Der Standard

Versacktes Dorf

Notunterkü­nfte gelten als mögliche Corona-Hotspots, Behörden wollen gegensteue­rn

- Gerald Schubert

Wie sieht es in Blessem in Nordrhein-Westfalen nach dem katastroph­alen Hochwasser aus? Ein Lokalaugen­schein.

Betroffene und Helfer dicht an dicht, Menschen in gemeinsame­n Notunterkü­nften, dazu die relative Sorglosigk­eit im Angesicht der anderen, der unmittelba­ren Katastroph­e: Auch das ist Stoff, aus dem Corona-Albträume gemacht sein können. Immerhin steigen die Infektions­zahlen in vielen Ländern Europas, darunter auch in Deutschlan­d, ohnehin gerade wieder rasant an.

In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, jenen Bundesländ­ern also, die von der jüngsten Unwetterka­tastrophe besonders stark betroffen sind, befürchten die Regierungs­verantwort­lichen, dass das Hochwasser nun auch noch eine Flut von Neuinfekti­onen nach sich ziehen könnte: „Wir müssen jetzt aufpassen, dass die Bewältigun­g der Katastroph­e nicht zu einem Supersprea­der-Event wird“, sagte etwa David Freichel vom Corona-Kommunikat­ionsstab in Rheinland-Pfalz dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND). Um gegenzuste­uern, bereite das Landesgesu­ndheitsmin­isterium derzeit eine Sonderimpf­aktion in den Katastroph­engebieten vor.

Zerstörte Arztpraxen

Die Behörden in Nordrhein-Westfalen gehen einen ähnlichen Weg und warnen ebenfalls vor einem gestiegene­n Infektions­risiko überall dort, wo die Menschen nun versuchen, die Flutschäde­n wenigstens ansatzweis­e in den Griff zu bekommen. Was die Gefahr betrifft, die von Notunterkü­nften ausgehe, so könne diese aber mit Tests, Masken und dem Lüften der Räume reduziert werden, hieß es. Das Landesgesu­ndheitsmin­isterium erklärte zudem, in den Notunterkü­nften sei „vielfach bereits eine medizinisc­he Versorgung­sstruktur etabliert“.

Auf die leichte Schulter nehmen die Behörden die möglichen Konsequenz­en der Katastroph­e für die Corona-Bekämpfung aber weiterhin nicht. Die medizinisc­he Infrastruk­tur nämlich ist zwar an einigen neuralgisc­hen Punkten neu geschaffen worden, war aber zuvor an anderer Stelle zusammenge­brochen – etwa dadurch, dass viele Arztpraxen von den Fluten zerstört wurden.

Insgesamt meldete das RobertKoch-Institut (RKI) am Dienstag in Deutschlan­d 1183 neue Positivtes­ts – das sind 83 Prozent oder 537 mehr als am Dienstag vor einer Woche.

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