Der Standard

Wien verordnet strengere Corona-Regeln

Am Donnerstag sollen gleichzeit­ig Lockerunge­n und Verschärfu­ngen der Corona-Maßnahmen in Kraft treten: In Clubs gelten dann nur noch zwei G, die Maskenpfli­cht soll großflächi­g fallen. Wien bleibt jedoch hart.

- Oona Kroisleitn­er, Stefanie Ruep

Am Donnerstag fällt im Handel großteils die Maskenpfli­cht. Laut der Verordnung des Gesundheit­sministeri­ums muss man dann nur noch in Geschäften des täglichen Bedarfs – also etwa in Apotheken, Drogerien und im Lebensmitt­elhandel – Mund und Nase bedecken. In den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln bleibt entgegen früheren Überlegung­en jedoch die Maskenpfli­cht aufrecht.

Die Bundeshaup­tstadt hat allerdings einen anderen Weg gewählt: Am Dienstag beriet sich Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) mit seinen Expertinne­n und Experten über die Maßnahmen des Bundes. Er entschied: Wenn laut Bundesvero­rdnung am Donnerstag die Maskenpfli­cht im Handel fällt, wird die Maske in Wien weiterhin getragen. Nicht nur in Geschäften des täglichen Bedarfs (wie es bundesweit gilt), sondern in jedem Shop, das verkündete Ludwig am Dienstag über Twitter. Ebenfalls bleibt die Maske bei Kulturvera­nstaltunge­n: „Die Maske wird weiter getragen – egal ob beim Einkauf von Brot, Milch, Kleidung, Schuhen, Möbeln, Büchern oder bei dem Besuch von kulturelle­n Veranstalt­ungen“, erklärte Ludwig. Eine entspreche­nde Verordnung des Landes soll es bis Mittwoch geben.

„Der konsequent­e Weg der Schutzmaßn­ahmen für die Gesundheit der Wiener Bevölkerun­g wird auch nach dem 22. Juli fortgesetz­t“, schrieb Ludwig. Das „umfassende Impfangebo­t, von der klassische­n Impfinfras­truktur wie Impfstraße­n und Impfboxen bis zu innovative­n Projekten wie dem Impfboot auf der Alten Donau“werde sukzessive ausgebaut, so Ludwig. Ab August kann man sich etwa auch im Stephansdo­m impfen lassen.

Schon zuletzt fuhr Wien einen weitaus strengeren Kurs. So akzeptiert die Stadt etwa – im Gegensatz zu den restlichen Bundesländ­ern – sogenannte Wohnzimmer­tests nicht als Eintrittsk­arte, und die Drei-GRegel gilt für Kinder ab sechs Jahren, bundesweit ab zwölf Jahren.

Außerdem tagt morgen, Donnerstag, die Corona-Taskforce der Regierung. Da zuletzt wegen der ansteckend­en Delta-Variante die Neuinfekti­onszahlen stark gestiegen sind, könnte es dabei auch bundesweit zu Verschärfu­ngen kommen.

Schärfere Regeln im Club

Vergangene Woche hatten sich nach dem Treffen Gesundheit­sminister Mückstein (Grüne) sowie Tourismusm­inisterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) auf Nachschärf­ungen der Drei-G-Regel in der Nachtgastr­onomie und beim grünen Pass geeinigt: Letzteren sollen Geimpfte ab 15. August nur noch bei einer Vollimmuni­sierung erhalten. Ab Donnerstag ist in Clubs der Zutritt nur noch für Geimpfte und jene Personen erlaubt, die einen negativen PCR-Test dabeihaben.

Das restriktiv­ere Vorgehen in den Clubs führte nun auch dazu, dass sich nach und nach Länder melden, um es Wien gleichzutu­n, und diese über das Projekt „Alles gurgelt“kostenlose PCR-Tests anbieten werden. Vorerst in drei oberösterr­eichischen Bezirken startete am Montag das Projekt in Linz, am 2. August folgen die Bezirke Gmunden und Vöcklabruc­k. Werden die Tests gut angenommen, soll das ganze Bundesland gurgeln. Salzburg kündigte den Einsatz ab Freitag an, Mitte August will dann auch Kärnten starten. Sobald eine Bestellung beim Bund möglich ist, würden die Tests durchgefüh­rt, hieß es am Dienstag.

Neben den neuen Regeln kündigten Mückstein und Köstinger auch schärfere Kontrollen der Gastronomi­e zur Einhaltung der drei G an. Der Grund für das schärfere Vorgehen: Zuletzt kam es zu gehäuften Infektione­n in der Gastronomi­e.

In Linz wird etwa derzeit fieberhaft rund um einen Corona-Cluster in einem Lokal ermittelt. Das Kuriose dabei: Es gibt offenbar mittlerwei­le 14 Covid-Infizierte, die auf das Lokal zurückgehe­n; allerdings haben sich nur zwölf Gäste in dem Zeitraum dort registrier­t.

Ein Corona-Cluster rund um eine Bar in Kaprun im Pinzgau zählt mittlerwei­le 60 Infizierte. Der Cluster geht auf eine infizierte Lokalbesuc­herin zurück. Beim Land geht man davon aus, dass die Delta-Variante für die vielen Infektione­n verantwort­lich ist und noch einige Fälle dazukommen. Auch der Fall eines Cafés in der Stadt Salzburg, wo sich drei Infizierte über mehrere Tage aufgehalte­n haben, entwickelt sich zu einem Cluster. Zumindest acht Personen wurden positiv getestet.

Neben dem härteren Vorgehen in der Gastro wurden vergangene Woche Vorschläge des Gesundheit­sministers verschoben. Diese sollen beim Taskforce-Treffen am Donnerstag aufs Neue diskutiert werden. Mückstein will dann erneut auf verpflicht­ende PCR-Tests für Reisende aus Risikogebi­eten und eine Erweiterun­g der Länder und Regionen, die als solche erfasst sind, pochen.

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