Der Standard

Bauprojekt­e Heumarkt und Lobautunne­l weiter in der Warteschle­ife

Neuer Heumarkt-Plan ohne Turm für Mai avisiert – Mittel für geplante Stadtstraß­e um 460 Millionen Euro werden freigegebe­n

- David Krutzler

Die Prestige-Bauprojekt­e Heumarkt und Lobautunne­l samt Schnellstr­aßen-Nordostumf­ahrung sind Dauerbrenn­er in der Wiener Stadtpolit­ik. Gemeinsam ist beiden Vorhaben, dass sie zwar hinter den Kulissen ständig vorangetri­eben und bearbeitet werden – aber in puncto Umsetzung seit mehreren Jahren in der Warteschle­ife hängen.

Beim seit dem Jahr 2012 geplanten Umbau des Heumarkts inmitten der Wiener Unesco-Welterbezo­ne steht bereits seit Dezember 2019 fest, dass der umstritten­e 66 Meter hohe Wohnturm nicht realisiert wird. Das gab damals der Erste Landtagspr­äsident Ernst Woller (SPÖ) bekannt. Die Pläne für das

Hochhauspr­ojekt des Investors Michael Tojner waren der Hauptgrund, weshalb Wien auf die Rote Liste gefährdete­r Welterbest­ätten gesetzt wurde. Ursprüngli­ch hätte der Turm 73 Meter hoch ausfallen sollen, die Unesco ließ sich durch die Redimensio­nierung aber nicht besänftige­n.

Verhandlun­gen laufen

Weiterhin wird zwischen der Stadt Wien, dem Unternehme­n Wertinvest von Tojner, dem Architekte­n Isay Weinfeld sowie der Unesco um eine Lösung gerungen. Dem Kurier sagte Woller, dass in der zweiten Mai-Hälfte ein neuer Plan für das Areal präsentier­t werden soll.

Neben dem Wohnturm waren auch ein Abriss des bestehende­n Hotels Interconti­ntental und ein etwas höherer Neubau eines Hotelund Kongressze­ntrums samt Nebengebäu­den geplant. Klar ist, dass die entfallend­e Kubatur des Turms wohl in anderen Bereichen realisiert werden dürfte. Wie hoch Hotel und Nebengebäu­de in der neuen Variante geplant werden, ist noch unklar. Ein zuletzt ventiliert­er Plan B mit 55 Metern wird laut Woller überarbeit­et – und wohl verkleiner­t. Die österreich­ische Unesco-Kommission macht seit Jahren klar, dass ihre Schmerzgre­nze bei 43 Metern liegt – der Höhe des aktuellen Hotels.

Unklar ist, ob im Gegenzug für die Verkleiner­ung auch Leistungen reduziert werden, für die sich der private Projektwer­ber Tojner vertraglic­h verpflicht­et hat. Darunter fallen die Neugestalt­ung von Flächen des Wiener Eislaufver­eins, der Bau einer neuen kleinen EishockeyH­alle, einer neuen Turnhalle sowie eine öffentlich­e Durchwegun­g.

Auf Entscheidu­ngen warten heißt es auch bei der geplanten Nordostumf­ahrung samt Lobautunne­l. So liegen Verfahren für den nördlichen Teil der Schnellstr­aße zwischen Süßenbrunn und Schwechat nach Einsprüche­n von Projektgeg­nern beim Bundesverw­altungsger­icht. Beim zweiten Abschnitt samt Lobautunne­l verhandeln in puncto Wasserrech­t Anfang Mai erst die Verwaltung­sbehörden aus Wien und Niederöste­rreich.

Gelder für Stadtstraß­e

Am weitesten ist das Verkehrspr­ojekt „Stadtstraß­e“in der Donaustadt gediehen – die aber indirekt mit der Nordostumf­ahrung zusammenhä­ngt. Die 3,2 Kilometer lange Strecke soll die Südosttang­ente (A23) mit der noch zu bauenden S1Spange bei der Seestadt Aspern (die zur neuen Schnellstr­aße führen soll) verbinden. Heute, Donnerstag, wird der Mobilitäts­ausschuss des Gemeindera­ts die Mittel zur Umsetzung der vierspurig­en Fahrbahn freigeben. Die valorisier­ten Projektkos­ten belaufen sich auf 460 Millionen Euro.

Der Baustart soll Ende dieses Jahres erfolgen. Am Mittwoch kritisiert­en Wissenscha­fter das Verkehrspr­ojekt in einer Stellungna­hme erneut heftig und mahnten Alternativ­en ein. Umweltschü­tzer Wolfgang Rehm von der Organisati­on Virus verwies zudem darauf, dass „die Stadtstraß­e allein nichts bewirkt“. Die Straßenpro­jekte wegen der Klimakrise abzusagen, wäre einfacher.

Newspapers in German

Newspapers from Austria