Der Standard

Felix Auböck kraulte an die Weltspitze.

Südstadt, Berlin, Michigan, Loughborou­gh – Felix Auböck kommt in Sachen Schwimmen weit herum. Der 24-Jährige krault Weltklasse­zeiten und traut sich viel zu. Bei der EM wie bei den Olympische­n Spielen.

- Fritz Neumann

Das waren Zeiten! In der ersten Dekade dieses Jahrtausen­ds hat allein Markus Rogan zweimal Olympiasil­ber, neun EMTitel, Kurzbahn-WM-Gold, etliche weitere Medaillen und einen Kurzbahn-Weltrekord verbucht. Maxim Podoprigor­a, Dinko Jukic und natürlich Mirna Jukic, die Olympiadri­tte und fünfmalige Europameis­terin, steuerten auch nicht wenig bei in der goldenen Ära des heimischen Schwimmspo­rts. Doch spätestens seit Dinko Jukic bei den Spielen 2012 eine Medaille knapp verpasste, hat Österreich im olympische­n 50-m-Becken kaum noch Wellen geschlagen. Das könnte sich heuer ändern.

1:45,70 Minuten über 200, 3:44,51 über 400 und 7:46,72 über 800 Meter Kraul. Das sind Zeiten!

Mit diesen Marken und drei Siegen hat sich Felix Auböck am Wochenende bei den Swedish Open in Stockholm in der Weltspitze etabliert. Der Weltverban­d (Fina) führt den 24-Jährigen aus Bad Vöslau zweimal an zweiter und einmal an dritter Stelle der Jahresbest­enliste. Das gemahnt durchaus an Rogan, obwohl die Saison noch jung ist und klarerweis­e weniger Meetings stattfinde­n als üblich. „Jetzt bin ich dort, wo ich hinwollte“, sagt Auböck dem STANDARD. „Ich bin dort, wo es um die Medaillen geht.“

Der 1,97 Meter große Auböck hat eine weite Reise hinter sich. Von Bad Vöslau in die Südstadt war es vergleichs­weise ein Katzenspru­ng. Doch schon mit 16 Jahren übersiedel­te er nach Berlin, um sich bei den Wasserfreu­nden Spandau weiterzuen­twickeln. Der nächste Schritt war ein großer, er führte Auböck über den Atlantik und noch ein Stück weiter nach Ann Arbor, an die University of Michigan. Dort erhielt der Niederöste­rreicher ein Stipendium, um vier Jahre lang zu studieren (Politikwis­senschafte­n und Geschichte) und für die Uni zu schwimmen. Im Vorjahr ging’s quasi retour, jetzt trainiert und studiert Auböck an der englischen Loughborou­gh University in der Nähe von Leicester, wo er nächstes Jahr seinen Master machen will.

Profisport mit Profis

Momentan steht die Schwimmere­i im Vordergrun­d. An seiner Uni findet Auböck Möglichkei­ten vor, von denen er in Österreich nur träumen könnte. Dem „Director of Swimming“Andi Manley assistiere­n weitere Schwimmcoa­ches und nicht weniger als fünf Fachkräfte: eine Ernährungs­beraterin, ein Biomechani­ker, eine Psychologi­n, ein Konditions­trainer, ein Physiologe. Auböck: „Ich kann immer irgendwo einen Hebel ansetzen. Wer Profisport machen will, muss mit Profis zusammenar­beiten.“

Walter Bär, zu Südstadt-Zeiten der Trainer von Auböck, ist mittlerwei­le Sportdirek­tor des Schwimmver­bands (OSV). Er verfolgt die Entwicklun­g seines Ex-Schützling­s mit Freude. „Felix ist ein lockerer Typ und trotzdem zielstrebi­g“, sagt Bär. „Und er hat in zwei wichtigen Punkten echte Fortschrit­te gemacht.“Punkt eins? „Felix brachte früher selten an zwei Tagen en suite Spitzenlei­stungen, das ist jetzt ganz anders.“Punkt zwei? „Er hat den Start und die Wenden optimiert, taucht deutlich weiter als noch vor einem Jahr. Er kommt mit mehr Körperspan­nung aus der Wende heraus, nimmt viel Schwung mit.“Aus vier bis fünf Metern unter Wasser seien sechs bis sieben geworden, das spart den einen oder anderen Armzug und also Kraft, was sich „hinten heraus“auswirkt.

Papierform und Plan

Was Auböck noch fehlt, ist eine Medaille bei einem Großevent. Bei der WM 2017 war er Fünfter, bei der EM 2018 Vierter über 400 Meter Kraul, das ist seine Paradestre­cke. Die nächste EM soll im Mai vor leeren Rängen in Budapest steigen. Dort könnte sich Auböck, so alles nach der Papierform und nach Plan läuft, erstmals dekorieren. Der nächste größere Ausflug sollte ihn nach Tokio führen, zu den Olympische­n Spielen (ab 23. Juli). Von einer Medaille redet Felix Auböck nicht, er sagt aber schon: „Dort, wo ich jetzt bin, will ich mich behaupten.“

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Der 1,97 Meter große Felix Auböck kann weit ausholen. Er traut sich zu, an Erfolge eines Markus Rogan oder Dinko Jukic anzuknüpfe­n.
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Foto: ISL / Mike Lewis In Stockholm freute sich Auböck über zwei Rekorde.

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