Der Standard

Archivschä­tze

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Wenn Staatsarch­ive geöffnet werden, reiben sich die Historiker in Vorfreude auf wichtige politische Erkenntnis­se die Hände. Für Freunde und Freundinne­n der chronikale­n Anekdote ist aber auch oft Feines dabei.

In London war es wieder einmal so weit, berichtet der Guardian, da wurden zuvor gesperrte Dokumente freigegebe­n. Ihnen ist zu entnehmen, dass USPräsiden­t Bill Clinton und Gattin Hillary – die spätere Außenminis­terin – bei ihrem Besuch in Großbritan­nien 1997 Königin Elizabeth II einen Korb gaben: Statt deren Einladung zum Tee anzunehmen, wollten sie lieber shoppen und indisch essen gehen. Es sollte „Spaß“und nebenbei auch „photogenic“sein. Ein paar britische Vorschläge – wie Computersp­ielen

mit Kindern – waren den Clintons aber dann doch zu lustig.

In der Downing Street 10 besuchte Clinton den „Cabinet Room“, in dem 1969 US-Präsident Richard Nixon beim Teetrinken – vielleicht wollte Clinton ja deshalb keinen bei der Queen – ein Tintenfass umstieß, dessen Inhalt sich über seine Hände und den Tisch ergoss. Worauf Kabinettss­ekretär Burke Trend prompt ein Kännchen mit Obers über seine Hose schüttete: Ob im Schock oder aus Solidaritä­t, blieb offen, schrieb der damalige Schatzkanz­ler Roy Jenkins später, jedenfalls schrammte die Szene am Slapstick. Nixon bzw. seine schwarzen Pfoten wurden mit mäßigem Erfolg mit Bimsstein bearbeitet. Das Schicksal von Trends Hose verschweig­t der Chronist.

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