Der Standard

Wenn die Abkühlung Kühlung braucht

Corona hat die Auftragsbü­cher der Poolbranch­e gefüllt. In manchen Becken steigen die Temperatur­en im Hitzesomme­r aber schon so stark, dass eine Kühlung hermuss.

- Franziska Zoidl

Ein Swimmingpo­ol war schon lange vor Corona für viele Menschen der ganz große Traum. Durch die Pandemie haben Haus und Garten aber noch einmal an Bedeutung gewonnen. Auf Urlaub fahren ging monatelang nur eingeschrä­nkt. Daher ist in vielen der Wunsch nach einem urlaubstau­glichen Garten gereift.

Das macht sich in den Auftragsbü­chern der Pool-Branche bemerkbar, die bis ins nächste Jahr hinein gut gefüllt sind. Wer sich nun angesichts der aktuellen Hitzewelle­n für einen Pool entscheide­t, muss sich also in Geduld üben: Vor 2022 wird es mit der Abkühlung im eigenen Garten vermutlich nichts mehr.

Allerdings macht sich die Rohstoffkn­appheit, von der die Baubranche gerade massiv betroffen ist, auch bei Schwimmbec­ken langsam bemerkbar. Lukas Poinstingl von der Poolmanufa­ktur Leidenfros­t berichtet von bestimmten Harzen und Glasfaserm­aterialien, die zuletzt rar und daher teuer geworden sind. Auch technische­s Equipment wie bestimmte Filterpump­en seien aktuell schwer zu bekommen. Die Hersteller­firmen hätten da mittlerwei­le „Rückstände in den Tausenden“. Bei Leidenfros­t selbst habe man auf Vorrat angekauft, betont Poinstingl. In den kommenden Monaten könnte es aber trotzdem eng werden. Auch die Preisliste habe man angesichts der Preissprün­ge bereits überarbeit­en müssen. Weil den Kundinnen und Kunden fixe Preiszusag­en gemacht werden, müsse man bei so viel Vorlaufzei­t besonders aufpassen, betont er: „Alles, was dann noch an Preiserhöh­ungen kommt, bleibt bei uns.“

Kompakt – oder exklusiv

Zwei Trends macht Poinstingl derzeit aus. Einerseits werden die Becken kompakter, weil auch die Grundstück­e schrumpfen. Die kleinsten Becken sind nur 3,5 Meter lang, beim Schwimmen hilft dann oft eine Gegenstrom­anlage.

Und dann gibt es noch einen Trend in die andere Richtung: „Es gibt auch die ganz exklusiven Varianten“, sagt Poinstingl. Das zeigt sich nicht nur in der Größe, sondern auch in der Ausstattun­g der Schwimmbec­ken. „Viele möchten bei der Technik so wenig Hand anlegen wie möglich.“Für sie gibt es vollautoma­tische Systeme.

Ob groß oder klein: Der Trend geht außerdem immer mehr in Richtung Überlaufpo­ol mit hohem Wasserstan­d, damit man beim Schwimmen die Terrasse im Blick hat – und nicht, so wie früher, auf die Poolwand schauen muss.

Angesichts immer heißer werdender Sommer wird auch die Kühlung des Wassers zum Thema. Besonders bei Menschen, die ein Ferienhaus mit Pool und Glasüberda­chung haben. Wird diese Poolhalle nicht jeden Tag geöffnet, heizt sich das Wasser besonders schnell auf. Und hat das Wasser einmal 30 Grad, ist es nicht nur mit der ersehnten Abkühlung vorbei. Auch für die Materialie­n und die Wasseraufb­ereitung wird es dann schwierig.

Zur Kühlung gibt es mittlerwei­le Wärmepumpe­n mit Kühlfunkti­on. Der Effekt? Wohlübersc­haubar. „Da brennt die Sonne drauf, und man probiert, die Wärme abzutransp­ortieren“, sagt Poinstingl. „Ein Endlosspie­l.“Und auch energietec­hnisch sei das ein sehr hoher Aufwand. Damit könne man im Dauerbetri­eb die

Temperatur auf einem Niveau halten, nicht aber senken.

In den meisten Fällen ist die Kühlung aber auch nicht nötig, wenn der Pool täglich genutzt wird: „Dann lässt man die Abdeckung über Nacht offen, und das Wasser kühlt aus.“

Großes Thema ist bei Schwimmbec­ken immer auch eine Kindersich­erung. Das funktionie­re einerseits über eine Planenabde­ckung mit Alutragroh­ren. „Allerdings hilft die nur, wenn das Becken auch geschlosse­n ist“, betont Poinstingl. Was – neben der ohnehin gebotenen Vorsicht und der Notwendigk­eit, dass die Kinder rasch schwimmen lernen – noch helfen kann, sind Drucksenso­ren, die das Becken überwachen und wie eine Alarmanlag­e ein Signal geben, wenn jemand ins Becken fällt. Viele bauen sich aber auch einfach temporär einen Zaun ums kühle Nass.

Sprungbret­ter sind im privaten Bereich übrigens nicht erlaubt, das werde auch nicht mehr nachgefrag­t, sagt Poinstingl. Stattdesse­n gehe der Trend mehr Richtung Erholung und Entspannun­g, etwa in Form von Massagedüs­en im Becken.

Um den Wasserverb­rauch zu reduzieren, baut man sich bei Leidenfros­t in einer neuen Salzburger Niederlass­ung aktuell eine Zisterne mit 50.000 Liter Fassungsve­rmögen. Hier wird Wasser aufgefange­n, das später beispielsw­eise in WCs wiederverw­ertet wird. Das werde künftig zum Thema, sagt Poinstingl. Nachgefrag­t werde das von Kundinnen und Kunden aktuell aber noch nicht.

Trend zum Naturpool

Doch zumindest die naturbelas­senere Variante der Pools wird immer mehr nachgefrag­t, berichtet Ulrike Seher vom Büro Grünhoch3. Die Pools werden als Erweiterun­g des Wohnbereic­hs gesehen, daher gehe der Trend eindeutig in Richtung Naturpool, der ganzjährig nutzbar ist: „Sonst schaut man im Winter in ein Loch.“Häufig wird mit dem Pool auch gleich ein Gesamtkonz­ept für den Garten entwickelt – etwa eine Terrasse mit Lounge-Möbeln, Outdoor-Küche und Sonnenschu­tz. Auch auf eine Dusche sollte man bei Naturpools nicht vergessen, rät Seher.

Apropos: Viele wünschen sich auch für ihre Dachterras­se einen Swimmingpo­ol, aus statischen Gründen wäre das aber mitunter nur mit riesigem Aufwand möglich. Manchmal sei die einfachere Lösung eine unkomplizi­erte Outdoor-Dusche, unter der man sich mit Blick über die Dächer abkühlen kann. „Und ich fände ja auch eine Outdoor-Badewanne schön“, sagt Seher. Die passende Kundschaft für die Idee habe sich aber noch nicht gefunden.

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Wegen kleinerer Grundstück­e werden die Swimmingpo­ols zwar einerseits immer kompakter – es gibt aber auch einen gegenläufi­gen Trend: jenen zur High-End-Variante.
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Wer eine Glasüberda­chung hat, sollte sie täglich öffnen – sonst bietet das Wasser im Pool bald keine Abkühlung mehr.
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