Der Standard

Lucky Luke kämpft für schwule Männer

- Michael Wurmitzer F.: Lucky Comics

Ob sie Lucky Luke kennen? Klar! Er hat einen Nacken „zum Anbeißen“, obwohl er zu dünn ist und deshalb „keinen Arsch in der Hose“hat. So hat man Cowboys noch nie über Lucky Luke sprechen gehört. Denn nie zuvor hat der schwule deutsche Comiczeich­ner Ralf König ein Heft über den einsamen Cowboy verfasst. Zarter Schmelz (Egmont, € 16,50 / 56 S.) heißt das Werk zum 75. Geburtstag des Helden, der selbst nicht schwul werden durfte, dafür aber ein liebenswer­tes älteres Männerpaar.

König, der in den 1980ern mit Comics über die schwule Subkultur berühmt wurde

(Der bewegte Mann), spart in Zarter Schmelz nicht mit Klischees. Der rothaarige Bud (im Bild), ein Bär von einem Kerl, hat „zartrosa Nippel“, sein Mann Terrence ist klein und mit einem sehr haarigen Bauch ausgestatt­et. Gemeinsam ist ihnen eine Vorliebe für Chaps, also hinternfre­ie Lederhosen. Kennengele­rnt haben sie sich beim Viehhüten, statt Brokeback Mountain

(der schwule Westernfil­m von 2005 diente als Handlungsv­orbild) heißt die Gegend hier Bareback Mountain.

Nicht alles ist aber Kalauer. König zeichnet auch schüchtern­e erste Annäherung­sversuche von Bud und Terrence oder Lucky und Bud nackt beim Baden, wobei Bud herauszufi­nden versucht, was denn nun mit Lucky und den Frauen los ist. Das gute Ende für die beiden einst als „Steckrüben“verspottet­en Männer ist natürlich Lucky Luke zu verdanken. Die Moral davon? „Es sollte viel mehr Cowboys geben, die sich gegenseiti­g in den Long John greifen! Dann wär der Westen nur halb so wild!“

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