Generationenplausch im Garten Eden
Produzent Floating Points inspiriert auf „Promises“Saxofonklassiker Pharoah Sanders mit meditativen Klangwolken
Im Jazz wird man als solider Instrumentalist mitunter doch noch zum verehrten Klassiker – so man marathonmäßig durchhält und es in ergrauter Würde rüstig auf die Bühne schafft. Aber Vorsicht! Der 80-jährige Pharoah Sanders ist nicht aus Gründen der Ausdauer Teil eines edlen Klubs altehrwürdiger Jazzinstanzen.
Der Mann aus Little Rock, Arkansas, war schließlich einst mittendrin und nicht nur dabei, als Innovator John Coltrane etwa mit der wilden Freiheit des spontanen Ausdrucks ein Denkmal setzte.
Auch wuchs Sanders zum seelenverwandten Sparringpartner Coltranes bei Konzerten heran. Schließlich, nach dem Tod des ruhelosen Erneuerers (1967), wurde das Erbe eines spirituell getönten Musizierens und besonders die modale Stilistik Coltranes für Sanders zur zweiten Natur. Genauer: die ekstatische, monologartige Umkreisung erratischer Akkorde.
Es gelang Sanders allerdings, bei seiner Traditionspflege dem Epigonentum durch authentischen, individuellen Ausdruck zu entgehen. Und dies also ließ ihn zum wahren Klassiker werden, dessen Stil einer hymnischen Direktheit etwa auf
Wenn der besungene „Creator“es vorsah, dass Sanders fast zwei Jahrzehnte lang keine Einspielung vorgelegen sollte, hat er nun seine Meinung geändert und den Tenorsaxofonisten vor ein paar Jahren mit Produzent Floating Points (also Sam Shepherd) zusammengebracht. Sanders hatte Shepherds Album gehört und hernach den Kontakt gesucht, dessen Folgen nun auf (Luaka
Nur kein Ton zu viel: Pharoah Sanders.
(London Symphony Orchestra) umgarnen Sanders, der sich fragil-melodiös gibt und einen Moment lang sogar singt.
lässt sich getrost als Begleitmusik für die persönliche Reise ins eigene Innere einsetzen, die im heutigen Neobiedermeier der Lockdowns womöglich modisch ist. Es lässt sich aber auch die Meisterschaft studieren, mit der Sanders Tönen ganz unterschiedliche Facetten eines humanisierten Ausdrucks verleiht. Es ist zudem eine Musik, die keine Eile hat und den Hörenden, der auf Sanders wartet, Geduld lehrt, da Sanders öfters auch zum beredten Schweigen ansetzt.