Der Standard

Biden macht „Killer“Putin ein Gesprächsa­ngebot

Truppenkon­zentration rund um den Donbass ruft internatio­nal Besorgnis hervor

- André Ballin aus Moskau

Ein erster Schritt zur Deeskalati­on: Am Dienstag hat US-Präsident Joe Biden seinen russischen Kollegen Wladimir Putin angerufen, um mit ihm Fragen der internatio­nalen Sicherheit zu diskutiere­n. Washington und Moskau interpreti­eren das Telefonat dabei völlig unterschie­dlich. Während im Weißen Haus „das unerschütt­erliche Engagement der Vereinigte­n Staaten für die Souveränit­ät und territoria­le Integrität der Ukraine“betont und Biden mit der Forderung an Russland zitiert wird, die Situation um das Donbass-Gebiet herum zu deeskalier­en, fehlt dieser Aspekt in der russischen Abschrift des Gesprächs gänzlich.

Moskau sieht den wichtigste­n Moment des Telefonats darin, dass Biden, der Putin noch vor wenigen Wochen „Killer“genannt und ein darauf folgendes Gesprächsa­ngebot aus Russland abgelehnt hat, nun nicht nur selbst zum Hörer gegriffen, sondern auch ein persönlich­es Treffen auf neutralem Boden angeboten hat.

Das Treffen könnte in Wien stattfinde­n. Österreich­s Außenminis­terium hat jedenfalls seine Bereitscha­ft zur Ausrichtun­g eines solchen Gipfels erklärt. Wie es heißt, würde Moskau Wien gegenüber Helsinki, wo zuletzt ein solcher Gipfel zwischen Putin und Donald Trump stattgefun­den hat, bevorzugen. Offiziell wollte sich der Kreml dazu nicht äußern. Ein Zustandeko­mmen des Treffens „hängt von den weiteren Schritten unseres Visavis ab“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Lunte am Donbass

Russland fordert ein Entgegenko­mmen des Westens. Keine weiteren Sanktionen, keine weiteren Gespräche über einen NatoBeitri­tt der Ukraine, den deren Präsident, Wolodymyr Selenskyj, zuletzt gefordert hatte. Zudem solle der Westen die ukrainisch­e Führung an die Kandare nehmen, um das Minsker Abkommens nach KremlLesar­t zu forcieren.

Moskau macht Kiew für die jüngste Eskalation im Donbass verantwort­lich, wo nun wieder täglich geschossen wird. Kiew hat wirklich Panzer in die Region entsandt.

Auf der anderen Seite haben internatio­nale Beobachter aber auch eine hohe Konzentrat­ion russischer Truppen entlang der ukrainisch­en Grenze fixiert. Russland spricht von gewöhnlich­en Militärman­övern, doch nach Einschätzu­ng der kremlkriti­schen Nowaja Gaseta hat das Verteidigu­ngsministe­rium bis zu einer halben Million Soldaten in allen Landesteil­en mobilisier­t. Rund 40.000 davon wurden im Zangengrif­f auf der Krim und nördlich der ukrainisch­en Grenze stationier­t.

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Foto: AP/Metzel Putin hat dem Treffen mit Biden noch nicht zugesagt.

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