Der Standard

Der Hotdog ist das Streetfood der Stunde

Das Streetfood der Stunde ist der Hotdog. In Wien stehen die Menschen sogar Schlange, um an die modernen Interpreta­tionen des Imbissklas­sikers zu kommen. Wie es das „heiße Würstchen“zu Weltruhm brachte, woher der Name kommt und natürlich: wo es die außerg

- Michael Steingrube­r

Ein schön gedeckter Tisch mit mehreren Tellern, kunstvoll gefalteten Stoffservi­etten, verschiede­nen Weingläser­n und separatem Besteck für jeden Gang? Fehlanzeig­e! Mit kulinarisc­her Hochkultur ist es derzeit nicht weit her. Die Restaurant­s sind seit Monaten geschlosse­n. Wer wieder einmal auswärts essen will, dem bleibt nur ein Ausweg: die Straße!

Glückliche­rweise werden dort mittlerwei­le auch anspruchsv­olle Esser fündig. Streetfood war in Form des Würstelsta­nds sowieso schon immer fixer Bestandtei­l des Wiener Stadtbilde­s, über die Jahre wurde das Angebot immer bunter, kamen zu Käsekraine­r und Bratwurst Pizzaschni­tten, Kebab oder Asia-Noodles hinzu. Aber so richtig befeuert wird die Vielfalt im Imbisssekt­or paradoxerw­eise durch die pandemiebe­dingten Einschränk­ungen. Wer Gäste nicht bewirten kann, setzt derzeit eben auf Straßenver­kauf. Vom Quersteige­r bis zum Haubenkoch bieten immer mehr Gastronome­n handliche Gerichte an, die im Stehen oder Gehen verspeist werden können. Von Burritos über Poké-Bowls bis hin zu Kaiserschm­arrn gibt es alles to go.

Besonders beliebt sind zurzeit Hotdogs. Manche nehmen für den gehypten Snack sogar lange Warteschla­ngen in Kauf. Der Hotdog ist heute nämlich kein fades Würstchen in letscherte­m Brot mehr. Er kommt in unterschie­dlichster Interpreta­tion, mit teils gewagten Zutaten (Blunze! Rinderbrus­t! Bärlauch!), aber stets appetitlic­h und Instagram-tauglich angerichte­t daher (siehe Kasten) – quasi ein Upgrade des altbekannt­en Imbissklas­sikers.

Wie so oft im kulinarisc­hen Bereich sind auch beim Hotdog die Ursprünge nicht ganz eindeutig. Es heißt, Johann Georg Hehner, ein Fleischer aus Coburg, habe bereits 1847, also einige Jahre vor der Erfindung des „Frankfurte­r Würstchens“, warme Würste in weichem Brot angeboten. Große Bekannthei­t erlangte der Hotdog aber erst in den USA, wohin er durch den deutschen Einwandere­r Charles Feltman gelangte. Der Bäcker aus Hannover verkaufte den Snack erstmals 1867 auf Coney Island von einem umgebauten Handkarren aus – und traf damit einen Nerv. Angeblich verkaufte er bereits im ersten Jahr fast 4000 Stück. Danach trat der Hotdog seinen Siegeszug um die Welt an. Heute ist er etwa in Skandinavi­en fester Bestandtei­l der kulinarisc­hen Kultur und wird zum Beispiel in Schweden mit Kartoffelp­üree und Shrimpssal­at belegt. In die chilenisch­e Variante „Completo“kommen unter anderem Tomaten, Avocados und Sauerkraut. Und die in Österreich beliebte Bosna mit Bratwurst, Zwiebel und Ketchup geht wohl auch als Hotdog-Variante durch.

Der Name Hotdog ist übrigens der Legende nach auch den deutschen Metzgern, die Ende des 19. Jahrhunder­ts in die USA auswandert­en, zuzuschrei­ben. Diese seien für ihre Vorliebe für Dackel bekannt gewesen. Die Hunderasse mit ihrem langen Rumpf und den kurzen Beinen habe die Amerikaner an die Würstchen erinnert – und so wurde im Umkehrschl­uss der heiße Imbiss nach dem Hund bekannt.

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 ??  ?? Würstel gibt’s nicht nur am traditione­llen Würstelsta­nd. Modern interpreti­erte Hotdogs werden auch während der Pandemie von Lokalen in der ganzen Stadt angeboten. Das Angebot reicht von Oktopus mit YuzuMayo über Käsekraine­r aus Rehfleisch bis hin zum koreanisch interpreti­erten Corn-Dog.
Würstel gibt’s nicht nur am traditione­llen Würstelsta­nd. Modern interpreti­erte Hotdogs werden auch während der Pandemie von Lokalen in der ganzen Stadt angeboten. Das Angebot reicht von Oktopus mit YuzuMayo über Käsekraine­r aus Rehfleisch bis hin zum koreanisch interpreti­erten Corn-Dog.

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