mehr lange so weitergeführt werden kann.
Will man Mitarbeiter- und Lohnniveau beibehalten, müssen zur Fertigung weitere Bereiche wie Forschung und Entwicklung dazukommen. Dies erfordert natürlich auch die Umschulung eines Teils der Belegschaft auf diese anderen Aufgaben. Alles machbar, wenn man einen Investor mit Vision und Geduld findet.
Auf jeden Fall sollte eine Fertigung von zukunftsweisenden Mobilitätssystemen Österreich etwas wert sein. Mehr, als deutschen Konzernen das Geld hinten hineinzuschieben (MAN, AUA/Lufthansa). Es ist ja grundsätzlich schade, dass eine Qualitätsmarke wie Steyr so wenig Rückhalt findet. Der Kanzler gibt doch ohnehin so gerne PR-Gelder
aus. Eine Investition in eine österreichische Steyr-Lösung von 200 Mio. Euro hätte vermutlich mehr Werbewert als alle PR-Berater, Werbespots und Plakate zusammen.
Peter Kremmel, 1160 Wien
Schas aus dem Unbewussten
Betrifft: „Werden Sie ein Riesenheld!“von Renate Graber
DER STANDARD, 7. 4. 2021 Frau Graber ermuntert dazu, auch negativen Gefühlen freien Lauf zu lassen, und weist in diesem Zusammenhang auf die korrekte Schreibweise des Wortes „Schas“hin. Im türkisen Mailverkehr war „Schass“zu lesen. Vielleicht verrät diese Schreibweise ja aber einen Durchbruch aus dem Unbewussten des Schreibers, nämlich die Befürchtung, dass so zustande gekommene Karrieren auch dazu führen können, dass man „geschasst“wird – also davongejagt.
Helga Ranzinger, 1190 Wien