Der Standard

Haustier Python

-

Früher war in Mitteleuro­pa klar, wo eine Python hingehört: ins

Dschungelb­uch von Rudyard Kipling, wo die etwas unheimlich­e, 100 Jahre alte und sechs Meter lange Würgeschla­nge Kaa zu den Unterstütz­ern des Menschenju­ngen Mowgli gehört. In den entspreche­nden Disney-Verfilmung­en ist sie weniger nett.

In Österreich findet man sie neuerdings am

Klo, wohin sie sich vor dem schlangens­ammelnden Nachbarn verschloff­en hat. Arglose Bürger, die ihre Toilette aufsuchten – ein Pensionist in Graz und eine Hausfrau in Wien –, wurden binnen kurzer Zeit von fremden Pythons in die Genitalien gebissen bzw. zu Tode erschreckt. Abgesehen von tragischer abgelaufen­en Vorfällen, wo ein Schlangens­ammler von seiner eigenen giftigen Hornviper getötet wurde, stellt sich schon die Frage, was die Faszinatio­n darstellt, das eigene Heim mit der Antithese zum Begriff „Kuscheltie­r“zu bevölkern. Was ist der nächste Schritt? Komodowara­ne? Gila-Echsen?

Ein Blick in die (politische) Gedankenwe­lt von heimischen Schlangens­ammlern wäre vielleicht nicht uninteress­ant. Rechtsradi­kale US-Milizen verwenden gern ein Sujet, das ursprüngli­ch aus dem Unabhängig­keitskrieg stammt: eine aufgericht­ete Klappersch­lange mit der Warnung „Don’t tread on me!“(„Tritt nicht auf mich“).

Ernsthaft: Wofür hat man eine Python? Weil schon jeder von den Kameraden einen Kampfhund besitzt?

Newspapers in German

Newspapers from Austria