Der Standard

Salopper Start ins Ministeram­t

Ohne viel protokolla­rischen Firlefanz wurde Wolfgang Mückstein zu Wochenbegi­nn als Gesundheit­sminister angelobt – der Bundespräs­ident und die türkis-grünen Regierungs­spitzen würdigten dabei seine bisherigen Verdienste als Arzt.

- Gerald John, Nina Weißenstei­ner

In Turnschuhe­n startete Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein (Grüne) zu Wochenbegi­nn in sein Amt. Herzlich aufgenomme­n wurde der bisher in einer Wiener Gruppenpra­xis, zu deren Patienten auch der Bundespräs­ident zählt, tätige Arzt in der Hofburg: Dort gelobte Van der Bellen den Newcomer an – und verwies darauf, dass Mückstein die Folgen der Pandemie hautnah miterlebt habe. Der Neo-Minister freute sich über den „wunderschö­nen“Festakt – und enteilte dann prompt zu seinen neuen Pflichten.

Alles blickte auf seine Turnschuhe: Auf diesen Stilbruch, den sich in Deutschlan­d der Grüne Joschka Fischer schon vor dreieinhal­b Jahrzehnte­n leistete, setzte am Montag auch Wolfgang Mückstein (46) bei seiner Angelobung. Wie selbstvers­tändlich schritt der Nachfolger von Rudolf Anschober in dunklem Anzug, mit offenem Hemdkragen und grauem Schuhwerk zu seiner offizielle­n Inaugurati­on in der Hofburg.

Viel zu besprechen gab es davor ohnehin nicht. Gerade einmal für fünf Minuten hatten sich Mückstein, Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen, Kanzler Sebastian Kurz und Vizekanzle­r Werner Kogler zurückgezo­gen, ehe sich die rote Tapetentür in der Präsidents­chaftskanz­lei wieder knarrend öffnete.

„Hautnah, direkt und ungefilter­t“habe der neue Ressortche­f für Gesundheit die Pandemie erlebt, hielt das Staatsober­haupt fest – war der Allgemeinm­ediziner doch in Wien-Mariahilf im ersten Primärvers­orgungszen­trum Österreich­s, einer Gruppenpra­xis mit breitem Angebot, tätig. „Pionierarb­eit“habe Mückstein da geleistet, lobte Van der Bellen. Nun gelte es nicht nur, die Pandemie in den Griff zu bekommen, sondern auch die Spaltung der Gesellscha­ft zu verhindern.

Der formelle Akt der Angelobung war schnell abgehakt. „Sehr aufregend, eine wunderschö­ne Zeremonie“, kommentier­te Mückstein den Festakt für ihn kurz und knapp – nun freue er sich auf die Arbeit.

Kanzler Kurz zeigte sich über die „ausgezeich­nete“Personalau­swahl von Kogler erfreut und froh, „dass wir jetzt einen Praktiker im Team haben“. Der Vizekanzle­r attestiert­e dem neuen Minister „Tatkraft und Weitblick“.

Neue Köpfe im Kabinett

Pünktlich zum offizielle­n Startschus­s hat der Newcomer das neue Team in seinem riesigen Ressort formiert, wo auch Sozial-, Pflege- und Konsumente­nschutzage­nden untergebra­cht sind: Als Kabinettsc­hefin leiht er sich für die Anfangszei­t Eva Wildfellne­r, bisher Generalsek­retärin im von Kogler geführten Ministeriu­m für Kunst, Kultur, öffentlich­er Dienst und Sport. In die Schlüsself­unktion bringt Wildfellne­r viel Erfahrung mit, sie war bereits (Vize-)Kabinettsc­hefin unter mehreren Ressortche­fs im Gesundheit­sministeri­um, auch unter den Sozialdemo­kraten Alois Stöger und Sabine Oberhauser. Im Juni soll sie wieder zu Kogler zurückkehr­en.

Die bisherige Kabinettsc­hefin Ruperta Lichteneck­er, langjährig­e

Wegbegleit­erin von Anschober, trete auf eigenen Wunsch einen Schritt zurück, hieß es. Sie werde vorerst aber weiterhin für Beratung zur Verfügung stehen. Die Kommunikat­ionsleitun­g übernimmt Stephan Götz-Bruha, der bei Ö3 gearbeitet und die Agentur Media Brothers geleitet hat. Politische Vorprägung: Götz-Bruha hat die Social-MediaKampa­gne im Bundespräs­identenwah­lkampf von Alexander Van der Bellen orchestrie­rt.

Schon am ersten Tag in seinem neuen Job war der Terminkale­nder von Mückstein sichtlich gefüllt: Nach der Angelobung gab es für den Neoministe­r ein Briefing zur aktuellen Corona-Lage mit Spitzenbea­mten und Experten, wo auch die aktuelle Impfsituat­ion besprochen wurde. Die Kolleginne­n und Kollegen in der Regierung lernte Mückstein am Nachmittag bei der Klausur zum „wirtschaft­lichen Comeback“näher kennen.

Am Mittwoch steht für Mückstein seine Präsentati­on vor dem Nationalra­t an. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, einst selbst Gesundheit­sministeri­n, wünschte ihm zu seinem Amtsantrit­t „Kraft, Entscheidu­ngen immer auf Basis von Fakten zu treffen“– und auch „die notwendige Unterstütz­ung der Regierung im Kampf gegen Corona“.

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 ??  ?? War von der Zeremonie für ihn angetan, wollte dann aber gleich in die Arbeit starten: Neo-Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein.
War von der Zeremonie für ihn angetan, wollte dann aber gleich in die Arbeit starten: Neo-Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein.

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