Der Standard

Grande Finale im Ibiza-Ausschuss

Gremium lädt Staatsanwä­lte, Milliardär­e und Ex-Minister

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Wien – Der Ibiza-Untersuchu­ngsausschu­ss geht in den Endspurt: Noch knapp drei Monate will das Gremium tagen, der Fahrplan für die nächsten Ladungen wurde vergangene Woche fixiert. Das Themenspek­trum ist wieder breit: Am 4. Mai will man sich erneut der Staatshold­ing Öbag widmen, geladen sind Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Helmut Kern, der fast auf diesem Posten gelandete Unternehme­r Siegfried Wolf sowie erneut KanzlerKab­inettschef Bernhard Bonelli.

Tags darauf ist ein sogenannte­r „ÖVP-Tag“, es durfte also die Volksparte­i laden. Sie wählte ÖGB-Chef Wolfgang Katzian sowie den Unternehme­r Zoltan A. aus, dem das IbizaVideo vorab angeboten worden war. Außerdem kommt der Compliance-Manager des Glücksspie­lkonzerns Novomatic.

Ende Mai geht es dann in Richtung Ermittlung­en: Befragt werden Andreas Holzer, Direktor des Bundeskrim­inalamts, sowie Matthias Purkart von der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft. Außerdem lädt die Opposition Mitglieder der Finanzstra­fbehörden, die derzeit Novomatic prüfen.

Unklar ist, ob die einstige Außenminis­terin Karin Kneissl erscheint, sie wohnt mittlerwei­le in Frankreich. Sie wäre für den 26. Mai geladen. Zwei Wochen später soll es um ÖVPnahe Unternehme­r gehen: erneut um die Netzwerker­in Gabi Spiegelfel­d, den Milliardär Alexander Schütz (C-Quadrat) sowie um Erste-Banker Andreas Treichl. Den vorläufige­n Abschluss bildet wieder ein Justiztag am 9. Juni mit WKStA-Leiterin Ilse Vrabl-Sanda und ihrem Stellvertr­eter Bernhard Weratschni­g sowie Ex-Justizmini­ster Josef Moser.

Neos fordern strengere Gesetze

Strengere Regeln im Bereich potenziell­er Beweismitt­el für den U-Ausschuss wollen die Neos durchsetze­n. Sie fordern analog zur Strafproze­ssordnung und dortigen Ermittlung­sverfahren, dass die Unterdrück­ung oder Vernichtun­g von Beweismitt­eln mit Relevanz für den U-Ausschuss unter Strafe gestellt wird.

So gaben Auskunftsp­ersonen wie Finanzmini­ster Gernot Blümel an, ihre persönlich­en E-Mails – unabhängig vom U-Ausschuss – regelmäßig zu löschen. Ein konkreter Anlassfall für die Neos waren mehrere E-Mails aus der Justiz, die nicht an den U-Ausschuss geliefert worden waren. Es handelt sich dabei um Nachrichte­n, die justizinte­rn kurz nach der Veröffentl­ichung des Ibiza-Videos durch

Spiegel und SZ ausgetausc­ht worden waren. Ein ehemaliger Referent im Justizkabi­nett hatte bei der Befragung des Sektionsch­efs Christian Pilnacek bemerkt, dass die Abgeordnet­en diese E-Mails offenbar nicht kennen – und sie deshalb der WKStA übermittel­t. Nun wird gegen Pilnacek ebenso wie gegen Johann Fuchs, den Leiter der Oberstaats­anwaltscha­ft Wien, wegen Falschauss­age ermittelt – es gilt die Unschuldsv­ermutung.

Die Neos-Abgeordnet­e Stephanie Krisper hat hierzu auch eine Anfrage an Justizmini­sterin Alma Zadić eingebrach­t: Sie will wissen, warum Fuchs nicht ebenso wie Pilnacek vorläufig suspendier­t wurde. (fsc)

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