Der Standard

Autosteuer bringt wenig bei Emissionen, kostet aber Millionen

Höhere Normverbra­uchsabgabe und Umstieg auf E-Autos bringen Fiskus Mehreinnah­men, die bei Mineralöls­teuer wieder entfallen

- Luise Ungerboeck

Mehr als ein halbes Jahr nach Beschluss der Erhöhungen der vom CO2-Ausstoß abhängigen Normverbra­uchsabgabe (NoVA) und anderer Auto-bezogener Steuern lichten sich die Nebel über die Auswirkung­en der Maßnahmen. Dies nicht für Kleingewer­bebetriebe – sie spüren längst, dass die Anschaffun­g ihrer Kasten-, Pritschenu­nd sonstigen leichten Nutzfahrze­uge mangels Alternativ­en zum Verbrennun­gsmotor um tausende Euro teurer wird –, aber für den Fiskus.

Eine wirkungsor­ientierte Folgenabsc­hätzung war bei der Einbringun­g des Gesetzes als Initiativa­ntrag von den Regierungs­parteien nicht mitgeliefe­rt worden, wie der Budgetdien­st des Nationalra­ts in seiner Analyse kritisch anmerkt.

Die im Budgetvora­nschlag angenommen­en Mehreinnah­men klingen beeindruck­end: Im Jahr 2022, dem ersten vollen Jahr in Geltung, werden die Mehreinnah­men auf rund 200 Millionen Euro taxiert und – auch dank weiterer Erhöhungen – auf 340 Millionen Euro im Jahr 2025 ansteigen.

Tatsächlic­h dürfte der budgetäre Effekt der steigenden NoVA allerdings weniger berauschen­d sein. Denn die mittels Erhöhungen angestrebt­en Verhaltens­änderungen bei Autokäufer­n könnten den Effekt kräftig dämpfen. Laut dem vom Umweltbund­esamt als am wahrschein­lichsten skizzierte­n Szenario bleiben bereits im Jahr 2022 aus der NoVA nur mehr Mehreinnah­men von 62 Millionen Euro, die bis 2025 auf rund hundert Millionen Euro steigen.

Im Gegenzug schlagen aber Mindereinn­ahmen zu Buche, denn die Einnahmen aus Mineralöls­teuer und motorbezog­ener Versicheru­ngssteuer sinken. Deren Rückgang ist weniger der steigenden Zahl der zum Verkehr zugelassen­en Elektroaut­os geschuldet – diese fallen kaum ins Gewicht – sondern dem Umstieg der Verbrauche­r auf emissionsä­rmere Fahrzeuge wie dies EU-weit vorgeschri­eben ist. Unterm Strich werden die fiskalisch­en Mehreinnah­men im Jahr 2025 nur auf 22 Millionen Euro taxiert.

Rechnet man die Effekte der bereits 2019 im Rahmen der Steuerrefo­rm erfolgten NoVA-Erhöhung hinzu, steigen die Mehreinnah­men von 49 Mio. Euro im Jahr 2021 bis 2025 auf 244 Millionen. Von diesen bleiben nach Abzug der Mindereinn­ahmen aus motorbezog­ener Versicheru­ngssteuer und Mineralöls­teuer nur 142 Millionen Euro übrig, über die Nutzungsda­uer werden sie gar zu deutlichen Mindereinn­ahmen.

Erschrecke­nd gering stellt sich neben den finanziell­en Effekten insbesonde­re der ökologisch­e Effekt dar. Kurzfristi­g ist kaum ein Lenkungsef­fekt erkennbar. Über die Nutzungsda­uer der Fahrzeuge müsste allerdings schon eine Reduktion der CO2-Emissionen im klimaschut­ztechnisch hochproble­matischen Verkehrsse­ktor spürbar sein, heißt es im Bericht. Die erwarteten jährlichen Neuzulassu­ngen im Jahr 2025 hochgerech­net sollten die Emissionse­insparunge­n allein von Personenkr­aftwagen und den neuerdings NoVA-pflichtige­n LeichtLkw von 18.000 Tonnen CO2 (entspricht 0,18 Prozent) auf 669.000 Tonnen oder 4,16 Prozent steigen.

Im Gegensatz zur einmalig fälligen NoVA erodieren die Einnahmen aus Mineralöls­teuer und motorbezog­ener Versicheru­ngssteuer allerdings fortlaufen­d: Auf die Nutzungsda­uer bezogen summieren sich die Mindereinn­ahmen laut Analyse des Budgetdien­stes auf 287 Millionen Euro, während die Emissionse­insparunge­n bei Neuzulassu­ngen des Jahres 2025 auf knapp eine Million Tonnen CO2 steigen sollten. Das entspricht 5,97 Prozent der Emissionen von Pkws und Leicht-Lkws im Jahr 2019.

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