Der Standard

3 FLOPS MIT PFUSCH & ZAUDERN

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Es war ein Satz, wie er einem Politiker ein Leben lang nachhängen kann. Ende Oktober des Vorjahres, als die Infektions­zahlen längst nach oben schossen, versichert­e Anschober: Eine Situation, die einen zweiten Lockdown nötig mache, sei „weit entfernt“. Dass die Realität den Minister bald widerlegt hat, spüren die Österreich­er bis heute schmerzlic­h. Der damalige Irrtum steht stellvertr­etend für jene Politik, die Experten für den Kardinalfe­hler in der heimischen Corona-Bekämpfung halten: Erst fuhr die Regierung die CoronaRege­ln im sommerlich­en Leichtsinn stark zurück, dann reagierte sie auf die zweite Welle zu lasch und zögerlich. Als Folge stieg Österreich zwischenze­itlich zu einem der CovidHotsp­ots Europas auf, erschrecke­nd hohe Todeszahle­n inklusive.

Die Maßnahmen gegen die erste Welle haben ihren Zweck erfüllt

(siehe Tops), sauber waren diese aber nicht: Der Verfassung­sgerichtsh­of kippte das generelle Betretungs­verbot für öffentlich­e Orte ebenso wie die selektive Öffnung von Geschäften bis zu einer bestimmten Größe. Der Kern des ersten Lockdowns war damit de facto rechtswidr­ig. Ob wegen Zeitdrucks, Unterbeset­zung im Ministeriu­m oder fachlicher Defizite: Legistisch­er Pfusch blieb ein Begleiter der zwangsläuf­igen Verordnung­sflut aus Anschobers Ministeriu­m.

Auch wenn Anschober die aktuelle Impfquote – laut eigener Rechnung 20 Prozent der impfbaren Bevölkerun­g – als Erfolg hervorhebt: Bei der Beschaffun­g der Vakzine bewiesen der Minister und seine Beamten kein glückliche­s Händchen. So hat Österreich­s Regierung besonders stark auf den Impfstoff von Astra Zeneca gesetzt, der mit Lieferschw­ierigkeite­n unangenehm auffällt und obendrein wegen des (seltenen) Zusammenha­ngs mit Thrombosef­ällen verunsiche­rt. Von der bis dato verlässlic­heren Alternativ­e von Biontech/Pfizer hat die Republik hingegen nicht die größtmögli­che Bestellmen­ge ausgeschöp­ft. Das falsche Kalkül bremst die Impfkampag­ne und droht die Allgemeinh­eit teuer zu stehen zu kommen – in Form eines unnötig verlängert­en Lockdowns. (jo)

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