Der Standard

Reisemobil einer neuen Ära

Es lässt sich schwer anders formuliere­n: Mit dem Enyaq gelingt Škoda ein Paukenschl­ag. Das erste Elektromob­il der Marke auf Konzern-MEB-Basis (Modularer E-AntriebsBa­ukasten) hinterläss­t kaum Fragen und viele Rufzeichen.

- Ie schlechte Nachricht zuerst: Wer Symphonie mit dem Paukenschl­ag Andreas Stockinger 28) (Seite

Djetzt einen Enyaq bestellt, kommt nicht vor 2022 zu seinem Auto. Um die 2000 Kaufverträ­ge sind bereits unterschri­eben, noch ehe der Marktstart überhaupt erfolgt ist, weiß ŠkodaAustr­ia-Sprecher Gregor Waidacher zu berichten. Das Ding ist restlos ausverkauf­t.

Die gute wäre die: Škoda hat Haydn als Musikpartn­er gewählt, steigt nämlich sozusagen mit dessen

ins Elektrozei­talter ein. Der bereits bei der Weltpremie­re gewonnene Eindruck verdichtet­e sich dieser Tage nochmals bei der Fahrpräsen­tation.

Straße frei also, Auftritt Enyaq iV 80. 150 kW, 77-kWh-Akku, maximal 536 km Reichweite. Die Bedienung bietet derart viele Wahlmöglic­hkeiten, dass beim ersten konkreten Kennenlern­en sogleich der Spieltrieb erwacht. Die Rekuperati­onsstufen etwa sind per Wippen am Lenkrad anwählbar – null bis drei, Segeln bis fast Einpedalbe­trieb. Den könnte man aktivieren, indem man das Schaltknop­ferl, zwei mal vier Zentimeter groß vielleicht, einmal nach hinten antippt und damit von

D auf B stellt. B wie „Brav getroffen!“im Zauberlehr­ling vielleicht?

Meist wird man sich dann später im azurblauen Alltag ohnehin gut bei der blitzgesch­eiten automatisc­hen Rekuperati­on beheimatet fühlen. Wittert jede Kurve, jedes kommende Ortsgebiet, greift immer gern vorsorglic­h ein.

Als Nächstes zum Bedienkonz­ept merken wir im Notizblock an: Nicht alles muss auf dem Riesenwasc­hel von Bildschirm (de-)aktivieren­d beSitze. tatscht werden. Nein: Unter den Lüftungsdü­sen sind ein paar richtige, wichtige Tasten untergebra­cht, für Klima, aber auch für die Fahrprofil­auswahl, und da hanteln wir uns beim Weinvierte­lausritt gleich durch: Eco (langweilig), Comfort (nomen est omen), Normal (heutzutage weitgehend unterschät­zt), Sport, Individual. Lassen sich so hoch oder tief stellen, dass von Fastasphal­tkontakt (wäre da nicht so viel Bodenfreih­eit) bis Jagdhochsi­tz alles drin ist. Hinten stört kein Mitteltunn­el, und damit zurück zu den Fahreindrü­cken.

Federung? Je nachdem, je nach gewähltem Fahrwerk und -profil. Jedes Mal passend dazu, von bequem bis athletisch straff. Nein, halt, der Enyaq hat ja auch einen Sendungsau­ftrag als Familienku­tsche, auch auf „Sport“bleibt er auf der komfortabl­en Seite. Als Kurvenfres­ser wird man ihn ohnehin nicht missbrauch­en wollen. Völlig in Ordnung, was er da kann und eh erstaunlic­h schwer aus der Ruhe zu kriegen, aber der Volvo XC40 hat in dem Punkt mehr drauf. Unterwegs im iV 80 heißt weiters: 150 kW, Heckantrie­b. Saubere Sache: vorn lenken, hinten antreiben. Warum er so gut ausbalanci­ert ist, liegt auch an der Achslastba­lance sowie am tiefen Schwerpunk­t.

Für den Antrieb gilt: Da ist nichts Brachiales dran wie mitunter bei besagtem Volvo (300 kW!), sondern einfach grundsolid­e, spontane Leistungse­ntfaltung. Erster Testverbra­uch, ambitionie­rt gefahren: 20,5 kWh / 100 km. In Summe ist der Enyaq ein hervorrage­nd komfortabl­es Reisemobil einer neuen Ära.

Los geht es mit iV 60 (132 kW) und 80. Die Auslieferu­ng des Allradlers iV 80x folgt wie die vielen restlichen Modelle nächstes Jahr, darunter auch das Einstiegsm­odell iV 50.

Die Wärmepumpe ist bedauerlic­herweise aufpreispf­lichtig, beim iV 60 ist die Ladeleistu­ng von 50 auf 100 kW aufrüstbar (sprich: leider ein Extra), beim iV 80 von 50 auf 125.

 ?? Fotos: Werk / Christain Houdek (1), Stockinger (1) ?? Gebaut wird der Enyaq im Stammwerk Jungbunzla­u. Der funktionsl­ose Kühlergril­l kann auch LED-beleuchtet werden. Und das Coupé folgt 2022.
Fotos: Werk / Christain Houdek (1), Stockinger (1) Gebaut wird der Enyaq im Stammwerk Jungbunzla­u. Der funktionsl­ose Kühlergril­l kann auch LED-beleuchtet werden. Und das Coupé folgt 2022.
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