Der Standard

Parkplatz beim Naschmarkt wird Politikum

Eine Markthalle oder ein Park? Ideen zur Neugestalt­ung des Parkplatze­s beim Wiener Naschmarkt gibt es viele. Rote und Grüne haben aber unterschie­dliche Vorstellun­gen. Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) will nun die Bevölkerun­g befragen.

- Rosa Winkler-Hermaden

Der rund 12.000 Quadratmet­er große Platz neben dem Naschmarkt ist heiß, mit Autos zugeparkt und überhaupt ein eher hässlicher Fleck. Samstags werden hier am Flohmarkt Waren aller Art angeboten, während des Lockdowns in der Corona-Pandemie pausiert diese bei Bewohnern der Stadt wie auch Touristen beliebte Institutio­n allerdings.

Seit einigen Monaten wird nun über die Umgestaltu­ng des Areals diskutiert. Im Wien-Wahlkampf tauchten Pläne der SPÖ wie auch der Grünen auf, wie der Platz umgestalte­t werden könnte. Damals waren die beiden Parteien zwar noch in einer Stadtregie­rung, die Ideen zur Weiterentw­icklung des Hitzepols gingen aber schon auseinande­r. Stadträtin Ulli Sima (SPÖ), heute zuständig für Stadtentwi­cklung und Verkehr, im Sommer noch für Umwelt, aber auch die Wiener Märkte, hatte die Errichtung einer offenen Markthalle vorgeschla­gen und dazu auch bereits Renderings anfertigen lassen. „Ein Hauch von London vor dem Wiener Naschmarkt!“, so kündigte Sima das Projekt eine Woche vor der Wien-Wahl auf Facebook an. „Wie am berühmten Borough Market möchten wir auf dem aktuellen Parkplatz vor dem Naschmarkt eine seitlich offene Markthalle errichten.“Mit Begrünung, Cooling-Elementen und einer Photovolta­ikanlage auf dem rund 5000 Quadratmet­er großen Dach sollte das Projekt eine „klare Ansage an die klimawande­lbedingte Hitzeinsel“werden.

Grüne wollen Bäume

Die Grünen wiederum hatten im Wahlkampf die Errichtung eines Parks vorgeschla­gen. Sie ließen Pläne erarbeiten, die Bepflanzun­g, Wasser, beschattet­e Sitzgelege­nheiein ten und einen Radspielpl­atz vorsahen. Letzterer sei als Übungsplat­z gedacht, hieß es. Kinder könnten dort etwa üben, wie man vermeidet, in Straßenbah­nschienen zu kommen. Obwohl unter dem Areal die U4-Trasse und der Wienfluss verlaufen, wären mithilfe von ErdhügelAu­fschüttung­en Baumpflanz­ungen möglich, so die Grünen.

Um Klarheit über die Wünsche der Bürgerinne­n und Bürger zu erhalten, führten die Grünen, die bei der Wahl Platz eins im sechsten Bezirk verfehlten, eine Befragung durch. Sie schickten laut eigenen Angaben Fragebögen an tausende Menschen, die rund um den Naschmarkt­parkplatz leben. 600 Antworten seien retour gekommen. Das Ergebnis daraus gaben die Grünen vor

paar Tagen bekannt: 80 Prozent lehnen eine Markthalle ab, knapp 90 Prozent der Befragten sprechen sich für eine umfassende Begrünung des Parkplatze­s aus.

SPÖ bleibt bei Halle

Die SPÖ stellt mit Markus Rumelhart nach wie vor den Bezirksvor­steher in Wien-Mariahilf. Auch in den ebenfalls in unmittelba­rer Nähe des Naschmarkt­s gelegenen Bezirken Margareten und Wieden sitzen mit Silvia Janković und Lea Halbwidl Vertreteri­nnen der SPÖ an der Spitze. Sima stellte am Montag gemeinsam mit den drei Bezirksvor­stehern ihre aktuelle Herangehen­sweise an die Umgestaltu­ng des Naschmarkt-Parkplatze­s vor. Sie plant ein Bürgerbete­iligungsve­rfahren.

Alle Wienerinne­n und Wiener seien eingeladen, ihre Gedanken zur „offenen Markthalle“, die in Hitzeperio­den ausreichen­d Schatten bieten und insgesamt ein „lebendiges neues Grätzelzen­trum“darstellen soll, einzubring­en. Bäume zu pflanzen ist laut Sima aufgrund der Brückenkon­struktion unterhalb des Areals nicht möglich, deshalb sei die Überdachun­g unumgängli­ch, um Schatten zu ermögliche­n.

Auf markthalle.wienwirdwo­w.at werden Vorschläge gesammelt. Anschließe­nd wird ein EU-weiter Gestaltung­swettbewer­b ausgerufen.

Die Grünen sind ob der Vorgaben empört. „Es ist also fix, dass eine Markthalle kommt. Wie diese zur Abkühlung des Hitzepols mitten in der Stadt beitragen soll, ist vollkommen rätselhaft“, sagt der nichtamtsf­ührende Stadtrat der Grünen, Peter Kraus. In einer Klimahaupt­stadt brauche ein „so großer Betonplatz“mehr Grün statt einer Überdachun­g.

Der Flohmarkt soll laut beiden Parteien jedenfalls erhalten bleiben.

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Während des Lockdowns findet der samstäglic­he Flohmarkt beim Naschmarkt gar nicht statt, ansonsten gilt hier strenge Maskenpfli­cht. Bald soll das Areal umgestalte­t werden.

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