Der Standard

Gehören Sie zu den Privilegie­rten?

- Die Kolumne von Karin Bauer

Die Arbeitswel­t ist ungerecht. Was ist neu? Sie ist vermutlich noch ein weiteres Stück ungerechte­r geworden. Laut Umfragen will maximal ein Drittel der Bürogeher fix wieder zurück ins Office. Die meisten meinen, ihr Leben würde sich mit der sogenannte­n hybriden Form – ein paar Tage Büro und ein paar Tage zu Hause arbeiten – verbessern.

Jetzt gibt es Firmen, die treiben viel Aufwand und fragen ihre Leute, wie sie gut arbeiten können und was sie möchten. Dann gibt es Firmen, die erlassen Guidelines. Und es gibt Firmen, die sagen: Wenn ich die Leute mehr als 50 Prozent der Arbeitszei­t ins Homeoffice lasse, dann muss ich eigene Betriebsst­ättenverei­nbarungen treffen – ich bin ja nicht blöd, das geht bei uns nicht.

Manche sind also kraft ihrer Tätigkeit privilegie­rt, manche kraft ihres Arbeitgebe­rs, der es wirklich möglichst gut und richtig machen möchte. Viele haben nicht einmal die Chance auf Homeoffice. Oder dieses ist so reglementi­ert, dass es quasi verunmögli­cht ist. Oder es herrscht sowieso das Diktum: Wer ins Homeoffice will, ist leistungsu­nwillig und will nur Stunden schreiben und unbemerkt faulenzen.

Da entstehen neue Bruchlinie­n in Organisati­onen. Da entstehen ganz neue Unsicherhe­iten für die Karrierepl­anung: Soll ich lieber für das Büro optieren, um mich als Leistungst­räger zu erweisen?

Vermeintli­che Privilegie­n können sehr, sehr relativ sein angesichts der großen Macht der Unternehme­nskultur, die von den Führungskr­äften geprägt wird. Vielleicht ist Homeoffice nur mit Überwachun­g okay, wie jüngste Umfragen nahelegen: In Deutschlan­d hat sich der Einsatz digitaler Überwachun­gswerkzeug­e verdoppelt (zehn Prozent der Mitarbeite­r wurden schon vor Corona exakt getrackt). Hirnstromm­essungen und Lächelkont­rolle gibt es hierzuland­e ja noch nicht – in China und Japan, auch in US-Konzernen, wird das fast schon State of the Art, ist zumindest fortschrei­tend im Einsatz.

Ach, schöne neue Arbeitswel­t – wer sind deine Privilegie­rten?

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