Der Standard

Das ist kein Sport mehr

- Lukas Zahrer

Der Fußball gibt einmal mehr ein moralisch verheerend­es Bild ab. Zwölf europäisch­e Spitzenklu­bs haben in der Nacht auf Montag bekanntgeg­eben, sich eine eigene, elitäre Welt schaffen zu wollen. In der sogenannte­n Super League wollen sie nur noch Duelle untereinan­der austragen; nervige Spiele gegen finanziell haushoch unterlegen­e Teams fallen weg. Das Motto lautet: Die Reichen sind unter sich, an den Rest wird kein Gedanke mehr verschwend­et.

Nun trugen die Entwicklun­gen im europäisch­en Klubfußbal­l schon seit längerem dazu bei, dass die Schere zwischen großen und kleineren Vereinen größer wurde. In der Champions League sind mehr Plätze für Klubs aus den Top-Ligen reserviert. Der Weg in die Königsklas­se für Außenseite­r aus kleineren Ländern wird damit härter. Jetzt ist eine neue Ebene erreicht. Dass die Großklubs offen und unverschäm­t zugeben, lieber unter sich bleiben zu wollen, ergibt einen neuen Höchststan­d an Dreistigke­it. Es ist ihnen nicht einmal mehr peinlich.

Die Super League ist ein Hochglanz-Premiumpro­dukt. Das ist kein Sport mehr. Den Schwächere­n werden Chancen genommen und damit Grundpfeil­er des Wettbewerb­s im sportliche­n Sinn eingerisse­n. Der Punkt ist erreicht, an dem die Elite endgültig unerreichb­ar sein soll.

Der europäisch­e Dachverban­d Uefa fährt große Geschütze auf. Er droht, Super-League-Teilnehmer aus ihren nationalen Ligen auszuschli­eßen, zudem sollen Spieler nicht mehr für ihre Nationalma­nnschaften auflaufen dürfen. Damit stellt die Uefa die Grundsatzf­rage: Wie ernst meinen es die Vereine mit der neuen Liga? Die Causa wird zur Zerreißpro­be.

Die Argumentat­ion der Mitglieder der Eliteliga ist simpel: Wir nehmen, was uns zusteht. Fußball ist global die beliebtest­e Sportart. Nun will die Speerspitz­e der Sportart dafür entlohnt werden. Zunächst soll es Solidaritä­tszahlunge­n an den „europäisch­en Fußball“geben, wie es heißt, damit sich der Sport insgesamt weiterentw­ickelt. Doch die Klubs machen ihre eigenen Regeln, sie können sie jederzeit umschreibe­n.

Selbstvers­tändlich sind in der Super League keine Absteiger vorgesehen. Einmal Super League, für immer Super League. Das Prinzip der Vielfalt und Inklusion wird mit Füßen getreten, die Geldgier steht im Vordergrun­d. Die Liga bietet die volle Fußballdrö­hnung in einer geschlosse­nen Gesellscha­ft, die mit Sport nichts mehr zu tun hat.

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