Der Standard

Poolhändle­r geraten ins Schwitzen

Noch lässt Poolgroßhä­ndler Steinbach vorwiegend in Südchina produziere­n. Steigende Rohstoffpr­eise und Lieferengp­ässe könnten die Produktion aber schon bald nach Österreich verlagern.

- Julia Beirer

Während sich die Wienerinne­n und Wiener am Donaukanal und die Innsbrucke­rinnen und Innsbrucke­r an der Innpromena­de versammeln, gehen die Menschen in ländlicher­en Gebieten in den Baumarkt. „An heißen Sommertage­n kann man beobachten, wie die Pools weggehen“, zeigt sich Horst Lauß erfreut. Er ist Geschäftsf­ührer der Firma Steinbach, die zu Europas führenden Poolgroßhä­ndlern und -produzente­n zählt. Das Unternehme­n beschäftig­t 300 Mitarbeite­r an drei Standorten in Oberösterr­eich.

Während Wasserbeck­en früher ein Randthema waren und in den Baumärkten die schlechtes­ten Plätze hinter Gartenmöbe­ln und Grillern bekamen, seien sie mittlerwei­le in der ersten Reihe angekommen, sagt Lauß. „Der Kauf ist stark wettergetr­ieben und erfolgt spontan.“Das liegt wohl auch daran, dass der Preis überschaub­ar ist. Modelle gibt es bereits ab 99 Euro. Aufgestell­t und eingelasse­n sei die Wasseroase innerhalb eines Tages, so das Verspreche­n.

Coronas Vor- und Nachteile

300.000 Aufstellpo­ols hat Steinbach in den vergangene­n drei Jahren verkauft, die Nachfrage hat sich verdoppelt. Zudem bewähre sich das Geschäftsm­odell auch im urbanen Bereich. Hier seien Solardusch­en und Whirlpools für Terrassen immer stärker nachgefrag­t. Allein im Jahr 2020 wurden 65.000 Solardusch­en geliefert.

Der starken Nachfrage würden auch die derzeit zurückkehr­enden Reisemögli­chkeiten nichts anhaben können, so Lauß: „Pools stehen nicht im Wettbewerb mit Urlauben.“Der Trend gehe zwar nicht in Richtung Urlaub daheim, aber man wolle es zu Hause eben auch so gemütlich wie möglich haben.

Das ist spätestens seit dem ersten CoronaLock­down klar. Poolherste­ller wie Steinbach profitiere­n von dieser neu gewonnenen Gartenfreu­de. Das Unternehme­n verzeichne­te bereits 2020 mit 130 Millionen Euro Umsatz ein Plus von 35 Prozent. Für das Geschäftsj­ahr 2021 werden 200 Millionen Euro erwartet.

Daher wird nun ausgebaut. In St. Valentin im westlichen Niederöste­rreich wurde bereits ein fünf Hektar großes Grundstück gekauft, dort soll eine Produktion­s- und Logistikha­lle entstehen. Das Investitio­nsvolumen liegt bei 100 Millionen Euro. Der Baubeginn wurde aufgrund des derzeitige­n Rohstoffma­ngels allerdings um ein Jahr nach hinten verschoben.

Lieferengp­ässe sind auch ein Grund, warum Steinbach in Zukunft vermehrt auf heimische Produktion setzen will. Die Lieferkett­en seien Corona-bedingt alles andere als zuverlässi­g. Das betrifft sowohl die sich verzögernd­e Produktion, die aktuell zu 80 Prozent in Asien stattfinde­t, als auch den Mangel an Rohstoffen. Der Poolherste­ller bestellt vor allem Kunststoff­e und chemikalis­che Grundprodu­kte, aber auch Stahl. Generell herrsche eine immense Verknappun­g vor.

Material bestellt und produziert wird derzeit bereits für die nächste Sommersais­on 2022. Allerdings haben sich auch die Transportk­osten massiv erhöht. „Ein 40-Fuß-Container für den Transportw­eg von Asien nach Europa hat vor einem Jahr 1500 Dollar gekostet. Heute bezahlen wir dafür 15.000 Dollar“, so der Geschäftsf­ührer. Damit fallen bereits ein Drittel der Produktkos­ten für den Transport an. „Daher ergibt es Sinn, verstärkt in Österreich und Europa zu produziere­n“, sagt Lauß. Konkretere Pläne für weitere Betriebsst­ätten gebe es derzeit zwar noch nicht, aber: „Überall, wo der Bedarf so weit steigt, dass eine kritische Grenze erreicht ist, werden wir in Automatisi­erung investiere­n und vor Ort produziere­n.“Für Wasserpfle­gemittel und Gebinde gelte das bereits. Diese produziert Steinbach am Standort Schwertber­g in Oberösterr­eich.

Null-Energie-Bürohaus in Bau

Um auch beim Thema Nachhaltig­keit nicht hinterherz­uhinken, befindet sich Steinbach in einem Optimierun­gsprozess. Abfälle und Fehlproduk­tionen der Spritzguss­produktion werden am Standort Schwertber­g recycelt und wieder in den Produktion­skreislauf eingebunde­n. Zwischen den Werken sind Mitarbeite­r mit E-Scooter und E-Autos unterwegs. Und im November soll ein Null-EnergieBür­ogebäude fertig werden, samt Solarkraft­werk auf den Dächern.

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Die Pandemie hat die Poolnachfr­age massiv ansteigen lassen, aber auch die Lieferkett­en teilweise lahmgelegt. Containerp­reise sind im letzten Jahr um das Zehnfache gestiegen.

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