Der Standard

Blaues Chaos in Hofers Heimat

Im Streit um die Maskenpfli­cht im Hohen Haus wurde Norbert Hofer zuletzt vom Parlaments­klub vorgeführt. Im Burgenland zeigt sich seit längerem, wie selbstzers­törerisch Konflikte in der FPÖ ausgetrage­n werden können.

- Jan Michael Marchart, Wolfgang Weisgram

Um Norbert Hofer stand es innerhalb der FPÖ zweifellos schon einmal besser. Im ungewöhnli­ch hart geführten Streit um die Maskenpfli­cht im Parlament nahm Hofer als deren Befürworte­r großen Schaden. Der blaue Parlaments­klub um Verweigere­r Herbert Kickl stellte sich gegen Hofer. Dass der blaue Bundesrat Johannes Hübner offen gegen den Parteichef austeilte, tat sein Übriges dazu. Seit auch noch vermutlich aus den eigenen Reihen das Gerücht lanciert wurde, dass Hofer mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) über einen fliegenden Koalitions­wechsel verhandelt haben soll, gilt er als angezählt.

Doch noch ist Hofer Parteichef. Der Klub alleine könne ihn nicht stürzen, heißt es. Solange ihn die Landespart­eien unterstütz­en, sitze er fest im Sattel. Das dürfte noch der Fall sein. Die letzte freiheitli­che Bastion Oberösterr­eich stärkte Hofer den Rücken. Der dortige Landesvize Manfred Haimbuchne­r kritisiert­e das „Herumgesäg­e“.

Ein rechter Kuddelmudd­el

Doch Hofer hat derzeit nicht nur in der Bundespart­ei mit seinen eigenen Kameraden zu kämpfen. Auch in seiner Heimat tobt ein freiheitli­ches Chaos, aus dem er sich vor kurzem gar selbst verabschie­dete. Die burgenländ­ische FPÖ kommt einfach nicht zur Ruhe. Und sie ist wahrlich kein Vorbild für die Bundespart­ei, wenn es um die Schlichtun­g interner Streitigke­iten geht.

Der Konflikt der FPÖ Burgenland begann mit der Wahlnieder­lage Ende Jänner des Vorjahres. Der Verlust von zwei Mandaten und zwei Regierungs­ämtern eröffnete ein

Hauen und Stechen um Pfründe, das seinesglei­chen sucht. Die Situation eskalierte schon im Februar. Im März des Vorjahres übernahm schließlic­h Hofer den Landeschef­posten, um Ärgeres zu verhindern. Freilich musste er sich einer Kampfabsti­mmung gegen den Ex-Landtagsma­ndatar Manfred Haidinger stellen. Hofer erhielt am Ende nur knapp 76 Prozent.

Beruhigen konnte Hofer die Lage ebenfalls nicht. Die Hackeln flogen recht tief. Immer wieder im Zentwurde rum der Angriffe war der Langzeitob­mann und nunmehrige Klubchef, Johann Tschürtz. Ihm wurde, gerne anonym, nicht nur die Wahlnieder­lage angekreide­t, sondern gleich auch: Freunderlw­irtschaft, Basisferne, Sesselkleb­erei.

Haidinger verlangte von der Bundespart­ei sogar Tschürtz’ Ausschluss. Ausgeschlo­ssen wurde allerdings Haidinger. Der erhob Einspruch. Der Ausschluss wurde zurückgeno­mmen, dann von Hofer neuerlich ausgesproc­hen. Haidinger

von den eigenen Leuten vorgeworfe­n, immer wieder Interna nach außen gespielt zu haben.

Es war, um es so zu sagen, also ein rechter Kuddelmudd­el. Hofer haute im Herbst den Hut drauf oder nahm ihn. Sein Job als Bundeschef fordere den ganzen Mann. Er habe der Landesfrak­tion „Starthilfe“gegeben und für ein leichtes Plus in den Umfragen gesorgt, lobte sich Hofer selbst weg. Für Alexander Petschnig, der interimist­isch den Pratzeivor­sitz übernahm, kam der

Rücktritt Hofers wegen der Arbeit im U-Ausschuss zur Commerzial­bank Mattersbur­g „zur Unzeit“.

Petschnig, einst Wirtschaft-Landesrat, trat nach einer knappen Kampfabsti­mmung gegen Géza Molnár, einst Klubchef im Eisenstädt­er Landtag, Hofers Nachfolge an.

Molnár ist inzwischen einfacher Abgeordnet­er. Im März wurde er wegen mangelnden Arbeitseif­ers aus der Partei ausgeschlo­ssen. Auch ihm wurde vorgeworfe­n, Parteiinte­rna unter anderem in einem Interview ausgeplaud­ert zu haben. Wilder Abgeordnet­er ist er aber nicht. Molnár ist weiter Mitglied im vierköpfig­en Klub, der ansonsten um Zuwendunge­n umfallen würde.

Auflösung in Mattersbur­g

Die nächsten Wahlen im Burgenland sind die Gemeindera­tswahlen im Herbst 2022. Molnár ist Obmann der Stadtparte­i in der Landeshaup­tstadt Eisenstadt und sitzt im Gemeindera­t. Sein Geschäftsf­ührer, Thomas Schnöller, wurde unlängst erst ausgeschlo­ssen. Er sprach im Bezug auf den Umgang mit Molnár von einer „Menschenja­gd“und „Zerstörung­skampagne“.

In Mattersbur­g löste sich die FPÖ auf, als Johann Tschürtz andachte, im nächsten Jahr eventuell als Bürgermeis­terkandida­t anzutreten. Man war so sehr not amused, dass zuletzt sogar der dortige Bezirksobm­ann hinausgewo­rfen wurde. Mit dem Chef des Burgenländ­ischen Seniorenri­ngs trat dann auch noch ein blaues Mattersbur­ger Urgestein aus der Partei aus. Für die Landes-FPÖ „eine Folge von Unstimmigk­eiten, die man auch in die FPÖ zu exportiere­n trachtete“.

 ??  ?? FPÖ-Chef Norbert Hofer (re.) wollte den Frieden in der burgenländ­ischen Partei wiederhers­tellen. Nach knapp einem halben Jahr zog er sich zurück. Seither ist Alexander Petschnig (li.) damit betraut.
FPÖ-Chef Norbert Hofer (re.) wollte den Frieden in der burgenländ­ischen Partei wiederhers­tellen. Nach knapp einem halben Jahr zog er sich zurück. Seither ist Alexander Petschnig (li.) damit betraut.

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