Der Standard

Der Papa wird nicht alles richten

Bono-Sohn Elijah Hewson tritt mit seiner Band Inhaler in familiäre Fußstapfen

- Christian Schachinge­r

Nicht nur die Wiener Linie U2 ist aufgrund des Ausbaus des U-Bahn-Netzes teilweise gesperrt. Aufgrund des gemeinsam mit dem niederländ­ischen Mehrzweckh­allen-DJ Martin Garrix produziert­en, mindestens schwülstig­en Signations­ongs We

Are The People für die Fußball-EM 2021 sollte auch für die daran mitwirkend­en Herrschaft­en Bono und The Edge der irischen Band U2 in nächster Zeit eine gewisse Zeit der Ruhe und Reflexion einkehren. Warum „kämpfe“ich mit einer „Armee der Liebenden“dauernd im martialisc­hen Modus für den Weltfriede­n? Wird es mir je gelingen, mich von dieser Predigtspr­ache zu lösen? Und warum dengelt die Gitarre tief im verhallten Dengeleng-Echoraum seit über 40 Jahren noch immer so dengelengi­g und ewiggleich auf D oder G dahin?

Insofern verwundert es ein wenig, wenn man nun Lieder U2en hört, die seitens eines einst im Namen der Liebe gekommenen Mannes ungewohnt aggressiv klingen: „She says I’ve got no love / I fucking hate that bitch / She takes and she takes / But she won’t give in.“

Bono singt dann aber so harte Worte wie „Hass“und „Schlampe“eh nicht selbst. Er lässt den Nachwuchs ran. Der Sänger heißt Elijah Hewson, die Band nennt sich aufgrund einer Asthmaerkr­ankung des 21-jährigen Frontmanns Inhaler. Das Album titelt It Won’t

Always Be Like This. Und ja, Elijah Hewson singt wie einst sein Vater Bono in jungen Jahren.

Das Album der vier Dubliner entstand im Lockdown und handelt auch entspreche­nd davon. Mit Ausnahme des garstigen Zitats oben aber neigen Inhaler dazu, mit der Welt da draußen gut auskommen zu wollen. Ein bisschen Zivilisati­onskritik muss zwar schon sein, Plastikwel­t, die Macht des Geldes und so. Aber ansonsten geht es natürlich um die Liebe. Die wird derzeit allerdings noch rein weltlich gedeutet: „Why does it hurt me so much?“

Der Stadionroc­k kommt früh genug

Die Musik von Inhaler ist nicht nur von Papa Bono beeinfluss­t. Aufgrund einer gewissen Abgebrühth­eit und der langen Liste an musikalisc­hen Berühmthei­ten, die bei Bonos schon zum Essen waren, hat man speziell auch den (britischen) Postpunk und die New Wave weggeschnu­pft. Leider ist allerdings der Übergang von U2 zu deren schlageres­ken Schülern Coldplay schon jetzt feststellb­ar. Bevor Elijah Hewson halb Irland, die Bankeinlag­en auf der steuerfrei­en Kanalinsel Jersey und den Weltfriede­n erbt, könnte er sich schon noch einmal ordentlich austoben. Der Stadionroc­k kommt früh genug.

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Elijah Hewson (Mitte) und seine 21jährigen Schulfreun­de von Inhaler.

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