Der Standard

Das Problem mit dem Roboter im Garten

- Die Kolumne von Franziska Zoidl

Das Gute am Homeoffice: Man kann theoretisc­h von überall aus arbeiten. Das Schlechte: Man kann theoretisc­h von überall aus arbeiten. Bei mir war das im vergangene­n CoronaJahr immer wieder auf dem Land und mit Blick auf die Rasenmäher­roboter der Nachbarn, die sich jeden Tag durch den Garten schieben und deren Bewegungen kreuz und quer über den Rasen keinerlei Logik vermuten lassen.

Aber die künstliche Intelligen­z dürfte funktionie­ren: Das Gras ist raspelkurz, ohne dass sich jemand mit Rasenmäher und Schere abmühen müsste. Gänseblümc­hen? Sind unerwünsch­t – so wurde das in vielen Siedlungen lange vor dem Siegeszug der Roboter praktizier­t. Aber früher konnte der Garten zumindest ein wenig verwildern, wenn die Besitzer auf Urlaub oder im Stress waren. Doch Roboter legen keinen Wert auf Urlaub.

Keine Sorge, liebe Nachbarinn­en und Nachbarn: Ich will sie euch ja nicht wegnehmen. Immerhin tragen viele Roboter sogar einen Namen, auch wenn er meist mäßig originell ist; „Schaf“und „Robi“dürften laut meiner nichtreprä­sentativen Umfrage Spitzenrei­ter sein. Und ich vergönne auch jedem und jeder die Arbeitsers­parnis.

Die Arbeitsers­parnis könnte aber auch einfach darin bestehen, den Rasen wieder zur Wiese werden zu lassen. Denn wer einen so wertvollen Flecken Grün besitzt, darf nicht nur an sich selbst denken. Auch Bienen und Insekten brauchen Platz zum Leben. Und so harmlos, wie er aussieht, ist der gute „Robi“auch nicht: Tierschutz­organisati­onen warnen immer wieder, dass die Geräte auch vor Igeln nicht haltmachen.

Die Zeiten sind hart. Gönnen Sie sich und Ihrem Roboter eine Pause. Ist doch egal, wenn die Nachbarn sich wundern, weil der Garten verwildert. Das Summen der Bienen wird sie sowieso übertönen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria