Der Standard

Noch nicht Schluss mit lustig

DOKU „VIRALER HUMOR“ÜBER CORONA-WITZE AUF ARTE

- Karl Gedlicka

Sie haben sich weltweit schneller verbreitet als das Virus selbst, und wir haben sie zuhauf auf unseren Handys: Witze über die Corona-Pandemie. Rund 12.000 verschiede­ne Exemplare hat ein Kommunikat­ionswissen­schafter in der Dokumentat­ion Viraler Humor – Was Corona-Witze über uns erzählen, zu sehen heute um 21.55 Uhr auf Arte, gesammelt.

Das Feld, das in dieser 50-minütigen Chronologi­e des pandemisch­en Witzes beackert wird, ist weit. Vom mittlerwei­le Nostalgie verströmen­den Witz über die Klopapier-Kaufpanik und Verwilderu­ngsfantasi­en bis zu ziemlich makabren Ausformung­en. Manches aus den Anfangstag­en der Pandemie erscheint heute fast wie Wunschdenk­en und zaubert einem allenfalls ein mildes Lächeln ins Gesicht. Einiges in der deutsch-französisc­hen Doku spricht dafür, dass die härteren Witze aus Frankreich kommen, schließlic­h wird dort ein strengerer Lockdown gepflegt. Konkurrenz­los am bizarrsten muten nach wie vor jene Videos an, die Chinesen im ersten Lockdown in den eigenen vier Wänden mit ihren Smartphone­s gemacht haben – sozusagen die Corona-Witz-Avantgarde.

Als Corona-Humor-Experten treten nebst profession­ellen Comedians auch Traumafors­cher, Soziologen und Kommunikat­ionswissen­schafter auf, die sehr ernst von Humor als Verarbeitu­ngsstrateg­ie erzählen. Dabei erfährt man unter anderem, dass schon die CholeraEpi­demie 1884 in Frankreich und natürlich auch die Spanische Grippe von Karikature­n und Witzen begleitet wurde. Man kann davon ausgehen, dass mit einer Pandemie auch die Witze darüber verschwind­en. So gesehen würden uns Corona-Witze sicher nicht abgehen.

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