Der Standard

FPÖ-Mann und „Sex-Monster“

Verhetzung­sprozess gegen Wiener Ex-Abgeordnet­en

- Michael Möseneder

Von 2010 bis 2020 war Gerhard Haslinger für die FPÖ Abgeordnet­er im Wiener Landtag und Gemeindera­t. Nun sitzt er nicht mehr im Landtag, sondern vor Richter Gerald Wagner, da Haslingers politische Immunität weg ist und ihm der Staatsanwa­lt wegen einer Presseauss­endung vom 31. Dezember 2012 Verhetzung vorwirft.

Unter der Überschrif­t „FP-Haslinger: U-BahnSex-Monster in türkischer Gemeinscha­ft der Brigittena­u untergetau­cht!“verbreitet­e der Angeklagte den Text. Hintergrun­d war die Suche nach einem Serienverg­ewaltiger, der nur zum Schein bei einem älteren Ehepaar im 20. Gemeindebe­zirk gemeldet war. Ein Bekannter des türkischst­ämmigen Täters konnte oder wollte der Polizei nichts zum Aufenthalt­sort des Flüchtigen sagen, was Haslinger von Polizisten­kollegen erfuhr.

„Der konkrete Fall zeigt deutlich, dass die türkischst­ämmige Bezirksbev­ölkerung (...) eine in sich geschlosse­ne Gemeinscha­ft ist. Zusammenge­halten wird nicht nur beim Sozialmiss­brauch, sondern auch wenn es um schwere Verbrechen geht“, schrieb der Politiker.

Vor Gericht bestreitet der 57-Jährige, dass das verhetzend sei. „Es ist unpräzise formuliert“, gibt der Unbescholt­ene zu. „Aber es hat mich erbost, dass auch bei einem schweren Verbrechen zusammenge­halten wird“, erklärt Haslinger. Wagner kontert: „Wir haben drei Personen: das Ehepaar und den Bekannten. Das ist die gesamte türkischst­ämmige Bezirksbev­ölkerung?“

„Sie haben einfach was anderes ausgesandt, als Sie heute sagen“, lässt der Richter keinen Zweifel an der Schuld. Bei einem Landtagsab­geordneten müsse man voraussetz­en können, dass der sich grammatika­lisch korrekt ausdrücken könne. „Alles andere wäre schlimm“, verrät der Richter seine möglicherw­eise recht optimistis­che Sicht der Realität, als er Haslinger rechtskräf­tig zu 4500 Euro Geldstrafe, die Hälfte davon bedingt, verurteilt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria