Der Standard

Die Luxus-Lifestyle-Limousine für das Volk

Der Arteon ist ein Flaggschif­f, die repräsenta­tive Limousine von Volkswagen. Die soll elegant sein, schaut jetzt ein wenig schärfer aus, bleibt dabei aber recht brav. Kinder, benehmt euch hinten!

- Michael Völker

Das ist keine ganz leichte Aufgabe für den Arteon: Er ist, nach der Einstellun­g des Phaeton, den viele von uns immer noch mit Kerzerln und Blumen in der Kurve von Lambichl bei Klagenfurt assoziiere­n, nichts anderes als das Flaggschif­f der Marke VW. Nicht das meistverka­ufte Modell, das ist bei uns derzeit der T-Roc vor dem Golf, und auch nicht das teuerste Modell, das ist wohl der Touareg, aber das größte (wenn man Multivan und California beiseitelä­sst, die ja schon Kleinbusse sind). Viermeters­echsundach­tzig Limousine, quasi der Nobelpassa­t – und dennoch weitgehend unbekannt und im Straßenver­kehr nicht sehr präsent. Vielleicht, weil er eben Volkswagen heißt und nicht Managerwag­en.

Die Stärken liegen im Komfort, das ist zum einen der Fahrkomfor­t, der auf den langen Radstand von 2,84 Meter zurückzufü­hren ist, zum anderen am Platzangeb­ot: Es ist ausreichen­d davon vorhanden. Damit bietet sich der Arteon natürlich auch als Familienwa­gen an, selbst wenn er vom ersten Auftritt eher

Assoziatio­nen an die Vorstandse­tage als den Windeltran­sport weckt. Kinder haben hinten tatsächlic­h mehr Platz als sie benötigen, da kann sich die Mutti oder der Vati auch gleich dazugesell­en und gemütlich die Beine ausstrecke­n. Fünf Leute finden ohne Drängen Platz. Für Mitreisend­e ist der Arteon mindestens ebenso komfortabe­l wie für die chauffiere­nde Person.

Unter der Kofferraum­abdeckung fasst der Gepäckraum 475 Liter. Klappt man die Rückbank um, sind unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitz­en bis zu 1370 Liter Volumen verfügbar.

Wer auch immer ins Lenkrad greift, wird dabei motorisch souverän unterstütz­t. Es gibt einen Turbodiese­l mit 240 PS. Das Doppelkupp­lungsgetri­ebe ist gewohnt super, die

Leistung ausreichen­d. Die Beschleuni­gung von null auf hundert ist mit 6,5 Sekunden sportlich ambitionie­rt, die Höchstgesc­hwindigkei­t beträgt 250 km/h, da wird abgeregelt. Verbrauch: Um die sieben Liter, da muss man wohl auch den Allradantr­ieb einrechnen.

Die relative Größe des Wagens merkt man subjektiv kaum. Der Arteon fühlt sich leicht und wendig an, das Fahrwerk ist erstaunlic­h straff abgestimmt, ohne allerdings hart zu werden. Die Lenkung ist angenehm direkt und wird mit zunehmende­m Lenkwinkel noch direkter. So muss man im Alltag weniger kurbeln, ohne dabei ein zu giftiges Ansprechen zu erhalten.

Das Multimedia­system kennen wir ähnlich aus Golf und Passat, da hätten sich manche wohl mehr erwartet. Wir freuten uns über die Vertrauthe­it in der Bedienung, da kommen alle Funktionen recht logisch über die elektronis­che Rampe. Die vielen Softtouch-Tasten, die es am Lenkrad oder in der Mittelkons­ole gibt, haben allerdings den Nachteil, dass man schon genauer hinschauen muss, was man da gerade wie bedient, die haptische Rückmeldun­g wie bei einem Drehknopf fehlt weitgehend.

Die R-Linie, die hier als optische Ausstattun­gslinie angeboten wird, versucht dem Wagen einen sportliche­ren Anstrich zu geben. Er schaut ein bisschen giftiger und schärfer drein, weniger betulich.

Preislich beginnt der Arteon bei knapp 50.000 Euro, unser Testwagen (Arteon R-Line TDI DSG 4Motion) kostet nackt knapp 60.000 Euro, mit allen Extras dann doch 80.000. Das ist ein erwachsene­r Preis.

Der Arteon R hingegen, nicht Ausstattun­gslinie, sondern Motor, kann dann immerhin auf 320 PS zurückgrei­fen, Kosten ab 76.000 Euro. Wer es umweltscho­nender angehen will, wird mit dem Plug-in-Hybrid glückliche­r werden, die beiden Antriebe gemeinsam kommen zu einer Systemleis­tung von 218 PS. 55 Kilometer wären rein elektrisch möglich.

 ??  ?? Schnittig soll er sein, elegant und sportlich, auch praktisch und komfortabe­l. In der R-Linie wirkt er etwas verwegener, weniger betulich. Und technisch wurde er im Zuge des Facelifts auf den aktuellen Stand gebracht.
Schnittig soll er sein, elegant und sportlich, auch praktisch und komfortabe­l. In der R-Linie wirkt er etwas verwegener, weniger betulich. Und technisch wurde er im Zuge des Facelifts auf den aktuellen Stand gebracht.

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