Wenn die Abkühlung Kühlung braucht
Corona hat die Auftragsbücher der Poolbranche gefüllt. In manchen Becken steigen die Temperaturen im Hitzesommer aber schon so stark, dass eine Kühlung hermuss.
Ein Swimmingpool war schon lange vor Corona für viele Menschen der ganz große Traum. Durch die Pandemie haben Haus und Garten aber noch einmal an Bedeutung gewonnen. Auf Urlaub fahren ging monatelang nur eingeschränkt. Daher ist in vielen der Wunsch nach einem urlaubstauglichen Garten gereift.
Das macht sich in den Auftragsbüchern der Pool-Branche bemerkbar, die bis ins nächste Jahr hinein gut gefüllt sind. Wer sich nun angesichts der aktuellen Hitzewellen für einen Pool entscheidet, muss sich also in Geduld üben: Vor 2022 wird es mit der Abkühlung im eigenen Garten vermutlich nichts mehr.
Allerdings macht sich die Rohstoffknappheit, von der die Baubranche gerade massiv betroffen ist, auch bei Schwimmbecken langsam bemerkbar. Lukas Poinstingl von der Poolmanufaktur Leidenfrost berichtet von bestimmten Harzen und Glasfasermaterialien, die zuletzt rar und daher teuer geworden sind. Auch technisches Equipment wie bestimmte Filterpumpen seien aktuell schwer zu bekommen. Die Herstellerfirmen hätten da mittlerweile „Rückstände in den Tausenden“. Bei Leidenfrost selbst habe man auf Vorrat angekauft, betont Poinstingl. In den kommenden Monaten könnte es aber trotzdem eng werden. Auch die Preisliste habe man angesichts der Preissprünge bereits überarbeiten müssen. Weil den Kundinnen und Kunden fixe Preiszusagen gemacht werden, müsse man bei so viel Vorlaufzeit besonders aufpassen, betont er: „Alles, was dann noch an Preiserhöhungen kommt, bleibt bei uns.“
Kompakt – oder exklusiv
Zwei Trends macht Poinstingl derzeit aus. Einerseits werden die Becken kompakter, weil auch die Grundstücke schrumpfen. Die kleinsten Becken sind nur 3,5 Meter lang, beim Schwimmen hilft dann oft eine Gegenstromanlage.
Und dann gibt es noch einen Trend in die andere Richtung: „Es gibt auch die ganz exklusiven Varianten“, sagt Poinstingl. Das zeigt sich nicht nur in der Größe, sondern auch in der Ausstattung der Schwimmbecken. „Viele möchten bei der Technik so wenig Hand anlegen wie möglich.“Für sie gibt es vollautomatische Systeme.
Ob groß oder klein: Der Trend geht außerdem immer mehr in Richtung Überlaufpool mit hohem Wasserstand, damit man beim Schwimmen die Terrasse im Blick hat – und nicht, so wie früher, auf die Poolwand schauen muss.
Angesichts immer heißer werdender Sommer wird auch die Kühlung des Wassers zum Thema. Besonders bei Menschen, die ein Ferienhaus mit Pool und Glasüberdachung haben. Wird diese Poolhalle nicht jeden Tag geöffnet, heizt sich das Wasser besonders schnell auf. Und hat das Wasser einmal 30 Grad, ist es nicht nur mit der ersehnten Abkühlung vorbei. Auch für die Materialien und die Wasseraufbereitung wird es dann schwierig.
Zur Kühlung gibt es mittlerweile Wärmepumpen mit Kühlfunktion. Der Effekt? Wohlüberschaubar. „Da brennt die Sonne drauf, und man probiert, die Wärme abzutransportieren“, sagt Poinstingl. „Ein Endlosspiel.“Und auch energietechnisch sei das ein sehr hoher Aufwand. Damit könne man im Dauerbetrieb die
Temperatur auf einem Niveau halten, nicht aber senken.
In den meisten Fällen ist die Kühlung aber auch nicht nötig, wenn der Pool täglich genutzt wird: „Dann lässt man die Abdeckung über Nacht offen, und das Wasser kühlt aus.“
Großes Thema ist bei Schwimmbecken immer auch eine Kindersicherung. Das funktioniere einerseits über eine Planenabdeckung mit Alutragrohren. „Allerdings hilft die nur, wenn das Becken auch geschlossen ist“, betont Poinstingl. Was – neben der ohnehin gebotenen Vorsicht und der Notwendigkeit, dass die Kinder rasch schwimmen lernen – noch helfen kann, sind Drucksensoren, die das Becken überwachen und wie eine Alarmanlage ein Signal geben, wenn jemand ins Becken fällt. Viele bauen sich aber auch einfach temporär einen Zaun ums kühle Nass.
Sprungbretter sind im privaten Bereich übrigens nicht erlaubt, das werde auch nicht mehr nachgefragt, sagt Poinstingl. Stattdessen gehe der Trend mehr Richtung Erholung und Entspannung, etwa in Form von Massagedüsen im Becken.
Um den Wasserverbrauch zu reduzieren, baut man sich bei Leidenfrost in einer neuen Salzburger Niederlassung aktuell eine Zisterne mit 50.000 Liter Fassungsvermögen. Hier wird Wasser aufgefangen, das später beispielsweise in WCs wiederverwertet wird. Das werde künftig zum Thema, sagt Poinstingl. Nachgefragt werde das von Kundinnen und Kunden aktuell aber noch nicht.
Trend zum Naturpool
Doch zumindest die naturbelassenere Variante der Pools wird immer mehr nachgefragt, berichtet Ulrike Seher vom Büro Grünhoch3. Die Pools werden als Erweiterung des Wohnbereichs gesehen, daher gehe der Trend eindeutig in Richtung Naturpool, der ganzjährig nutzbar ist: „Sonst schaut man im Winter in ein Loch.“Häufig wird mit dem Pool auch gleich ein Gesamtkonzept für den Garten entwickelt – etwa eine Terrasse mit Lounge-Möbeln, Outdoor-Küche und Sonnenschutz. Auch auf eine Dusche sollte man bei Naturpools nicht vergessen, rät Seher.
Apropos: Viele wünschen sich auch für ihre Dachterrasse einen Swimmingpool, aus statischen Gründen wäre das aber mitunter nur mit riesigem Aufwand möglich. Manchmal sei die einfachere Lösung eine unkomplizierte Outdoor-Dusche, unter der man sich mit Blick über die Dächer abkühlen kann. „Und ich fände ja auch eine Outdoor-Badewanne schön“, sagt Seher. Die passende Kundschaft für die Idee habe sich aber noch nicht gefunden.