Der Standard

Staatsanwa­lt prüft Ibiza-Kontakte der Hofburg

Staatsanwa­lt Bernd Schneider ermittelt gegen die sogenannte­n Hintermänn­er des Ibiza-Videos. Im U-Ausschuss verteidigt­e er seine Arbeit und blieb beim Lob für jenen Polizisten, der Strache Lobes-SMS geschickt hatte.

- Fabian Schmid, Renate Graber

Er solle „mundtot“gemacht werden, indem ihm konstruier­te Vorwürfe angehängt würden, beklagte sich vergangene Woche der „Ibiza-Drahtziehe­r“Julian H. im U-Ausschuss. Dessen Mitglieder befragten nun den Staatsanwa­lt Bernd Schneider, der für die Ermittlung­en gegen Julian H. und andere an Entstehung und Verbreitun­g des Videos beteiligte Personen zuständig ist.

Die Liste an Vorwürfen der Betroffene­n ist lang: Weil ein Polizist, der dann in der Soko Tape tätig war, dem damaligen FPÖ-Chef HeinzChris­tian Strache Fan-SMS schrieb, wird den Ermittlern Befangenhe­it vorgeworfe­n. Schneider meinte dazu, dass die Arbeit dieses Polizisten in der Vergangenh­eit „stets korrekt“gewesen sei. Er blieb auch bei seiner Formulieru­ng, der Abgang des Beamten aus der Soko Tape sei gewesen, wie wenn „der Polier die Baustelle verlässt“.

Den Vorwurf der Erpressung gegen Strache, der Julian H. gemacht wird, habe sich „aus der Befragung Straches“ergeben – diese ist übrigens vom angesproch­enen Polizisten durchgefüh­rt worden. Schneider verwies darauf, dass auch das Oberlandes­gericht (OLG) Wien die Verdachtsm­omente für ausreichen­d erachtet.

Allerdings bezeichnet­e das OLG die Grundrecht­seingriffe gegen Julian H., etwa Überwachun­gsmaßnahme­n, als großteils überschieß­end. Ebenso widerrief man die öffentlich­e Fahndung nach der falschen Ibiza-Oligarchen­nichte.

Ob die mediale Suche nach dem Lockvogel mit Fotos seine Idee gewesen sei, konnte Schneider vor dem U-Ausschuss nicht mehr sagen. Er habe sich den Fall Ibiza nicht selbst ausgesucht, sondern sei von der Leiterin der Staatsanwa­ltschaft (StA) Wien, Maria-Luise Nittel, darum gebeten worden.

Kein Streit mit der OStA

Dass die Ermittlung­en zu Ibiza auf zwei Staatsanwa­ltschaften aufgeteilt wurden, ist für Schneider „nichts Ungewöhnli­ches“: Die StA Wien kümmert sich um das Netzwerk der Hintermänn­er, die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) um den Inhalt des Videos. Vom Fund des Ibiza-Videos durch die Soko war die WKStA erst Wochen nach der StA Wien informiert worden; Schneider will damit nichts zu tun gehabt haben. Sein Auftrag sei es gewesen, das Video auszuwerte­n – von einer Benachrich­tigung der WKStA durch andere Stellen wie die Soko oder den Oberstaats­anwaltscha­ft sei er ausgegange­n.

Die Beschwerde­n der WKStA betreffend die Oberbehörd­en – etwa durch überborden­de Berichtspf­lichten – konnte Schneider in seinem Bereich nicht bestätigen. Auch eine politische Befangenhe­it von SokoMitgli­edern wollte Schneider, im

Gegensatz zur WKStA, nicht kommentier­en. Diese Beamten könne man sich nicht aussuchen, so Schneider sinngemäß.

Auf Nachfrage der FPÖ gab der Staatsanwa­lt an, dass er Ermittler nun darum gebeten habe, Kontakte der Ibiza-Hinterleut­e zur Präsidents­chaftskanz­lei zu prüfen. Er habe erst medial davon erfahren, dass Ibiza-Regisseur Julian H. eine Art Bekenner-E-Mail an die Hofburg geschickt hatte; diese habe das Schriftstü­ck auch erst vor kurzem an die Justiz übermittel­t.

Politische­r wird der U-Ausschuss wieder am Mittwoch: Da steht unter anderem die Befragung von HansPeter Weiss, Chef der Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG), an. Besonders die grüne Abgeordnet­e Nina Tomaselli beschäftig­t sich im U-Ausschuss intensiv mit der BIG-Tochter Are und deren Bau von Luxuswohnu­ngen, oft mit Unternehme­rn aus dem Umfeld der ÖVP.

Spannend ist hier das Protokoll einer Are-Sitzung aus dem Sommer 2018, das vom Finanzmini­sterium (BMF) überarbeit­et wurde. Der Rechnungsh­of hatte zuvor kritisiert, dass die Are mit Luxuswohnu­ngen dem Ziel des Schaffens leistbaren Wohnraums „zuwiderlau­fe“. Das BMF fügte in das Protokoll der AreBesprec­hung ein, dass bei deren Bestand „in dafür geeigneten Lagen auch eine Verwertung im Premiumseg­ment zu prüfen“sei. Man wollte mit der Are also viel Geld machen.

 ?? ?? Der Ibiza-U-Ausschuss beschäftig­t sich diese Woche mit einer breiten Palette an Themen. Von den Ermittlung­en gegen Hintermänn­er geht es zu Wohnbau, Finanzmini­sterium und Schreddera­ffäre.
Der Ibiza-U-Ausschuss beschäftig­t sich diese Woche mit einer breiten Palette an Themen. Von den Ermittlung­en gegen Hintermänn­er geht es zu Wohnbau, Finanzmini­sterium und Schreddera­ffäre.

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