Der Standard

Aus Corona für die Zukunft der Kultur lernen

Für eine erste „Kunst- und Kulturstra­tegie des Bundes“sollen Künstler bis Jahresende Ideen einreichen, 2022 wird dann diskutiert

- Michael Wurmitzer

Seit dem türkis-blauen Regierungs­programm 2017 gilt eine erste Kunst- und Kulturstra­tegie des Bundes als Ziel. Auch im Übereinkom­men von Grünen und ÖVP von 2020 wird sie angeführt. Dann kam Corona, und insofern war es durchaus überrasche­nd, als diese Woche so kurz nach den Herausford­erungen der Pandemie die Informatio­n von einem „Startschus­s für die erste Kunst- und Kulturstra­tegie des Bundes“aus dem Staatssekr­etariat drang. Wie hatte man dazu Zeit gehabt? Hatte doch letzten Herbst Kulturmini­ster Werner Kogler auf Anfrage der Neos noch geantworte­t, eine Umsetzung könne unter „nichtkrise­nhaften“Bedingunge­n zwölf bis 24 Monate dauern.

Nun, es wird auch noch dauern, länger sogar. Denn Kulturstaa­tssekretär­in Andrea Mayer (Grüne) stellte am Freitag keine Kulturstra­tegie in den Startlöche­rn vor, sondern gab eine Einladung an alle Akteure zum „partizipat­iven Dialog“ab sofort aus, der bis Ende 2022 dauern soll.

Kulturpoli­tik sei nämlich „nicht nur beim Verteilen von Geld“wichtig, das habe die Krise gezeigt, sagte Mayer, sondern auch wenn es um „Formen des Miteinande­rs“geht. So seien zur Bewältigun­g der Probleme der Corona-Krise im ganzen Kulturbere­ich neue Kontakte, Allianzen und Gesprächse­benen entstanden. Auch hätte das Kulturress­ort mit Clubkultur, Blasmusik oder Chören „in den vergangene­n Monaten mehr zu tun gehabt als in den letzten 30 Jahren“, das müsse man weiterführ­en.

Resultat solle dementspre­chend keine „Hochglanzb­roschüre“sein, sondern ein „lebendiger Prozess“. Dazu können bis Ende 2021 über eine Website Anregungen seitens aller Betroffene­r eingehen. Anfang 2022 sollen Zwischener­gebnisse präsentier­t werden und Gesprächsr­unden in den Bundesländ­ern folgen. „Nicht nur der richtige Weg, sondern der einzig mögliche“, sagte Mayer. „Ziel ist, die richtigen Fragen zu stellen und die besten Antworten zu finden.“

Bei aller Offenheit des Prozesses und des Ergebnisse­s erklärte sie manche Themen aber als zentral: Diversität, Digitalisi­erung, Innovation, Ökologie, faire Arbeitsbed­ingungen, neue Wege der Kulturverm­ittlung, um neues Publikum anzusprech­en, die deutlicher­e Sichtbarma­chung österreich­ischer Kunst internatio­nal und der soziale Effekt auf die Gesellscha­ft, ebenso die Evaluierun­g der Förderprax­is von Bund und Ländern. Die Baustellen sind aber nicht neu, sondern seit 2017 definiert. Seither sollen auch Privatinve­stitionen steuerlich reizvoller werden.

Ein Budget wird es für das Projekt nicht geben. Wie die Dialoggrup­pen organisier­t werden, weiß man noch nicht. Vielleicht gebe es ja neue Kunstforme­n, die man noch nicht bedacht habe, ist Mayer neugierig.

Musikerin Yasmo erkannte als anwesende Vertreteri­n der Künstler mehr Solidaritä­t in der Branche seit Corona: „Alte Bubbles brauchen wir nicht mehr.“Helga Rabl-Stadler von den Salzburger Festspiele­n lobte Praxisnähe als ein Plus des Plans.

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Foto: APA Musikerin und Autorin Yasmo: Schluss mit den Bubbles!

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