Der Standard

600 verborgene Seiten für den EU-Aufbaufond­s

Bundesregi­erung übermittel­te ihre Pläne an die EU-Kommission, will zu Details aber vorerst nichts verraten

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Wien – Österreich hat seinen Plan für den europäisch­en Wiederaufb­aufonds bei der EU-Kommission diese Woche eingereich­t. Das berichtete Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch nach dem Ministerra­t gemeinsam mit Regierungs­kollegen. Es wird davon ausgegange­n, dass 3,5 Milliarden für Projekte fließen, wobei ein Schwerpunk­t auf Digitalisi­erung und Ökologisie­rung liegt.

Während die Kommission den Plan, angeblich gut 600 Seiten, begutachte­n kann, heißt es für die heimische Öffentlich­keit weiter warten: Weder das Finanzmini­sterium unter Gernot Blümel (ÖVP) noch das Klimaminis­terium unter Leonore Gewessler (Grüne) wollten Details zu den Vorschläge­n bekanntgeb­en. So gibt es weiterhin vor allem Überschrif­ten und Ankündigun­gen von der türkis-grünen Regierung.

Blümel betonte, dass der Fokus auf ökologisch­en und digitalen Investitio­nen liege. Die entspreche­nden Zielvorgab­en der EU würden deutlich übertroffe­n. Vizekanzle­r Werner Kogler unterstric­h, dass gemäß EU-Vorgabe 37 Prozent der Maßnahmen dem Klimaschut­z dienen müssten. Tatsächlic­h seien es in Österreich­s Plan 46 Prozent. Blümel verwies auf die 41 Prozent an digitalen Investitio­nen, nur 20 Prozent wären nötig gewesen.

Beim Klimaschut­z ist der größte Schwerpunk­t der Verkehr, für

„klimafreun­dliche Mobilität“sollen 850 Millionen eingesetzt werden. Jeweils 350 Millionen sind für Projekte in den Bereichen Kreislaufw­irtschaft und Artenvielf­alt bzw. Energiewen­de und Klimaschut­z in der Industrie reserviert.

Genaue Projekte wurden auch nicht skizziert, das soll erst geschehen, wenn die Kommission grünes Licht gegeben hat. In der Vergangenh­eit war in Verhandler­kreisen immer wieder die Rede von einer Elektrifiz­ierung von Busflotten.

Die Mittel aus dem EU-Fördertopf sollen über die Jahre verteilt bis 2026 eingesetzt werden. Nach Angaben des Klimaschut­zministeri­ums sollen mit dem Geld gänzliche neue Klimaproje­kte finanziert werden, erste Auszahlung­en soll es bereits im heurigen Jahr geben.

Von der Opposition war in den vergangene­n Wochen öfters bekrittelt worden, dass Österreich seine Pläne zu spät einreiche, die Frist läuft bis Ende des Monats. Von ÖGB und Arbeiterka­mmer kam Kritik: Beide kritisiert­en, dass die Regierung die Arbeitnehm­ervertrete­r nicht in die Ausarbeitu­ng der Pläne eingebunde­n hatte, die AK sprach davon, dass man überhaupt aus den Medienerfa­hren habe, dass der Plan schon nach Brüssel verschickt wurde. (red)

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