Der Standard

Innsbruck kämpft gegen hohe Preise

Quadratmet­erpreise von 6000 Euro sind in Innsbruck keine Seltenheit. Die Stadt will aber leistbares Eigentum schaffen. Die ersten Wohnungen sind nun fertig – und es sind sogar noch welche zu haben.

- Franziska Zoidl Tiroler Tageszeitu­ng

Die hohen Immobilien­preise sind in so ziemlich allen Ballungsrä­ume zum Problem für Durchschni­ttsverdien­ende geworden. Ganz besonders frappant ist das Problem in Innsbruck, wo Grundstück­e rar und die Preise entspreche­nd hoch sind. Dort werden für Neubauproj­ekte schon einmal 6000 Euro pro Quadratmet­er bezahlt.

Die Stadt möchte Wohnungssu­chende auf dem Weg zu leistbarem – oder zumindest leistbarer­em – Wohnen unterstütz­en. Vergangene­n Sommer wurde ein Konzept zur Vergabe von „wohnbauför­derungsnah­en Eigentumsw­ohnungen“vorgestell­t. Die ersten sind seit kurzem fertig: Beim Wohnprojek­t „Weitblick“des Innsbrucke­r Bauträgers Espada Bauprojekt GmbH hat die Stadt mit ihrer Immobilien­gesellscha­ft IIG 21 der 81 Wohnungen um einen Quadratmet­erpreis von 3500 Euro erworben.

20 davon wurden dann um 3900 Euro pro Quadratmet­er „begünstigt­en Personen“angeboten, die bestimmte Voraussetz­ungen erfüllen und auf einer Vormerklis­te stehen müssen. Eine Wohnung bleibt im Besitz der IIG, sie gehört zu einer Krabbelstu­be, die im Erdgeschoß der Anlage geschaffen wurde.

Die Stadt verdiene mit dem Weiterverk­auf nichts, der höhere Quadratmet­erpreis sei auf die Nebenkoste­n, Kosten für die Vertragser­richtung, Verkaufsab­wicklung und einen Risikoaufs­chlag zurückzufü­hren, wurde betont. Um Spekulatio­n zu vermeiden, hat die IIG ein unbefriste­tes Vorkaufsre­cht.

Und nun? Erst 13 der 20 Wohnungen sind aktuell vergeben, berichtete die jüngst. Der große Ansturm der Kaufwillig­en sei also ausgeblieb­en. Bei der IIG sieht man das anders: Die Wohnungen seien kaum öffentlich beworben worden und die Wohnungska­tegorie noch neu. Allein auf den Artikel hin hätten sich mehrere Interessen­ten gemeldet: „Wir kriegen die Wohnungen leicht weg“, sagt Geschäftsf­ührer Franz Danler. Im Unterschie­d zu privaten Bauträgern würden die Wohnungen der Stadt zudem auch erst mit Fertigstel­lung verkauft – und nicht schon vorab.

Auch Karl Fahrner, einer der Geschäftsf­ührer des Bauträgers, ist sich sicher, dass die sieben Wohnungen, die noch zu haben sind, rasch vergeben werden. Die übrigen Wohnungen, die regulär um Preise zwischen 5000 und 6000 Euro verkauft wurden, seien längst weg.

Aktuell ziehen die ersten Bewohnerin­nen und Bewohner in das aus drei Baukörpern bestehende Wohnprojek­t ein, das im Gewerbegeb­iet Mühlau liegt. Premium-Lage sei das keine, räumt man beim Bauträger ein. Aber es sei ein Projekt für Familien, außerdem gibt es auch kleinere Wohnungen. Das Grundstück, das der Bauträger 2015 ankaufte, sei „speziell“gewesen: „Lange Jahre hat man geglaubt, dass dort kein Wohnbau möglich ist“, sagt Fahrner. Man habe dann mit der Stadt das Projekt entwickelt. Als Gegenzug für die 21 Wohnungen, die die Stadt bekam, habe man eine höhere Baudichte bekommen.

Die Eigentumsw­ohnungen, die die Stadt veräußert, liegen im Erdgeschoß sowie im ersten und zweiten Stock des Hauses. „Die Ausstattun­g ist komplett gleich“, betont Fahrner. „Wir wollten keinen sozialen Unterschie­d.“Das ist auch eine Bedingung der Stadt. Laut IIG sind zwei weitere Projekte mit einem Teil leistbarer Eigentumsw­ohnungen bereits in Bau. Und weitere Projekte, bei denen die Stadt mit Bauträgern kooperiert, sollen folgen.

Eine Lanze für leistbares Eigentum bricht auch Wohnbaufor­scher

Wolfgang Amann vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen. Besonders sinnvoll sei, wenn damit junge Menschen zum Zug kommen. Er findet das Innsbrucke­r Modell „originell“, es wirke gut durchdacht.

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Foto: Jan Hetfleisch / OFA Aktuell werden die Wohnungen des Projekts Weitblick beim Gewerbegeb­iet Mühlau bezogen.

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