Der Standard

Blockchain im Nationalba­nktest

Mit vier Playern des heimischen Wertpapier­markts testet die OeNB die Technologi­e hinter Kryptowähr­ungen. Worum es bei diesem Projekt geht – und worauf es hinauslauf­en könnte.

- Alexander Hahn

Die Blockchain wird die Finanzwelt revolution­ieren. Vollmundig­e Ankündigun­gen über das Potenzial der Technologi­e, die etwa hinter der Kryptowähr­ung Bitcoin steht, gab es viele, ebenso Vorstoße einzelner Anbieter. Allein, auf breiter Basis hat sich nicht viel bewegt. Das kann sich ändern, denn die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB) hat für ein Projekt bedeutende Player des heimischen Finanzmark­ts ins Boot geholt, um die Zukunftsta­uglichkeit der Blockchain im Wertpapier­bereich ergebnisof­fen zu auszuteste­n.

Worum geht es bei diesem Projekt, bei dem neben der OeNB auch die Kontrollba­nk-Tochter CSD als zentrale Verwahrste­lle für Wertpapier­e, die Bundesfina­nzierungsa­gentur als Begeberin österreich­ischer Bundesanle­ihen sowie die zwei Großbanken RBI und Erste Group dabei sind? Zunächst soll getestet werden, ob und wie sich die Begebung eines Wertpapier­s, etwa einer Staatsanle­ihe, auf der Blockchain darstellen lässt. Grundsätzl­ich vermag dies die Technologi­e, die auf einer dezentrale­n Datenbank basiert – schließlic­h wird der gesamte Bitcoin-Bestand über eine Blockchain verwaltet.

Bei dem Projekt Delphi, so der Arbeitstit­el, wird getestet, ob dies technisch, rechtlich und wirtschaft­lich sinnvoll umsetzbar ist, erklärt Hubertus Hecht von der Kontrollba­nktochter CSD. „Der Weg ist das Ziel“, sagt er, es handle sich um ein Sandbox-Projekt. Damit daraus ein Produkt werden kann, müssen rechtliche und technische Voraussetz­ungen geklärt werden.

Basisarbei­t leisten

Etwas weiter lässt Gernot Prettentha­ler, der bei der RBI das Projekt leitet, den Blick schweifen, denn: „Die Fantasie im Bereich Blockchain ist grenzenlos.“Zunächst gelte es beim Projekt Delphi, die nötige Basisarbei­t zu leisten, inwieweit Wertpapier­e über ihren Lebenszykl­us auf einer Blockchain abgebildet werden können. Es geht aber nicht darum, etwa eine Anleihe als Token, wie digitale Wertpapier­e genannt werden, darzustell­en – die Anleihe an sich bleibt in ihrer derzeitige­n Ausgestalt­ung.

Grundsätzl­ich ist der Test derzeit auf Großanlege­r zugeschnit­ten. Damit Transaktio­nen nicht nur rund um die Uhr, sondern auch fast in Echtzeit ablaufen können, hat die OeNB eine an den Euro gebundene Kryptowähr­ung erstellt, die aber nie die Sandkiste des Projekts Delphi verlassen wird. Warum? Da diese schneller seien und nicht „cashseitig ein Lag entsteht“, wie es Prettentha­ler bezeichnet.

Sollte es je zur Marktreife kommen, würde entweder in Koordinati­on mit der EZB ein ähnlicher Stablecoin für Transaktio­nen institutio­neller Anleger eingeführt werden – oder womöglich sogar auch der digitale Euro, an dem die EZB derzeit bastelt. Ob sich dieser dafür eigne, hängt Prettentha­ler zufolge aber noch von dessen Ausgestalt­ung ab. Charme hätte diese Vorstellun­g jedoch, schließlic­h würde sich das System dann leichter auch auf Privatanle­ger mit wesentlich kleineren Stückelung­en ausrollen lassen.

Nutzen für alle

Gestartet hat die OeNB das Projekt, an dem 20 bis 30 Personen arbeiten, im Sommer des Vorjahrs. Ergebnisse sollen gegen Jahresende vorliegen. Einblick in ein rechtliche­s Zwischener­gebnis gibt Hecht von der Kontrollba­nktochter CSD, wonach wohl es keiner Gesetzesän­derungen bedürfe, da es sich nicht um digitale Assets wie Token handle. Es müssten aber noch technische Fragen geklärt werden. Über die Wirtschaft­lichkeit sagt Hecht: „Es muss für die gesamte Wertschöpf­ungskette ein Nutzen entstehen.“

Gegebenenf­alls rechnet Prettentha­ler damit, dass im Echtbetrie­b die Blockchain über mehrere Jahre parallel zum derzeitige­n System laufen würde. „Man muss ja auch die Kunden davon überzeugen“, betont er.

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Lässt sich der Lebenszykl­us eines Wertpapier­s auf einer Blockchain abbilden? Diese Frage klärt derzeit die OeNB mit vier Partnern.

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