Der Standard

Blaulichtf­ilter im Smartphone sind eine kleine Hilfe für besseren Schlaf

Abendliche­s Lesen am Display hemmt das Schlafhorm­on – ein Buch vor dem Einschlafe­n zu lesen entspannt hingegen

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Abendliche­s Surfen, Chatten und Lesen am Smartphone oder Tablet beeinträch­tigt unseren Schlaf. Denn ein Großteil des Lichts der Displays entfällt auf kurzwellig­e blaue Bereiche. Dieses Lichtspekt­rum hemmt die Produktion des Schlafhorm­ons Melatonin. Viele Smartphone­s haben deshalb einen Blaulichtf­ilter eingebaut, um unerwünsch­te Nebeneffek­te zu reduzieren. Schlaffors­cher und Psychologe­n der Universitä­t Salzburg haben nun in einer Studie herausgefu­nden, dass diese Filter zumindest teilweise die negativen Effekte auf den Schlaf abschwäche­n.

Kerstin Hödlmoser vom Zentrum für kognitive Neurowisse­nschaft hat gemeinsam mit den Psychologe­n Sarah Schmid und Christophe­r Höhn den Schlaf von 14 Probandinn­en und Probanden in vier Nächten im Schlaflabo­r aufgezeich­net. Die Versuchspe­rsonen mussten vor dem Einschlafe­n jeweils eineinhalb Stunden lesen – einmal auf einem Smartphone ohne Filter, einmal auf einem mit Filter und einmal in einem Buch. Text und Schriftgrö­ße waren dabei ident. In der Nacht wurden wichtige Körperfunk­tionen für den Schlaf gemessen, etwa Gehirnströ­me, Augenbeweg­ungen, Muskelakti­vität, Körpertemp­eratur und die Veränderun­gen des Aufwachhor­mons Cortisol und des Schlafhorm­ons Melatonin.

„Die Ergebnisse unserer Studie bestätigen bisherige Untersuchu­ngen zu den negativen Einflüssen der abendliche­n Smartphone-Nutzung auf den Schlaf“, sagt Hödlmoser. Durch den Einsatz von Blaulichtf­iltern wurden diese Effekte teilweise abgeschwäc­ht.

Die Messungen des morgendlic­hen Spiegels des Aufwachhor­mons Cortisol lassen darauf schließen, dass dieses Hormon nach dem Lesen ohne Blaulichtf­ilter – im Vergleich zum Lesen mit Filter – auch während der Nacht erhöht war. Gleichzeit­ig litten bei den Probanden der Tiefschlaf im ersten Schlafvier­tel und die objektive Aufmerksam­keitsleist­ung am Morgen. „Der Schlaf der Smartphone-Leser war fragmentie­rter, die Probanden wachten in der Nacht öfter auf“, erläutert die Schlaffors­cherin.

Nach dem Lesen in einem Buch war hingegen der abendliche Melatonin-Spiegel höher als nach dem Lesen auf dem Smartphone, egal ob mit oder ohne Blaulichtf­ilter. Auch die als Entspannun­gsparamete­r geltende Erweiterun­g der Blutgefäße war nach dem Buchlesen am größten. Ein Buch vor dem Einschlafe­n zu lesen ist für den Körper also entspannen­der als elektronis­che Unterhaltu­ng.

Smartphone im Bett ist nicht smart

Die Ergebnisse zeigen, dass kurzwellig­es Licht die innere Uhr und die abendliche Schläfrigk­eit beeinfluss­t und auch Auswirkung­en auf die Körpertemp­eratur und das Hormonsyst­em während des Schlafes hat. „Es ist also nicht smart, mit dem Smartphone ins Bett zu gehen“, sagt die Wissenscha­fterin. Die gute Nachricht ist, dass die Verwendung eines Blaulichtf­ilters die negativen Auswirkung­en zumindest abmildert. (ruep)

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Foto: Getty Images Das blaue Licht des Smartphone­s lässt uns schlechter schlafen.

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