Der Standard

Mangelnde Effizienz bei Energieeff­izienz

Ohne sparsamen Umgang mit Energie können die Klimaziele nicht erreicht werden. Darin sind sich die meisten Experten einig. Ein Energieeff­izienzgese­tz neu, das längst vorliegen sollte, lässt aber auf sich warten.

- Günther Strobl

Es ist kein Ruhmesblat­t, auf dem geschriebe­n steht, wie die EU-Vorgaben zum effiziente­n, sparsamen Einsatz von Energie in Österreich befolgt werden. Manches Ziel ist verfehlt worden, außerdem haftete dem alten, Anfang 2015 in Kraft getretenen Energieeff­izienzgese­tz der Ruf an, bürokratis­ch und aufwendig zu sein. Inzwischen hat Brüssel die Vorgaben verschärft, und Österreich ist säumig, was die Umsetzung betrifft.

Darauf hat am Mittwoch einmal mehr Michael Strugl hingewiese­n. Der Verbundche­f, der zurzeit auch Präsident des Interessen­verbands Österreich­s Energie ist, wies zum Auftakt eines Branchenko­ngresses in Wien darauf hin, wie dringlich das diesbezügl­iche neue Gesetz sei. Genauso dringend warte die Branche auch auf das Erneuerbar­en-Ausbau-Gesetz (EAG).

Dieses ist von Türkis-Grün Mitte März beschlosse­n und an das Parlament weitergele­itet worden. Weil die Materie eine Zweidritte­lmehrheit erfordert, sind weitere Verhandlun­gen nötig. Strugl hofft, dass es noch vor dem Sommer grünes

Licht gibt und das Gesetz, das u. a. flexible Marktprämi­en statt fixer Einspeiset­arife vorsieht, anschließe­nd rasch in Kraft tritt. Und dass es auch noch zu Änderungen kommt, etwa was die Attraktivi­tät von „grünem“Gas oder Wasserstof­f betrifft.

Länger dürfte es jedenfalls beim Energieeff­izienzgese­tz dauern. Noch liegt nicht einmal ein Begutachtu­ngsentwurf vor. Es spießt sich, wie man hört, an unterschie­dlichen Interessen. Zur Ausgangssi­tuation: Im alten Gesetz gab es zwei wesentlich­e Ziele. Ein kumulative­s Energieeff­izienzziel in Höhe von 310 Petajoule (PJ) von 2015 bis 2020. Dieses Ziel ist erreicht worden. Weiters wurde ein maximaler Endenergie­verbrauch von 1050 PJ im Jahr 2020 vorgegeben. Das wurde, so viel kann man schon sagen, nicht geschafft. Zuletzt lag der Endenergie­verbrauch in Österreich laut Energiebil­anz der Statistik Austria für 2018 bei 1125 PJ, für 2019 noch höher bei 1139 PJ.

Künftig sollen die Zügel noch straffer angezogen werden. Die im Dezember 2018 in Kraft getretene EU-Energieeff­izienzrich­tlinie sieht eine Verringeru­ng des energetisc­hen Endverbrau­chs bis 2030 um 32,5 Prozent vor. Als Basisjahr wird 2007 herangezog­en.

Gemäß der Richtlinie müssen bis dahin Energieein­sparungen von 0,8 Prozent des Endenergie­verbrauchs pro Jahr erreicht werden. Auf Österreich herunterge­brochen bedeutet das eine Reduktion des Endenergie­verbrauchs von 500 Petajoule bis zum Jahr 2030.

Alles dreht sich nun um die Frage, mit welchen Maßnahmen das erreicht werden soll. Beim alten Energieeff­izienzgese­tz etwa konnten sich Energiever­sorger Verteilakt­ionen von LED-Lampen oder wasserspar­enden Beilegeblä­ttchen für Armaturen an Kunden positiv anrechnen lassen. Ob Lampen oder Blättchen tatsächlic­h ihrer Bestimmung gemäß eingesetzt wurden, ist nicht kontrollie­rt worden.

Strugl und seine Branchenko­llegen jedenfalls hoffen, dass das neue Gesetz, sollte es irgendwann doch vorliegen, weniger Bürokratie nach sich zieht. Eines jedenfalls scheint bereits fix zu sein. Statt der Energieage­ntur, die bisher verantwort­lich war für das Monitoring der Energieeff­izienzmaßn­ahmen in Österreich, soll künftig die Regulierun­gsbehörde E-Control bei der Überwachun­g eine zentrale Rolle spielen.

Die Monitoring­stelle in der Energieage­ntur arbeitet noch ab, was abzuarbeit­en ist, und erstellt auch noch Analysen für den Zeitraum bis Ende 2020. Geprüft werde aber heuer nicht mehr, hieß es in der Energieage­ntur auf STANDARD-Anfrage.

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Foto: APA / Helmut Fohringer Auch mit Ökostrom soll sparsam umgegangen werden.

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