Der Standard

Grüne Fassaden braucht die Stadt

- Die Kolumne von Franziska Zoidl

Wenn nicht gerade die Außenjalou­sien meiner Wohnung herunterge­lassen sind – was die Hitze übrigens wirklich effektiv draußen hält –, schaue ich oft rüber zum Nachbarhau­s. Man könnte es mit ein wenig Überwindun­g als steppengra­sgrün bezeichnen, mein Wohnhaus wiederum mit ähnlich viel Fantasie als ozeanblau. Farblich sind die zwei Häuser die mutigen Ausreißer in unserer grauen Straße. Das kann man schön finden – oder nicht.

Klar ist: Diskussion­en über Hausfassad­en sind wichtig – und sollten einen Schritt weiter gehen. Eigentlich sollen Häuser nicht nur schön ausschauen, sondern auch zur Lebensqual­ität im Grätzel beitragen. Eine begrünte Fassade schützt das Gebäude vor Hitze und kühlt den Straßenrau­m. Wie erstrebens­wert das ist, weiß, wer zuletzt in der Stadt mit ihren zahlreiche­n Hitzeinsel­n unterwegs war.

In unserem Wohnhaus gibt es daher Versuche, das Haus und den Straßenrau­m zu begrünen. Seit zwei Jahren stehen fünf – offiziell bewilligte – Blumentrög­e an der Fassade, aus denen Flieder und Lavendel wuchern. Anfangs hoben hier noch die Hunde der Umgebung hingebungs­voll ihr Bein, mittlerwei­le haben sich die Tröge etabliert. Konkret bedeutet das: Müll haben wir schon länger keinen rausklaube­n müssen.

Als nächster Schritt wird nun zaghaft eine Begrünung der Fassade diskutiert. Der Weg ist weit: Zwar wird Begrünung in Wien gefördert, doch Vorurteile sind weitverbre­itet – auch unter Hausverwal­tungen. Daher an dieser Stelle: Nein, Fassadenbe­grünung bedeutet nicht, dass gleich das ganze Haus mit Efeu überwucher­t werden soll.

Ein Nebeneffek­t: Manch mehr oder weniger gelungene Fassade würde so im Sommer hinter dem Grün verschwind­en. Es würde vortreffli­ch zu Ozeanblau passen. Zu Steppengra­sgrün sowieso.

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