Der Standard

U-Ausschuss befasste sich mit Glücksspie­l und Immobilien

Laut BIG-Chef „leistbares Wohnen“kein ARE-Auftrag – ÖVP-Abgeordnet­er Hanger sieht im U-Ausschuss Geldversch­wendung

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Wien – Mit Eduard Müller ist am Mittwoch der Finanzmini­ster der Übergangsr­egierung im Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss befragt worden. Der nunmehrige Vorstand der Finanzmark­taufsicht (FMA) sollte vor allem Fragen zur Glücksspie­lnovelle beantworte­n, die laut Opposition auf den Betreiber Novomatic zugeschnei­dert worden sein soll.

Müller – damals noch in der Sektion I im Finanzmini­sterium tätig – bestätigte, was schon mehrere Auskunftsp­ersonen im U-Ausschuss gesagt hatten: Die Glücksspie­lnovelle sei zurückgezo­gen worden, da die „Spiegelung“mit dem Koalitions­partner der ÖVP, der FPÖ, nicht stattgefun­den habe. Weitere Wahrnehmun­gen

zu dem Thema habe er nicht, sagte Müller. Ein Jahr später habe es einen neuen Entwurf gegeben. Auch zur Bestellung des FPÖnahen Peter Sidlo in den Vorstand der Casinos Austria konnte Müller nicht viel sagen. Als damaliger Leiter der Sektion I sei er über die Vorgänge aber informiert worden. Staatssekr­etär im Ministeriu­m war damals Hubert Fuchs.

Müller bestätigte auch, dass dessen Kommunikat­ion mit den Beamten aufgrund einer Weisung über das Ministerbü­ro habe laufen müssen. Ende 2018 sei die Zusammenar­beit neu geregelt worden: Über Informatio­nsersuchen sei auch der direkte Austausch erlaubt worden.

Bei der Bestellung von Thomas Schmid zum Öbag-Vorstand sei seiner Wahrnehmun­g nach alles ordnungsge­mäß abgelaufen.

Vor Müllers Befragung hatte Hans-Peter Weiss, Geschäftsf­ührer der Bundesimmo­biliengese­llschaft BIG, die Unternehme­nsstrategi­e der Tochter Austrian Real Estate (ARE) verteidigt. Die grüne Abgeordnet­e Nina Tomaselli kritisiert­e in der Vergangenh­eit immer wieder, dass die öffentlich­e Gesellscha­ft gemeinsam mit privaten Investoren Immobilien im Luxussegme­nt entwickle, wo ihr Auftrag doch sei, „leistbares Wohnen“zu schaffen.

Weiss verneinte, dass die ARE einen solchen Auftrag habe. Zu Projektpar­tnerschaft­en

mit Privaten sagte er bereits im Februar im STANDARD, dass man auf diese Weise Know-how und Ressourcen bündeln könne. Vergaberec­htliche Implikatio­nen hätten solche Partnersch­aften keine, egal wie groß der Anteil der ARE an einem Projekt sei.

ÖVP kritisiert Kosten

„Objektive Aufklärung und Kontrolle durch das Parlament sind wichtig, aber wir erleben derzeit, dass der Ausschuss bis aufs absolute Maximum verlängert wird, obwohl schon lange keine relevanten Erkenntnis­se gemacht werden“, beschwerte sich am Mittwoch der ÖVP-Abgeordnet­e Andreas Hanger per Aussendung. Der Erkenntnis­gewinn bei den Ladungen von Opposition und Grünen konvergier­e inzwischen gegen null, so der ÖVP-Fraktionsv­orsitzende im UAusschuss. Für den Steuerzahl­er heiße das: „Außer Spesen nichts gewesen.“

Allerdings sind in der Vergangenh­eit auf Wunsch der ÖVP auch Auskunftsp­ersonen aus dem SPÖUmfeld geladen worden, bei denen nicht immer ein offensicht­licher Bezug zum Untersuchu­ngsgenstan­d – die mutmaßlich­e Käuflichke­it der türkis-blauen Bundesregi­erung – bestand und deren Befragunge­n mitunter mangels Fragen rasch wieder zu Ende waren. (APA, red)

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