Super League mischt den Fußball auf
Zwölf Topklubs erschüttern Europas Fußball mit der Ankündigung einer Super League. Es geht um Geld, Macht und einen noch berechenbareren Fußball: Spielen sollen immer dieselben.
An jedem anderen Montag hätte die Uefa ein PR-Debakel erlebt. Europas Kontinentalverband segnete gestern die Reform der Champions League ab: 36 statt 32 Teams in einer großen Liga – inklusive Plätze für Topklubs, die die Qualifikation sportlich vergeigen.
Es war aber nicht jeder andere Montag, denn um 0.30 Uhr unserer Zeit gaben zwölf Klubs die Gründung der sogenannten Super League bekannt. Manchester United, Manchester City, Liverpool, Chelsea, Arsenal, Tottenham, Milan, Juventus, Inter Mailand, Real Madrid, FC Barcelona und Atletico Madrid sind schon an Bord, drei weitere Teams sollen als „Gründungsmitglieder“folgen. Bayern und Dortmund sollen eine Einladung abgelehnt haben.
Der Bewerb soll „so früh wie möglich“starten. Pro Saison gibt es fünf Plätze für Qualifikanten, die Liga soll in zwei Zehnergruppen mit Hin- und Rückspielen ausgetragen werden. Die drei besten Teams pro Gruppe würden sich für das finale K.-o.-Turnier qualifizieren. Die Gruppenvierten und -fünften spielen um die zwei letzten Plätze in der K.-o.-Phase, in der über vier Wochen der Titel ausgespielt werden soll.
Die Rechnung ist simpel: mehr Duelle von beliebten Klubs, viel mehr Geld durch TV-Rechte und sonstige Vermarktung. Die Spiele sollen unter der Woche gespielt werden, damit ist die Super League ein direkter Angriff auf die Uefa. Sie würde mit der Champions League konkurrieren und damit die große Cashcow des europäischen Fußballs entwerten.
Die Uefa drohte in einer gemeinsamen Erklärung mit dem englischen, italienischen und spanischen Verband mit einem Bann der Vereine und Spieler. Die Profis könnten sogar aus ihren Nationalmannschaften ausgeschlossen werden, hieß es. Die Fifa brachte in einem kurzen Statement nur ihr „Missfallen zum Ausdruck“. Gut möglich, dass der
Weltverband in den kommenden Tagen und Wochen eine spannende Rolle in der Debatte einnehmen wird. Präsident Gianni Infantino hatte schon früher mit einer globalen Superliga geliebäugelt, in einem ersten Schritt treibt er den Ausbau der Klub-WM voran.
Auch die Superliga richtet sich explizit an ein globales Publikum.
Der Vorsitzende Florentino Pérez, Präsident von Real Madrid, betonte in der Gründungsaussendung „vier Milliarden Fans“. Anhänger in den USA oder China haben zu den nationalen Ligen kaum Bezug, von ihnen ist weniger Widerstand zu erwarten – aber sehr, sehr viel Geld. Niemand in Schanghai will Liverpool gegen Malmö kicken sehen – aber Liverpool
gegen Arsenal geht immer. So weit wohl das Kalkül der SuperLeague-Hintermänner. Dank der Investmentbank JP Morgan wird der Rubel schon vor dem ersten Anstoß rollen, die beteiligten Teams können mit Milliarden rechnen.
Der Cashflow der Fixteilnehmer würde den Fußball zu einer Zweiklassengesellschaft machen und die nationalen Ligen unabhängig der Teilnahme von Real und Co entwerten. Es wäre nicht überraschend, wenn sich die Super League anfangs zu hohen Solidaritätszahlungen an die Fußballbasis verpflichtet – wie langlebig diese wären, läge dann aber auch in ihrer Hand.
Jetzt ist Krieg
Die erste Runde des PR-Kriegs verlor die Super League jedenfalls. „Dieser geschlossene Wettbewerb wird der letzte Nagel im Sarg des europäischen Fußballs sein und alles zerstören, was ihn so beliebt und erfolgreich gemacht hat“, schrieb das europäische Fannetzwerk FSE. Zahllose Fanklubs und auch einige Spieler und Trainer sprachen sich klar gegen das Projekt aus. „Der Gier sind anscheinend keine Grenzen mehr gesetzt“, sagte Stephan Reiter, Geschäftsführer von RB Salzburg.
Juristische Kämpfe werden folgen. Die Teams haben bereits rechtliche Schritte ergriffen, um eine Einmischung von Uefa und Fifa zu verhindern. Der Kontinentalverband wird kaum ein Druckmittel ungenutzt lassen, auch die EU könnte angesichts des geltenden Wettbewerbsrechts ein Wörtchen mitzureden haben.