Zitterpartie für Violett
Die Wiener Austria hat erwartungsgemäß in erster Instanz keine Lizenz für die nächste Saison der Fußball-Bundesliga bekommen. Es bleibt noch die Hoffnung.
Von einer großen Überraschung kann man weiß Gott nicht sprechen. Der Senat 5 der österreichischen Fußball-Bundesliga hat der Wiener Austria in erster Instanz keine Lizenz für die Spielzeit 2021/22 erteilt. Der Verein kann und wird bis kommenden Mittwoch Protest einlegen. Der finanzielle Absturz hatte sich bereits im Vorjahr angekündigt. Der Geschäftsbericht wies für die Saison 2019/20 ein Minus von 18,8 Millionen Euro aus. Die Violetten stecken tief in den roten Zahlen.
In einer Presseaussendung gibt sich der Klub wortkarg, auf Details wird nicht eingegangen. Präsident Frank Hensel klingt nicht mehr ganz überzeugt: „Wir wissen ganz genau, welche Anforderungen an uns gestellt werden und worauf wir uns fokussieren müssen. Wir werden alles unternehmen, um die zusätzlichen Informationen fristgerecht einzubringen.“Es wird mehr als nur Informationen benötigen, um weiter in der obersten Spielklasse vertreten zu sein. Bankgarantien wären ein guter Anfang.
Erst Anfang März hatte Vorstand Markus Kraetschmer bei der Präsentation des neuen strategischen Partners Insignia den Stakeholdern versichert, dass die wirtschaftliche Basis für den Fortbestand des Vereins geschaffen worden sei. Dass der Lizenzausschuss nach Durchsicht der Akten zu einem anderen Ergebnis kommen könnte, hat sich bereits seit Tagen angekündigt.
Kündigung
Zunächst kündigte der Bundesligist „vorsorglich“15 Mitarbeiter im sportlichen Bereich, dann verkündete Trainer und Sportdirektor Peter Stöger aufgrund fehlender Perspektiven seinen Abgang. An Bord bleibt Kraetschmer, der von vielen als Hauptverantwortlicher für die Misere gesehen wird. Ihm wurde Gerhard Krisch als zweiter Vorstand zur Seite gestellt (Arbeitsbeginn am 1. Mai). Kraetschmer muss neue Nachweise für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Austria vorbringen. Die Entscheidung über den Protest fällt bis 27. April. Sollte die Lizenz abermals verweigert werden, bleibt nur noch der Gang vor das Ständige Neutrale Schiedsgericht. Spätestens Ende Mai ist alles entschieden.
Das zweite Sorgenkind ist auch eine Austria, jene aus Lustenau. Die Vorarlberger dürfen aus finanziellen Gründen nicht einmal mehr in der Zweiten Liga weitermachen. Der FAC Wien darf das schon, aus infrastrukturellen Gründen wäre ein Aufstieg unmöglich, aber diese Frage stellt sich nicht einmal sportlich.
Das Trio
Austria Klagenfurt, Wacker Innsbruck und der GAK erhielten die Berechtigung fürs Oberhaus. Allerdings müssten sie in die Top zwei kommen, um den Weg rauf direkt zu nehmen. Momentan liegen Lafnitz, Blau Weiß Linz und Liefering in der Tabelle deutlich vor dem ambitionierten Trio. Die beiden Erstgenannten haben aus freien Stücken gar keinen Lizenzantrag gestellt. Liefering ist bekanntlich Partnerklub von Red Bull Salzburg, der Aufstieg ist deshalb untersagt. Klagenfurt, Innsbruck oder der GAK, also der beste der drei, müsste gegen den Absteiger eine Relegation bestreiten, das wäre ein ziemlicher Umweg.
Das Lizenz- und Zulassungsverfahren stand aufgrund der CoronaPandemie zum zweiten Mal unter besonderen Vorzeichen. Allerdings wurden die finanziellen Kriterien nicht mehr zu Gänze ausgesetzt. In der Liga ist man mit dem Ergebnis zufrieden, Detailinformationen dürfen der Öffentlichkeit nicht bekannt gegeben werden. Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer sagte: „Es ist wichtig, dass wir trotz der andauernden Pandemie einen Schritt in Richtung des gewohnten Prozederes gehen. Dadurch stehen wir zum jetzigen Zeitpunkt vor der Herausforderung, noch keine 28 Mannschaften für die kommende Saison zu haben. Auch in dieser herausfordernden Zeit bleibt unser oberstes Ziel, dass die Meisterschaften am Platz entschieden werden.“
Thomas Hofer-Zeni, Vorsitzender des Senats 5, sagte: „Dass so viele Vereine die Lizenz bzw. Zulassung in erster Instanz erhalten haben, spricht für die gute Arbeit der Klubs in diesen herausfordernden Zeiten.“Dass dies für die Austria nicht gilt, durften weder Ebenbauer noch Hofer-Zeni sagen.