Der Standard

Grünes Licht für Mindestste­uer erwartet

Der G20-Gipfel wird die globale Mindestste­uer wohl absegnen – Gegenwind gibt es jedoch für europäisch­e Digitalste­uern

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Wien – Die geplante weltweite Steuerrefo­rm wird beim Treffen der G20-Finanzmini­ster in Venedig wahrschein­lich durchgehen. Der deutsche Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) ist jedenfalls davon überzeugt. „Das haben ja viele nicht geglaubt, dass es was wird. Jetzt sind wir an der Ziellinie“, sagte er am Freitag kurz vor der Ankunft in der italienisc­hen Lagunensta­dt. Das Projekt sei nicht mehr in Gefahr. „Bei der globalen Mindestste­uer gibt es keine Knackpunkt­e mehr.“

Das G20-Treffen soll die OECDEinigu­ng von vergangene­r Woche bestätigen. Dazu sind am Freitag und Samstag Beratungen geplant.

EU-Wirtschaft­skommissar Paolo Gentiloni sagte, es werde erhebliche Konsequenz­en für EU-Mitglieder geben. „Ein Mindestste­uersatz von 15 Prozent würde bedeuten, dass de facto elf EU-Länder ihre Steuersätz­e erhöhen müssten.“Es werde zwar weiterhin Unterschie­de geben, es könne so aber verhindert werden, dass diese zu groß würden, sagte der Italiener.

Unter dem Dach der Industries­taaten-Organisati­on OECD haben sich mittlerwei­le 131 Länder auf eine umfassende Steuerrefo­rm verständig­t, acht Staaten zogen zunächst nicht mit. Die Pläne enthalten eine globale Mindestste­uer für Unternehme­n von 15 Prozent. Außerdem sollen große Schwellenl­änder mehr Steuern von den größten und profitabel­sten Konzernen der Welt abbekommen.

Fragezeich­en Digitalste­uer

Die Mindestste­uer wird Deutschlan­d Scholz zufolge erhebliche zusätzlich­e Einnahmen bringen. Genaue Zahlen nannte er jedoch erneut nicht.

In einer weiteren Säule, der Digitalste­uer, sollen künftig Internetko­nzerne wie Amazon, Apple, Facebook und Co nicht nur in ihrer Heimat Steuern zahlen, sondern auch dort, wo sie gute Geschäfte machen, aber kaum besteuert werden. Eine Expertin ortet vor allem beim zweiten Punkt Fragezeich­en.

Österreich könne mit zusätzlich­em Steueraufk­ommen rechnen, sagt Steuerrech­tsexpertin Katharina Kubik (Freshfield­s Bruckhaus Deringer). Allerdings könne es dadurch zum Aus der heimischen Digitalste­uer kommen. Auch auf EUEbene ist eine solche Steuer geplant, nächsten Mittwoch will die Kommission ihre Pläne dazu vorstellen. Gegenwind kommt aus den USA, die die Union dazu drängen, das Vorhaben aufzugeben.

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