Der Standard

Bernard Madoff gestorben

Finanzbetr­üger starb 82-jährig im Gefängnis von North Carolina

- Bettina Pfluger

Der US-Milliarden­betrüger Bernard Madoff, der einen der größten Anlagebetr­ugsfälle orchestrie­rt hat, verstarb 82-jährig im Gefängnis.

Lange hat Bernard L. Madoff als schillernd­e Figur in der Finanzwelt gegolten. Seine Fonds stiegen stetig im Wert. Das Who’s who der Szene war bei ihm investiert, Schauspiel­er wie Finanzakte­ure. Der Schock war entspreche­nd groß, als sich herausstel­lte, dass Madoff keine realen Investment­s getätigt, sondern ein Megaschnee­ballsystem aufgebaut hatte.

Bei so einem System werden immer neue Anleger für eine Idee geködert. Mit ihrem Geld bekommen Bestandsku­nden Dividenden, Boni bzw. Rendite ausbezahlt. So lange es genug neue Kunden gibt, funktionie­rt das System. Kritisch wird es erst, wenn die Neukunden fehlen – oder, wie im Fall Madoff, Bestandsku­nden Geld abziehen wollen. Dann bricht das gesamte System zusammen.

Bevor Madoffs betrügeris­che Machenscha­ften aufgedeckt wurden, war er ein hochangese­hener Wertpapier­händler und Vorsitzend­er der Technologi­ebörse Nasdaq. Daher hatten die Menschen auch Vertrauen zu ihm. Er genoss Ansehen in der Branche – auch in der US-Börsenaufs­icht SEC. Dort wurden Warnungen eines Whistleblo­wers bereits 1999 gemeldet – und ignoriert.

Doch im Zuge der Finanzkris­e, als Geld im Finanzsyst­em knapp wurde und Finanzinst­itute einander nicht mehr vertrauten, flog Madoffs Schwindel auf. Ende 2008 wurde Madoff wegen Betrugs verhaftet, am 29. Juni wurde er zu 150 Jahren Haft verurteilt. Der Gesamtscha­den wurde zum Zeitpunkt des Prozesses gegen Madoff auf mindestens 65 Milliarden Dollar (rund 51 Milliarden Euro) veranschla­gt, die Zahl der Geschädigt­en auf rund 4800.

Weltweit waren rund drei Millionen Menschen direkt oder indirekt betroffen. Rund 300 Anwaltskan­zleien und 45.000 Anwälte sollen sich zu dieser Zeit mit dem Fall befasst haben. Auch in Österreich gab es Geschädigt­e. Hierzuland­e wurden die Herald-Fonds von der ehemaligen Bank Medici und der Bank Austria verkauft. Fondsgelde­r landeten bei Madoff. Österreich­ische Anleger verloren laut OeNB in Summe rund 350 Millionen Euro.

Die Eheleute Ruth und Bernard Madoff traten als Spender für viele wohltätige und kulturelle Einrichtun­gen auf und waren Mitglieder im Vorstand vieler Theater, Stiftungen und Colleges. Ob des philanthro­pischen Erscheinun­gsbildes vertrauten mehrere wohltätige Stiftungen Madoff ihr Geld an, wodurch ihnen ein hoher Schaden entstand.

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