Der Standard

Republik der Wirte

- András Szigetvari

Gastronome­n und Hotelbetre­iber sind jene Gruppe von Wirtschaft­streibende­n, deren Wünsche die türkis-grüne Regierung am schnellste­n und umfassends­ten umsetzt. Ein paar Beispiele: Branchenve­rtreter beklagen, dass sie schwer Personal finden. Statt des Hinweises, dass sich das mit höheren Löhnen vielleicht regeln ließe, rückt Arbeitsmin­ister Martin Kocher aus und verordnet dem Arbeitsmar­ktservice (AMS), mehr Menschen in den Tourismus zu vermitteln.

Schon davor gab es Zuckerln. Arbeitslos­e im Tourismuss­ektor, die in der Pandemie ihre Jobs verloren, wurden auf Anweisung des Arbeitsmin­isters vom AMS auch dann nicht in andere Branchen vermittelt, als das im Normalfall schon hätte geschehen müssen. Dazu kommen Hilfen, die maßgeschne­idert für diese Gruppe wirken. Der Umsatzersa­tz hat 2020 bei vielen Gastronome­n zu einer Überförder­ung geführt. Außerdem gibt es andere Hilfen wie den Ausfallsbo­nus. Das Instrument wurde bis Jahresende verlängert, obwohl die Regierung schon das Ende der Krise verkündet. Dazu kommt eine generöse Form der Kurzarbeit, die vor allem der Stadthotel­lerie hilft.

Es ist vor allem die ÖVP, die auf diese Hilfen gedrängt hat. Klientelpo­litik zu machen ist legitim. Auch dafür sind Politiker schließlic­h gewählt. Aber es darf kein Missverstä­ndnis geben: Was gut für die Wirte ist, muss nicht automatisc­h gut für die Volkswirts­chaft sein.

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